Weil am Rhein Neubauten müssen noch warten

Saskia Scherer
Die Margeritenstraße 19 wird von der Baugenossenschaft Haltingen-Weil energetisch saniert. Foto: Daniel Hengst

Die Baugenossenschaft Haltingen-Weil setzt ihr geplantes Projekt am Marksteinweg vorerst nicht um. Neue bezahlbare Mietwohnungen zu schaffen sei derzeit unmöglich, so Geschäftsführer Rainer Hunn.

Der Geschäftsführer verwies bei der Mitgliederversammlung am Montagabend auf um 40 Prozent gestiegene Baukosten zwischen 2019 und 2023, deutlich erhöhte Zinsen und eine fehlende „sinnvolle Wohnungsbauförderung seitens der Politik“. Dazu komme noch eine „überbordende Regulierungswut“.

Am Marksteinweg sollen zwei ältere, stark sanierungsbedürftige Bestandsgebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Wohnfläche und Zahl der Wohnungen könnte dadurch deutlich vergrößert werden, erinnerte Hunn. Auch der Bebauungsplan wurde mittlerweile geändert. Doch das Ergebnis der Kostenberechnung sei ernüchternd: Eine kostendeckende Miete von mehr als 19 Euro pro Quadratmeter wäre erforderlich. „Selbst wenn wir auf die geplante Holzbauweise verzichten und nur konventionell gemäß Baugesetzbuch bauen, wird die Miete nicht wesentlich erschwinglicher“, bedauerte der Geschäftsführer. Es werde noch die Baugenehmigung beantragt, aber dann soll das Projekt in der Schublade landen – „in der Hoffnung, dass sich die Rahmenbedingungen wieder deutlich verbessern“.

Gustave-Fecht-Straße 22-28

Die Entwicklung der Baugenossenschaft im vergangenen Jahr bezeichnete Hunn dafür als erfreulich. Das Bauvorhaben Gustave-Fecht-Straße 22 bis 28 wurde fertiggestellt und ist mittlerweile auch vollständig bezogen. Entstanden sind 33 Mietwohnungen mit knapp 2800 Quadratmetern Wohnfläche sowie die fünfgruppige Kindertagesstätte „Haus der kleinen Stühle II“ im Erdgeschoss. „Da die Bauzinsen bei Projektstart noch deutlich unter einem Prozent lagen, konnten wir die Wohnungen für einen Quadratmeterpreis zwischen elf und 11,50 Euro kostendeckend anbieten“, erläuterte Hunn. Dies habe zu einer hohen Nachfrage geführt, sodass alle Wohnungen schon kurz nachdem sie auf den Markt kamen vermietet waren. Die Baukosten werden den ursprünglich geplanten Kostenrahmen voraussichtlich um etwa 14 Prozent überschreiten. Dies sei aber angesichts von letzten Ausläufern der Pandemie und des Ukraine-Kriegs noch zu verschmerzen. Insgesamt hat die Baugenossenschaft 15,4 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Margeritenstraße 19

Auch die Bestandserhaltung spielt laut Hunn bei der Baugenossenschaft eine wichtige Rolle. Im vergangenen Jahr hat die Planung für die energetische Sanierung des Gebäudes Margeritenstraße 19 begonnen. Es stammt aus dem Jahr 1953, umfasst sieben Wohneinheiten und befindet sich energetisch noch weitestgehend im Ursprungszustand, berichtete der Geschäftsführer. „Neben diversen bauartbedingten Schimmelproblemen in den Wohnungen ist auch der Dachstuhl in einem desolaten Zustand.“

Letzterer soll neu aufgebaut und gedämmt werden, auch die Fassade wird gedämmt, die Fenster erneuert, die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt und eine Photovoltaik- Anlage angebracht. „Fehlende Grenzabstände lassen eine Aufstockung, wie schon öfters von uns bei energetischen Sanierungen praktiziert, nicht zu“, bedauerte Hunn. Insgesamt werden rund 1,1 Millionen Euro investiert. Alle Gewerke sind bereits vergeben.

Im Bestand saniert

Insgesamt hat die Baugenossenschaft Haltingen-Weil im vergangenen Jahr 6,4 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand investiert. Neben Komplettsanierungen wie bei der Margeritenstraße 19 werden Wohnungen auch bei Mieterwechseln in einen zeitgemäßen Zustand versetzt, erklärte der Geschäftsführer. Mögliche Maßnahmen sind die Elektroinstallation, neue Bodenbeläge und Zimmertüren, Badsanierungen sowie immer die Malerarbeiten. Für solche Wohnungsmodernisierungen hat die Baugenossenschaft im Jahr 2023 insgesamt 509 000 Euro ausgegeben. Der Austausch von Einzelheizungen verursachte Kosten in Höhe von 16 000 Euro. Für die Reparatur von Liftanlagen wurden 8000 Euro fällig – dies werde in den kommenden Jahren aber weitaus mehr, kündigte Hunn an. Mehrere Markisen und Dachfenster wurden zudem erneuert. Für laufende Reparaturen wurden im vergangenen Jahr 389 000 Euro aufgewendet.

Dividende von vier Prozent

Das Geschäftsjahr 2023 schließt mit einem Jahresüberschuss in Höhe von gut 2,2 Millionen Euro ab. „Das Jahresergebnis wurde im Wesentlichen geprägt durch die Verkaufserlöse von fünf Einfamilienhäusern in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro“, sagte Hunn. „Aber auch ohne diese Verkaufserlöse hätten wir aus dem operativen Geschäft einen ordentlichen Jahresüberschuss erzielt.“

Gut zwei Millionen Euro sollen den Rücklagen zugeführt werden. Der danach verbleibende Bilanzgewinn steht für die Dividendenzahlung zur Verfügung (abzüglich knapp 1700 Euro, die in die freien Rücklagen eingestellt werden). Die Mitgliederversammlung ist wieder einstimmig dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat gefolgt, die höchstzulässige Dividende in Höhe von vier Prozent auf die dividendenberechtigten Geschäftsguthaben auszuschütten.

Das Jahr 2023 in Zahlen

Bilanzsumme:
66 Millionen Euro (2022: 60,7 Millionen)

Jahresüberschuss:
2,2 Millionen Euro (1,7 Millionen)

Bilanzgewinn:
127 900 Euro (126 600)

Wohnungen:
754 (759)

Gewerbliche Einheiten:
acht (acht)

Durchschnittsmiete:
6,96 Euro/m² (6,88)

Mitglieder:
2276 (2260)

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