Weil am Rhein Ohne Nachweis kein Aufenthalt

Alisa Eßlinger
Speziell am Wochenende bleiben viele Hotelzimmer leer. Foto: sba

Corona: Weiler Hotelbesitzer über Stornierungen, Weihnachtslöcher und Alternativkonzepte.

Weil am Rhein - Der Hotelbesuch steht im Teillockdown nur den Geschäftsreisenden zu. Für manche Hotelbetreiber ist dies ein kleiner Trost im Kampf um ihre Existenz. Gegenüber unserer Zeitung schildern einige Weiler Hotelbetreiber ihre Lage im Teillockdown.

Mit den Geschäftsreisenden hat das Best Western Hotel Dreiländerbrücke eine Auslastung von etwa 30 Prozent. Jedoch rechnet Geschäftsführer Hans-Jürgen Sellent für Mitte Dezember damit, dass es im Hotel „extrem leer“ sein wird. Vor allem die Weihnachtsgäste haben bereits alle storniert. „Es verreist keiner mehr und da auch keine Veranstaltungen an Weihnachten und Silvester stattfinden, bedeutet es für uns einen starken Umsatzverlust“, schildert Sellent.

Darum hat sich das Best Western Hotel ein Alternativ-Angebot überlegt: Hotel Office statt Home Office. Die Hotelzimmer können dabei für das Home Office genutzt werden, wenn man im eigenen Zuhause keine optimalen Gegebenheiten hat, um von dort zu arbeiten. „Das Konzept Hotel Office hat sich schon in der ersten Welle im Frühjahr bewährt“, erklärt Sellent. Die Zimmer können von montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr pro Tag oder Woche gebucht werden.

Doch auch mit Alternativ-Konzept hofft der Geschäftsführer für die im November angekündigten staatlichen Hilfen. „Wir haben ein Problem, wenn die Überbrückungshilfen im Dezember nicht kommen. Denn dann sieht es schlecht für uns aus“, sagt Sellent mit Blick auf die Stornierungen im Dezember.

Leerstand nutzen

Die geringe Auslastung und den damit einhergehenden Leerstand der Zimmer nutzt Sellent, um 50 Gästezimmer neu zu gestalten. „Wir bereiten uns jetzt schon auf das nächste Jahr vor und hoffen auf eine Verbesserung der Lage“, erklärt er. In diesem Zuge werden 20 Räume mit Küche modernisiert. Damit soll laut Sellent das Angebot für Langzeitgäste erweitert werden.

Nur zu etwa zehn Prozent ist das Hotel Go2Bed ausgelastet. Grund dafür seien vor allem die abgesagten Messen oder die geschlossenen Freizeitangebote. „Dennoch geht es uns erstaunlich gut und wir haben viel zu tun“, sagt der Hotelmanager und Betreiber Helmut Steffan. Die Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit, darum erledigen Steffan und seine Frau bis auf die Zimmerpflege alles selbst. „Zudem versuchen wir die Zeit damit zu nutzen, unsere Konzepte zu verbessern“, sagt Steffan.

Die meisten Gäste sind Stammgäste und wegen Wartungsarbeiten von ihrer Arbeitsstelle untergebracht worden. Kein Mensch käme mehr nach Weil am Rhein, nur um einen klassischen Urlaub zu machen. „Man spürt richtig die Lustlosigkeit zu reisen“, findet Steffan und meint, dass die meisten Gäste nur bei Notfällen nach Weil am Rhein kommen. „Das macht auch den Geschäftsleuten zu schaffen, denn die großen Firmen erlauben keine Besucher mehr von außen.“

Monteure nicht nur Segen

Ohne negativen Corona-Test gibt es im Gasthaus Krone in Märkt kein Zimmer, lautet die Hausregel von Pächter Eugenio Perini. Lediglich Monteure würden einen Nachweis vorlegen und sind damit die einzigen Gäste im Hotel. Jedoch betont der Pächter deutlich: „Wir sind kein reines Monteure-Gästehaus. Sie bringen sehr viel Schmutz in das Hotel oder rauchen sogar auf den Zimmern. Der Aufwand, den wir danach haben, lohnt sich für uns nicht.“ Hinzu käme, dass oftmals die Firmen den Tagespreis der Zimmer nicht zahlen wollen.

Seitdem der Teillockdown am 1. November ausgesprochen wurde, seien täglich Stornierungen eingegangen. Mit den fehlenden Urlaubern und Geschäftsleuten weist das Hotel 100 Prozent von Buchungsstornierungen auf. „Bis Mai sieht es sehr schlecht aus“, sagt Perini.

Ohne Messen und andere Veranstaltungsangebote bleiben auch im Hotel-Restaurant Axion die Touristen aus. Gerade die Weihnachtszeit war für das Restaurant und das Hotel sonst eine gute Einnahmequelle. „Es sind ein paar Monteure da, aber die Anzahl reicht nicht aus, um die Kosten zu decken. Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht, wie ich das überleben soll“, erklärt Inhaberin Maria Paschali. Hinzu käme, dass ein Teil ihrer Mitarbeiter in Kurzarbeit ist, dies bedeute wiederum für die Inhaberin 180 Prozent zu arbeiten. „Ohne Eigeninitiative geht das nicht“, so Paschali.

Interesse ist da

Durch die Monteure sieht die Lage im B&B Hotel unter der Woche nicht so schlecht aus: Rund 30 bis 40 Zimmer von 90 sind gebucht. Allerdings sei es am Wochenende mit nur fünf gebuchten Zimmern „sehr ruhig“, sagt Inhaber Sebastian Stöbe und hebt hervor, dass sonst das Hotel immer ausgebucht sei.

Doch auch jetzt im Teillockdown ebbe das Interesse an einem Hotelaufenthalt nicht ab. „Es ist erschreckend, wie viele Menschen ich wieder wegschicken muss. Gerade aus der Schweiz kommen viele junge Menschen und wollen über das Wochenende bleiben“, erzählt Stöbe und fügt hinzu: „Annehmen würde ich sie gerne alle, aber wir wollen auch einen Teil dazu beitragen, dass die Lage sich schnell wieder bessert.“

„Für die jetzige Zeit bin ich zufrieden“, sagt die Inhaberin des Hotels Central, Heidi Huber-Meurer. Die Zimmer sind unter der Woche durch Lokführer und Handwerker gut genutzt. Allerdings sieht es bei ihr am Wochenendeähnlich wie im B&B Hotel aus. „Ich hatte zuerst überlegt, das Hotel ganz zu zu machen. Aber da wir viele Stammgäste unter den Lokführern haben, die jedes Jahr kommen, habe ich mich dagegen entschieden“, erzählt Huber-Meurer. Damit weiterhin geöffnet bleiben konnte, wurden der Service und die Rezeptionszeiten angepasst. „Das ist nicht gut, aber ich kann es meinen Mitarbeitern auch nicht zumuten“, sagt Huber-Meurer. So ist die Rezeption am Wochenende nicht besetzt, aber die Mitarbeiter seien telefonisch erreichbar.

Nachweis der Firma

Jedoch bekommen die Handwerker nur ein Zimmer, wenn sie eine Bestätigung von ihrer Firma dabei haben. „Es gibt Gäste, die geben vor, geschäftlich hier zu sein, sind es aber nicht. Damit wir nicht bei allen nachforschen müssen, lassen wir uns nun Bestätigungen vorzeigen“, erklärt Huber-Meurer und ergänzt: „Es ist schade, den Touristen absagen zu müssen.“

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