Weil am Rhein Nachhaltigkeit wird gelebt

Weiler Zeitung

Projekt: Kinder- und Jugendfarm Sohleck züchtet seltene Rassen und geht schonend mit Ressourcen um

Zwölf Kilogramm schwere Gänse, seltene Kaninchen-Arten und eine fast ausgestorbene Hahn-Rasse: Auf der Kinder- und Jugendfarm Sohleck gibt es Besonderes zu bestaunen. Unter dem Oberbegriff Nachhaltigkeit haben Tiere hier ein Zuhause, die auf der Roten Liste stehen. Hinzu setzten die Verantwortlichen auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Mit schwarzem Federkleid und rotem Hahnenkamm macht der Augsburger Hahn optisch schon einiges her. Früher war er auch im Schwarzwald weit verbreitet, später wurde er noch in der damaligen DDR gezüchtet, doch nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Aus der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) stand ein jähes Ende. „In einer Nacht wurden fast alle Tiere abgeschlachtet“, erinnert Günter Endres, Vorsitzender des Farm-Trägervereins „Pro Jugend 3Land“. Mittlerweile werde der Bestand der Hähne beim schwarzen Farbschlag mit nur noch 36 Tiere angegeben. Zu wenig Fleisch an den Knochen und zu wenige Eier hätten fast das komplette Aus der Rasse bedeutet. Mit der Zucht der extrem gefährdeten Augsburger Hähne in Weil am Rhein soll aber entgegengewirkt werden.

150 Tiere auf der Farm

Die gleiche Intention verfolgen Endres und seine Mitstreiter bei der Zucht der anderen 150 Tiere, die im Sohleck leben. Darunter befinden sich Sundheimer Hühner, Emdener Gänse, Aylesbury Enten und Kaninchen, die auf der Roten Liste stehen. Einzig die Hühner der Rasse Cream Legbar, die hellblaue Eier legen, und die Rasse Jerseygiant, die größte Hühnerrasse, zählen nicht dazu. „Die Tiere sind besonders für Kinder interessant“, weiß Endres darum, Neugier zu wecken und Aufmerksamkeit zu generieren.

Finanzieller Zustupf

Schließlich gilt es auch, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Als Träger fungiert der Verein „Pro Jugend 3Land“, die Stadt stellt das Grundstück günstig über den Kleintierzuchtverein C 201 als Pächter zur Verfügung. Doch bis auf einen 15-prozentigen Zuschuss durch das Landratsamt, wenn Bauprojekte anstehen, und einen Zustupf vom Sponsor Gabriel Haus- und Gartenservice muss sich die Einrichtung vor allem mit Muskelkraft und Hirnschmalz über Wasser halten.

Weizen und Wasser

Mit Köpfchen wird nicht nur aus monetären Gesichtspunkten gehandelt, sondern auch aus Überzeugung. Das zeigt sich an einigen Becken, in denen je nach Reifestadium Weizenkörner liegen. Fünf Keimstufen werden durchlaufen bis das Getreide verfüttert wird. Mehr Vitamine und ein höherer Nährwert stehen unterm Strich. Die Veredelung spart zudem Kosten.

Ein alter Kocher wenige Meter weiter ist ebenfalls Teil des ökologischen Sparprogramms. Überschüssige Rote Beete und Kartoffeln gibt es vom Bauern, im Kocher wird beides auf die richtige Garstufe gebracht und an die Tiere verfüttert.

Der ressourcenschonende Umgang erfolgt auch mit dem Sammeln von Regenwasser. Rohre führen vom großen Sammelbehälter zum Teich, der so nachgefüllt werden kann. Lediglich mit dem richtigen Gefälle fließt das Wasser. „Mit Geduld braucht man keine Pumpe und somit keinen Strom.“

„Positive Veränderungen“

Dass die Themen gesunde Lebensmittel und Nachhaltigkeit bei immer mehr Bürgern einen höheren Stellenwert einnehmen, spürt Endres. Auch wenn am Sonntag beim Nachhaltigkeitstag, zu dem die Kinder- und Jugendfarm Sohleck eingeladen hatte, nicht so viel los war wie gewünscht. „Ich spüre eine positive Veränderung“, bemerkt der Vorsitzende eine höhere Sensibilität. Immer mehr Besucher zeigten auch Interesse, Hühner zu halten.

An den aus Norddeutschland stammenden Emdener Gänse, die ebenfalls im Sohleck ein Zuhause haben, hielt sich das Interesse zuletzt hingegen in Grenzen, weswegen sie nun als stark gefährdet gelten. Und das hat ganz praktische Gründe, bedauert Endres. Eine Zwölf-Kilo-Gans passe nicht in einen handelsüblichen Ofen und könne angesichts von geringen Familiengrößen kaum noch aufgegessen werden.

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