Weil am Rhein Ötlingens Weg vom Dorf zum Stadtteil

Joachim Pinkawa
Ihren Abschluss fand die Ötlinger Stadtführung am Kirchplatz mit der besonderen Aussicht. Foto: Joachim Pinkawa

Historie: Monika Merstetter hat bei der Stadtführung viele Daten, Fakten und Geschichten mit im Gepäck

Weil am Rhein - Am 11. Oktober 1971, also vor fast genau 50 Jahren, wurde offiziell bekannt gemacht, dass das Dorf Ötlingen sich im Rahmen der Gebietsreform in Baden-Württemberg der Stadt Weil am Rhein angeschlossen hat. Grund und Anlass für die Weiler VHS, eine entsprechende Führung dazu durch Ötlingen anzubieten.

Am Mittwochabend versammelten sich dazu rund 20 Interessierte, zu denen auch Ötlingens Ortsvorsteher Günther Kessler gehörte, an der Mehrzweckhalle in Ötlingen. Mit Stadtführerin Monika Merstetter ließen sie ihren Blick auf das sonnenbeschienene Kandertal schweifen.

Zitat zum Start

Mit dem Zitat eines ehemaligen Stadtrats – „Wenn man oben auf dem Berg wohnt, sieht man manches klarer und besser als jene, die unten im Tal leben“ – läutete Merstetter ihre Führung ein, die bestens recherchierte Fakten, Daten und Geschichten zur „Eingemeindung“ von Ötlingen in die Stadt Weil am Rhein umfasste.

Am 7. September 1971 gelang damals die Einigung zwischen dem damaligen Weiler Oberbürgermeister Otto Boll und Ötlingens letztem Bürgermeister Albert Rupp zu diesem „Akt von historischer Bedeutung“ als „Vernunftsehe“, wie Boll es bezeichnet haben soll. „223 Ja-Stimmen bei 19 Nein-Stimmen von 389 Stimmberechtigten bei 242 gültigen Stimmen war das Ergebnis bei den Ötlinger Bürgern seinerzeit zur Eingliederung “, wusste Merstetter zu berichten.

Die Gemeindereform und ihre Grundsätze, mögliche Verwaltungsgemeinschaften, der Wunschkatalog der Ötlinger an den Gemeinderat von Weil, das Eingliederungsangebot und vieles mehr aus der damaligen Dramatik ließen aus den Schilderungen schließen, dass der Entschluss zu dieser Vernunftsehe nicht ohne Zugeständnisse beiderseits möglich war und auch nicht von allen Ötlingern jubelnd begrüßt wurde.

„Wenn man oben auf dem Berg wohnt, sieht man manches klarer und besser als jene, die unten im Tal leben“ bezog sich als Aussage zu vielen Punkten und Entscheidungen dabei nicht nur rückblickend für Ötlingen, sondern durchaus bis in die heutige Zeit. So entstand 1982 in Ötlingen die Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) mit 125 Mitgliedern. Damals schon zählten nicht nur Ötlinger dazu, und die TSG ist bis heute größter Verein des Dorfs, sogar mit mehr Mitgliedern als Ötlingen Einwohner hat.

Weitere Haltepunkte der Führung waren die Schule in Ötlingen, deren drohende Schließung wegen Kindermangel seinerzeit durch die Sichtung von zwei schwangeren Frauen abgewendet wurde, sowie die neben dem Gebäude aufgebaute historische Trotte.

Weite Teile der Häuser im Dorfkern von Ötlingen stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und das gesamte Ortsbild von Ötlingen ist inzwischen denkmalgeschützt, wovon der Halt am Gebäude „Unterer Meierhof des Klosters Ottmarsheim im Elsass“ zeugte.

Gedicht zum Abschluss

Am 1902 erbauten Rathaus erfuhren die Teilnehmer Details über die Bürgermeisterhistorie, aber auch vom „Brombacher Kirschwasser“. Den Abschluss fand die Runde am Kirchplatz mit der Aussicht auf die Landschaft des südwestlichsten Zipfels des Landes und Basel in der Schweiz sowie nach Frankreich. Ortsvorsteher Kessler hatte dafür extra Gutedel-Wein aus Ötlinger Lage und Wasser zur Erfrischung bereitgestellt. Ein Gedicht von Werner Ritter über eine „tolli Frau und rote Spätburgunder“ krönte den Abschluss.

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