Weil am Rhein Narren wünschen eine Stadthalle

Siegfried Feuchter
Sehr gute Gesangs- und Tanzeinlage mit (v.l.): Christian Olivieri, Sabine Eller, Dietmar Fuchs, Nicole Voirol, Markus und Julia Schmieder. Foto: Siegfried Feuchter

Zunftabend: Wiler Zipfel mit einem vierstündigen Programm. Im ersten Teil lief (noch) nicht alles rund.

Weil am Rhein - Schon hinlänglich haben die Zunftmeister der „Wiler Zipfel“ bewiesen, dass sie ihr närrisches Handwerk beherrschen. Beim ersten Zunftabend am Donnerstagabend warteten sie zwar wieder mit einigen pfiffigen Ideen und überzeugenden Gesangsnummern auf, allerdings lief nicht alles rund.

Vor allem im ersten Teil gab es Textunsicherheiten, auch war das eine oder andere zähflüssig und zu lang, und es fehlte mitunter Pep. Im zweiten Teil nahm das Programm dann deutlich an Fahrt auf.

Dankbarer Beifall

„Ich hoffe, unser Programm hat euch gefallen“, sagte kurz nach Mitternacht Oberzunftmeister Dietmar Fuchs. Am Ende nach gut vier Stunden unterstrich das Publikum dies und belohnte die Akteure zwar nicht mit überschwänglichem, aber doch mit dankbarem Beifall. Denn hinter einer unterhaltsamen Narrenrevue steckt eine immense Arbeit. Auch wäre es vermessen zu erwarten, das Programm könnte Jahr für Jahr getoppt werden.

Aufwendig und trefflich war die Kostümierung der Bühnenakteure, die mehrfach und in unterschiedlicher Ausprägung den Wunsch nach einer Stadthalle formulierten.

Der Reihe nach: Marcel Winzer und Markus Wohlschlegel führten als „Blues Brother“ durch das Programm, das mit einer Szene im Rebberg am Tüllinger startete. Beim Herbsten ließen sich die Akteure unter anderem über die davongaloppierenden Kosten bei der Sanierung der Gemeinschaftsschule, die Dieselfahrverbote, die „Me Too“-Debatte bis hin zur Kommunalwahl aus, wobei sie mit einer eigenen Narrenzunftliste antreten und den Antrag für den Bau einer Stadthalle einbringen wollen.

Nachdem die Guggemusik Zinke-Waggis dem Publikum kräftig und in bewährter Weise eingeheizt hatte, ging es bei „Bares für Rares“ mit Horst Lichter rund, sehr gut gemimt von Patrick Voirol. Beispielsweise entpuppte sich das von 1848 stammende „Ziehwägeli“ als Exponat von 1980, geliefert durch den Otto-Versand. Auch wurde versucht, einen nach Expertenmeinung mit Weinstein und Gutedelkristallen besetzten Ring zu höchst möglichem Preis loszuwerden.

Seit 30 Jahren als Duo auf der Narrenbühne

Seit genau 30 Jahren sind sie ein fast unzertrennliches Duo auf der Narrenbühne: Hans-Rudi Lienin und Peter Guggenbühler. Die beiden passionierten Fasnächtler ließen nach verschiedenen Melodien von stimmungsvoll („Altweiler Nächte sind lang“) bis gefühlsbetont („Ich wollte nie erwachsen sein“) die drei Jahrzehnte ihres närrischen Wirkens Revue passieren.

Diana Himmelsbach hatte mit der „Dance Company“ von TV Weil und Narrenzunft wieder ganze Arbeit geleistet. Mit Samba und Copacobana legten sie einen flotten, mit viel Beifall bedachten Tanz auf die Bretter.

Welch vorzüglicher Mime Jürgen Schaller ist, bewies er auch im 50. Jahr seines närrischen Wirkens bei seinem Soloauftritt als „Gemeinderatsbesucher“. Er zeigte auf, wie der Gemeinderat auch nach 49 Schorli und 70 Obstler zu einstimmigen Ergebnissen kam und wie er es schaffte, von der EU einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro für eine mittellose Katze im Krankenstand zu bekommen.

Mit ein Höhepunkt des Abends war der stimmungsvolle Gesangsauftritt der „Rat -Pack“. Dietmar Fuchs, Markus Schmieder und Christian Olivieri zeigten, was sie gesanglich drauf haben. Dabei spießten sie das eine oder andere Thema (Laguna, Stadthalle) auf. Und immer wieder ertönte: „Mir Wiler sin die gröschte, beschte und tollschte uf der ganze Welt“. Am Ende des starken Auftritts wurden die drei Sänger noch von drei charmanten TV-Tänzerinnen unterstützt.

Ehe alle Zunftakteure gesanglich den Schlusspunkt setzten, gingen sie auf eine unterhaltsame, zuweilen turbulente Stadtrundfahrt mit OB Dietz – trefflich dargestellt von Dietmar Fuchs. Auch zwei internationale Gäste (Hans-Rudi Lienin als Japaner und Ralf Merk als Syrer) waren unter den Gästen der Stadtrundfahrt. Warum der OB immer nur das Schöne in der Stadt zeige, wollte einer der Fahrgäste wissen. „Wenn er das Nicht-Schöne ansteuern wollte, würde dies den zeitlichen Rahmen sprengen“, lautete die Antwort. Zum Schluss weigerte sich gar der Busfahrer, in den „prosperierenden, multikulturellen Stadtteil Friedlingen“ zu fahren, weshalb sich der OB selbst ans Steuer setzen musste.

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