Weil am Rhein Musiker-Gefühlslage in Moll

Marco Fraune
Digitale Jahreshauptversammlung: Insgesamt mehr als 30 Mitglieder beteiligten sich an dem Zoom-Meeting. Foto: Marco Fraune

Corona: Orchestergesellschaft Weil am Rhein hofft auf Proben-Neustart

Weil am Rhein - Ein Auf und Ab der Gefühle haben die Mitglieder der Orchestergesellschaft während der Corona-Pandemie bislang hinter sich. Proben fanden statt, waren dann wieder nicht erlaubt sowie Konzerte wurden geplant und kurz vor dem Termin abgesagt. Zur aktuellen Moll-Gefühlslage passt auch der bange Blick auf den Kassenbestand. Die Hoffnung ruht auf dem Projekt „Filmmusik grenzenlos“.

Das Interesse der Mitglieder an der Orchestergesellschaft Weil am Rhein ist nach wie vor groß, wie die digital abgehaltene Jahreshauptversammlung am Freitagabend zeigte. Deutlich mehr als 30 Teilnehmer waren bei dem Zoom-Meeting dabei, wobei Christian Leitherer sich sogar von unterwegs einwählte und in seinem Auto sitzend virtuell in der Runde Platz nahm.

Die Vorsitzende Gabriele Foege sprach dann von einem „sehr seltsamen Bericht über das vergangene Jahr“. Denn statt um erfolgreiche Konzerte ging es um abgesagte Proben und Musikveranstaltungen. So fand der letzte öffentliche Auftritt des Vorzeige-Orchesters der Stadt beim Neujahrsempfang vor über einem Jahr statt.

Ein Auf und Ab

Aus den Maikonzerten in Märkt und in Schopfheim wurde wegen der Pandemie nichts. „Bis Mitte Juni ging gar nichts mehr“, erinnerte Foege. Mit Abstand und Maske konnte später zumindest wieder geprobt werden, wobei die Musiker ins Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Alt-Weil ausweichen mussten.

Doch auch das ambitionierte Herbstprogramm wurde verschoben. „Ich selbst beschäftigte mich intensiv mit Corona-Verordnungen aus allen drei Ländern.“ Zwar standen mit Unterstützung von Arzt Joachim Fehse „super-detaillierte Hygienepläne“ für die Konzerte in der Märkter Halle im November. Doch hieß es: Absage kurz vor den Konzerten. Der Ausweichtermin im Mai musste mittlerweile verschoben werden.

Damit ruht die Hoffnung der Orchestergesellschaft mit ihrem Dirigenten Franck Nilly auf dem Filmmusikkonzert im Herbst dieses Jahres, „an dessen Vorbereitung wir seit bereits vier Jahren intensiv arbeiten“. Denn dieses Konzert soll laut Foege ein Ausrufezeichen setzen. „Die Orchestergesellschaft lebt noch!“

Die OGW-Vorsitzende hat sich Mitte März daher bereits an das Landes-Staatsministerium gewendet, damit möglichst bald wieder geprobt werden kann. Dort bittet man jedoch noch um Geduld, bis eine zukünftige Fassung der Corona-Verordnung die Proben der Vereine der Amateurmusik wieder möglich macht. Für Foege ist dies alternativlos. „Sonst geht alles, was wir aufgearbeitet haben, zu Grunde.“

Der Kulturamtsleiter Peter Spörrer weiß, dass das Proben mit vielen Leuten im Innenraum eine größere Ansteckungsgefahr birgt. Sobald die Verordnung es zulasse, erlaube es die Stadt. Denn: „Sie tragen zu einem erheblichen Teil zum kulturellen Leben der Stadt bei.“

Angespannte Finanzlage

Die Corona-Situation drückt nicht nur die Stimmung der Mitglieder, sondern wirkt sich auch negativ auf die Rücklagen des Vereins aus. So sprach Kassierer Wolfgang Diegritz von „keinen positiven Zahlen“. Es stand unterm Strich der höchste Verlust von gut 7000 Euro. Denn Einnahmen wurden deutlich weniger, aber Ausgaben wie für die Anstellung des Dirigenten und des Konzertmeisters sowie für den neuen Internetauftritt mussten gestemmt werden. „Wir haben leider keinen Geldesel im Keller.“

Es hätte den Verein aber noch schlimmer treffen können, sprach der Kassierer von zwei blauen Augen. Positiv sei: „Wir haben treue Mitglieder.“ Weil aber weniger Aktive proben könnten, bleibe eine Frage: „Wie gut sind wir noch, wenn wir wieder loslegen?“

Wann und wo darf wieder geprobt werden?

Die Orchestergesellschaft Weil am Rhein kann aktuell nicht proben. Während die Stadt über den Kulturring schon mitgeteilt hat, dass bis zum 31. Oktober die Türen für alle Vereinsaktivitäten geschlossen bleiben und somit die Realschule als Proberaum entfällt, hofft die OGW-Vorsitzende Gabriele Foege noch auf einen früheren Neustart im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde in Alt-Weil, wohin die Musiker vor dem Shutdown ausweichen konnten. Hier gebe es fast eine Open-Air-Situation, sodass man im Sommer hier proben könnte. Und für Herbst hoffen die Musiker auf Corona-Lockerungen.

Der neue Kulturamtsleiter Peter Spörrer erklärte auf Nachfrage der OGW-Sprecherin Ria Stahlberger, dass der 31. Oktober von der Stadt gewählt worden sei, um Planungssicherheit zu schaffen. „Meine Idee war es nicht.“ Vielmehr hofft Spörrer im Sinne der kulturtreibenden Vereine, dass die Verordnungen früher Proben möglich machen. Dann werde die Stadt sicher nicht strikt an dem 31. Oktober festhalten. Aktuell sei aber die geringe Fläche in Relation zum großen Orchester ein Problem. Die Stadt setze nur Landes- und Bundesvorgaben um. „Da sind uns die Hände gebunden.“

Keine Online-Konzerte

Weil am Rhein - Die Vorsitzende der Orchestergesellschaft Weil am Rhein, Gabriele Foege, hat sich deutlich gegen Online-Konzerte ausgesprochen. „Um eine Qualität zu erreichen, die den an uns selbst gestellten Ansprüchen genügt und die auch von unseren Konzertgästen von uns erwartet wird, bedarf es eines sehr hohen tontechnischen Aufwands“, schilderte sie in ihrem Jahresbericht. „Wir wollen darin nicht investieren.“ Denn angesichts der bevorstehenden Live-Konzerte müsse der Verein äußerste Sparsamkeit walten lassen.

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