Weil am Rhein Musikalische Wasserfahrt anno dazumal

Weiler Zeitung
Das Heinrich-Schütz-Ensemble in Ötlinger Kirche Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Konzert: Vergnügliche Auszüge aus Adriano Banchieris „Barca“-Madrigalkomödie

Von Walter Bronner

Weil am Rhein-Ötlingen. Ein Schiffsausflug auf dem Brenta von Venedig nach Padua war vor 400 und mehr Jahren schon so ein begeisterndes Erlebnis wie heute, wo der Spaß rund 90 Euro kostet. Offensichtlich hat sie seinerzeit auch der umtriebige Bologneser Benediktiner-Mönch, Organist, Musiktheoretiker und Komponist Adriano Banchieri wenigstens einmal absolviert und die Erlebnisreise 1605 in Musik umgesetzt.

Wie sich dieser als Madrigalkomödie bezeichneter Opern-Vorläufer „Barca di Venezia per Padua“ anhört, war am Sonntag in einer konzertanten Aufführung (parallel zur ersten Halbzeit des Deutschland-Mexiko-Spiels) in der Ötlinger St. Gallus-Kirche zu hören. Und wenn diese auch nicht wie gewohnt bei solchen Anlässen randvoll besetzt war, so doch von einer ansehnlichen Hörergemeinde, die dem frühbarocken Potpourri mit viel Vergnügen lauschte.

Dargeboten wurde es von den sieben Sängerinnen und fünf Sängern des Basler Heinrich-Schütz-Vokalensembles, das unter Leitung von Alina Kohut diese Art alter Musik mit Hingabe und für eine Laientruppe mit bemerkenswert differenzierter und klangsinnlicher Intonationskultur pflegt.

Als instrumentale Partnerinnen beeindruckten nicht minder die Theorbe-Spielerin Emma-Lisa Roux und Darina Ablogina an der Traversflöte. In vier Dreiergruppen aufgeteilt erklangen zwölf der 20 Madrigale, mit denen der weltlichen Vergnügen offenbar stark zugeneigte Mönch, spätere Abt und angebliche „Erfinder“ des Taktstocks die herrliche Schifffahrt vorbei an prächtigen Patrizier-Villen prunklieber Renaissance-Baumeister und vornehmen Landsitzen des begüterten Stadtadels schildert.

Wesenstypische Klangschilderungen vom Tun der Schiffsleute bei An- und Abfahrt einschließlich Fahrgeld-Inkasso, den Hantierungen der Fischer und dem geschäftigen Treiben der Händler nebst Auftritten von Gauklern und Musikanten bereiteten reichlich Hörvergnügen. Ebenso die musikalischen Charakterisierungen der zu reiner Lustfahrt an Bord weilenden Passagiere, darunter auch Liebespärchen und schmachtende Gigolos, schließlich auch noch aufdringliche Bettler und entlassene Soldaten, die die Reisenden bei der Ankunft abzuzocken versuchen. Dargeboten wurde das alles in stilkonformem, teils solistisch pointiertem und vorwiegend a-cappella vorgetragenem Schöngesang.

Erst im Schlussteil kam auch das Instrumentalduo zum Einsatz. Das hatte sich jedoch schon zuvor mit Zwischenspielen eines aparten Duo-Stücks aus der Notenhandschrift eines gewissen Carlo G., einer anmutigen, leicht melancholischen Flöten-Pavane von Jacob van Eyck und einem hauchzarten, melodisch berückenden Arioso von Girolamo Frescobaldi in die Herzen der begeisterten Hörergemeinde gespielt.

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