Weil am Rhein Opulenter Klang und intime Arien

Weiler Zeitung
Dirigent Valentin Egel (Mitte) mit dem jüngsten Solisten, dem elfjährigen Jakob Thielemann Foto: Adrian Steineck Foto: Weiler Zeitung

Kirchenkonzert: Vokalensemble Weil am Rhein führt „Weihnachtsoratorium“ auf / Dreistündige Darbietung

Wenn es nach einem Kirchenkonzert minutenlange stehende Ovationen für die Künstler gibt, dann ist das ein Beleg dafür, dass gerade etwas Besonderes gelungen ist. So war es bei der Aufführung des „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach, die das Vokalensemble Weil am Rhein unter der Leitung von Silke Marchfeld und mit hochrangigen Solisten am Samstag zu Gehör brachte. Dabei traten alle Akteure ohne Gage auf und sammelten Spenden für den guten Zweck.

Von Adrian Steineck

Weil am Rhein. Bachs „Weihnachtsoratorium“ gehört heute zu den bekanntesten geistlichen Kompositionen des großen Barockkomponisten. In sechs Kantaten wird die Geschichte der Geburt Jesu, seiner Beschneidung und Namensgebung und die Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland erzählt, welche die Krippe im Stall in Bethlehem besuchen. Musikalisch dargestellt wird dies durch die feierlichen Chöre zur Eröffnung und zum Schluss, die Rezitative mit Texten aus der Weihnachtsgeschichte des Neuen Testaments sowie eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten.

500 Besucher in Friedlinger Kirche

In der sehr gut gefüllten katholischen Kirche „Guter Hirte“ in Friedlingen erlebten gut 500 Besucher die knapp dreistündige Aufführung des vollständigen Weihnachtsoratoriums. Wuchtig von Paukenschlägen und Bläserklängen eröffnet, wurden zunächst die Ereignisse des ersten Weihnachtstags geschildert, beginnend mit dem bekannten Gebot des römischen Kaisers Augustus, dass das Volk gezählt werden soll.

Schon hier zeigte sich das Wechselspiel zwischen dem opulenten Klang der Instrumente und den kraftvollen Chorpassagen auf der einen Seite, und den intimen, dabei nicht minder gefühlvollen Arien der Solisten auf der anderen Seite.

Das Vokalensemble Weil am Rhein, das von Schülern der Altistin und Gesangslehrerin Silke Marchfeld gegründet wurde, trat bereits zum siebten Mal zum Jahresende mit dem „Weihnachtsoratorium“ von Bach auf. Bereits zum vierten Mal in Folge brachten die Sänger alle sechs Kantaten des Werks zu Gehör. Bei ihrem Auftritt kam den Künstlern auch die Akustik in der Kirche zugute. Jeder Ton war einwandfrei zu hören, auch in den Passagen, in denen alle Instrumente zusammenspielten, blieb jede Klangfarbe gut vernehmbar.

Applaus für den jüngsten Solisten (11)

Die Solisten wussten durchweg zu begeistern. In der ersten Kantate bot die Sopranistin Sigrid Fuchs eine gefühlvolle Interpretation des Alt-Rezitativs „Nun wird mein liebster Bräutigam“. Gleiches gelang dem Bass-Sänger Daniel Roos bei der Arie „Großer Herr und starker König“.

Während der zweiten Kantate trat erstmals der jüngste Mitwirkende auf: Der elfjährige Jakob Thielemann, der Trompete und Klavier spielt und unter anderem im Kinderchor des Theaters St. Gallen mitwirkt, ergriff die Zuhörer mit dem Rezitativ „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht“. Der junge Künstler verstand es, den aus den Lukas- und Matthäus-Evangelien übernommenen Text leidenschaftlich, lebendig und voller Gefühl zu interpretieren. Dafür erhielt Jakob Thielemann zur Pause frenetischen Beifall.

Viele solistische Glanzpunkte gesetzt

Die anderen solistischen Beiträge waren ebenfalls makellos. Der Tenor Jonathan Hugelmann begeisterte bei dem Bass-Rezitativ „Was Gott dem Abraham verheißen“. Silke Marchfeld selbst sang unter anderem die Alt-Arie „Schlafe, mein Liebster“. Der Bass-Tenor André Wahl interpretierte das Rezitativ „Er hat sein Volk getröst‘“.

Beim Sopran-Bass-Duett bewiesen Daniel Roos und Ingrid Todt, wie meisterhaft sich ihre Stimmen ergänzen. Evelyn Geth brillierte bei der Sopran-Arie „Flößt, mein Heiland“.

Solistische Glanzpunkte setzten auch der Bass-Tenor Christian Wenzel sowie die Sopranistinnen Clarissa Merz und Karin Wertz. Der Tenor Ronan Caillet brachte seine Passagen ebenfalls brillant zu Gehör, ob als Solist oder im Zusammenspiel mit Silke Marchfeld und Clarissa Merz beim Terzett „Ach, wenn wird die Zeit erscheinen“. Meisterhaft zusammengehalten wurde die Darbietung durch den Dirigenten Valentin Egel sowie den Konzertmeister Fjodor Selzer.

„Es gibt einen festen Kern von Mitwirkenden“, sagte Marchfeld im Gespräch mit unserer Zeitung über das Vokalensemble. Das von den begeisterten Zuhörern gespendete Geld kommt der Initiative „Kinder unserer Welt“ zugute, die sich für Straßenkinder in Äthiopien stark macht. Vor allem die Lebensumstände von Mädchen und jungen Frauen in Jimma konnten auf diese Weise schon verbessert werden.

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