Weil am Rhein Musiker spielen, Passanten spenden

SB-Import-Eidos

Musik erfüllte am Samstag die Weiler Hauptstraße: Zahlreiche Kulturschaffende aus der Stadt waren dem Aufruf von Michael Feldges gefolgt, um im Rahmen eines Benefizkonzerts Spenden für den Verein „Kinderhilfe Kiew“ (KiHev) zu sammeln. „Ich könnte heulen vor Emotion“, sagte Vorsitzender Thomas Harms angesichts des Einsatzes.

Weil am Rhein (sc). Wenn er nach Kiew fliegt, so trage er die Kosten aus eigener Tasche, erzählte Harms. Die täglichen Telefonate mit der Klinik in Kiew würden aus dem Etat der Stadtapotheke getragen. „Alles, was heute gespendet wird, geht eins zu eins nach Kiew.“

Dass die Spenden in die von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellten Wahlurnen reichlich flossen, bestätigte René Winzer, der mit Christian Olivieri vor dem EP Mediacenter Musik machte. Das Repertoire hatten die beiden der aktuellen Situation angepasst: „Sag mir, wo die Blumen sind?“ oder „Sound of Silence“ – Lieder rund um den Frieden trugen sie vor.

Etwas Gutes tun

Dieter Steininger, der mit seiner „Ad hoc-Formation“, bestehend aus Gerd Maier, Philipp Reiß, Rainer Müller, Walter Schneider und Gerold Sallinger, auf dem Rathausplatz auftrat, unterhielt die Zuhörer mit Jazz-Standards und anderen bekannten Stücken. „Es ist uns ein inneres Bedürfnis, unseren Teil beizutragen“, sagte Steininger.

Die Musiker seien ambitioniert, etwas Gutes zu tun, um diese unerträgliche Situation zu mildern, auch wenn dies nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“ sei, stellte die Dreierformation mit Tobias Kirchmaier, Gerd Maier und Jonas Meder fest.

„Ich bin für den Frieden unterwegs“, erklärte die Clown-Dame Pollina di Valentina. Mitgebracht hatte sie bunte Blätter, dazu eine Anweisung, wie daraus Friedenstauben gebastelt werden können. Luftig-leichte Seifenblasen machte sie, dabei legte sie Wert darauf, sich mit den Menschen zu unterhalten. Viel Publikum scharte auch Clown Rabe mit seiner Jonglage um sich.

Kuchen fast ausverkauft

Begehrt waren auch die 50 Kuchen am Stand der Nachbarschaftshilfe Lörrach. Innerhalb von vier Stunden war fast alles ausverkauft. Wer wollte, konnte gegen eine kleine Spende einen bunten, geformten Luftballon von Katharina Wohlgemut und Anita Indri-Werner bekommen. „Was wir dringend noch brauchen, sind Menschen, die Geflüchtete aufnehmen“, sagte Jennifer Gewehr. Sigrid Fuchs aus Haltingen bot Äpfel aus der heimischen Landwirtschaft an, auch dieser Erlös fließt in die Spendenkasse.

Vor dem Sporthaus Gemo traten Christian Leitherer, seine Tochter Isabella und drei ihrer Studienkollegen der Musikhochschule Basel auf. „Was da im Moment geschieht, dafür habe ich keine Worte“, sagte Leitherer. So vielen Menschen wie möglich humanitäre Hilfe zukommen zu lassen, zu zeigen, dass es auch ein friedliches Miteinander gibt, füreinander da zu sein – das sei ihre Motivation gewesen, nach dem Anruf von Feldges sofort zuzusagen.

Zwischen dem Schuhhaus Wachenheim und dem Modehaus Ermuth erklangen Klassik, Rock und Jazz des Ensembles „La Petite Fleur“. Ulrich und Elisabeth Senf, Hans-Dieter Aberer und Stefan Höferlin verzauberten das Publikum auf besondere Weise. „Auch wir haben sofort zugesagt“, erklärten die Musiker. Es sei notwendig, Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten seien. Zudem mache es Freude, endlich wieder öffentlich zu spielen. „Hier auf der Straße herrscht eine familiäre Stimmung.“ Die Resonanz des Publikums sei hervorragend.

Publikum ist begeistert

So sahen das auch die Zuhörer. Andrea Bührer stellte fest: „Ich finde diese Aktion klasse. Es ist gut und wichtig, dass so Spenden generiert werden könnten.“ Letztendlich sei es eine „Win-Win-Situation“: Wieder unter Menschen kommen, Bekannte treffen, Musik hören – das tue gut. „Super gut, toll, beeindruckend“, fanden Dalila Britto und Maximilian Paurat, dass so ein Benefizkonzert zustande gekommen ist, ohne dass vorherige Strukturen bestanden hätten.

Marius Martin fand die Auftritte der unterschiedlichen Musiker „hochprofessionell“. In dieser verrückten Zeit, in der es nur noch schlechte Nachrichten gebe, seien die Auftritte und der Einsatz der Ehrenamtlichen ein „wunderschönes Gegenwirken“. Letztendlich gehe es ums Helfen und um das Gemeinschaftsgefühl.

Die Spielfreude der Musiker spiegele sich im Publikum wider, stellte Marcel Wenzel fest. Ihm bereite das Benefizkonzert viel Freude. Der Einsatz der Ehrenamtlichen, um den Zustand der betroffenen Menschen zu verbessern, sei bewundernswert. Ganz bewusst hatte Tommi Furtwängler verschiedene Stationen abgelaufen. Er hoffe sehr, dass die Spendenbereitschaft groß ist. Dass sich so viele Kulturschaffende engagierten, fand er großartig.

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