Saskia Scherer und Maja Tolsdorf 02.08.2024 - 22:00 Uhr
Die Stimmen-Konzerte auf dem Weiler Vitra Campus sind mit dem Auftritt von James Blunt am Freitagabend eröffnet worden. Das Konzert war schon seit Anfang Juni ausverkauft.
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Für das Stimmen-Festival war es eine Premiere. „Die Vorfreude ist riesig. Der erste Abend am neuen Spielort, und dann gleich ausverkauft“, schilderte Burghof-Sprecher Ingmar Lorenz am Freitagvormittag auf Nachfrage unserer Zeitung. „Auf dem Gelände merkt man schon jetzt, dass der Spielort seinen ganz eigenen Charakter hat, was natürlich mit der großartigen architektonischen Kulisse auf dem Vitra Campus zusammenhängt.“
Von „High“ bis „Postcards“
Den Anfang macht am Freitagabend kein geringerer als James Blunt. Das Kontingent von 2700 Besuchern war komplett ausgeschöpft. Die Schlange der Wartenden war kurz vor 19 Uhr gut 100 Meter lang und schlängelte sich über den Campus und darüber hinaus. Wer konnte, setzte sich im Schatten unter den Bäumen ins Gras.
Trotz nur eines Zugangs zum Konzertareal ging der Einlass aber zügig voran. Die Stimmung war ohnehin entspannt, und trotz Aussagen wie „Das darf doch nicht wahr sein“ oder „Das hätte man aber anders organisieren können“ ließen sich die Besucher die Laune nicht verderben. Sie nutzten die Zeit zum Plaudern. Auch auf dem Konzertareal war erstmal Schlange stehen angesagt: an den Versorgungsständen. Glücklich der, der sich Bier, Burger oder Hot Dog gesichert hatte. Gemütlich war es allemal. Das Areal glich etwas abseits der Bühne einem Picknickkonzert. Auf den Wiesenflächen hatten es sich Besucher auf Decken bequem gemacht und verspeisten das, wofür sie lange anstehen mussten. Auch Stimmen-Chef Timo Sadovnik war zufrieden: „Schön ist es hier.“
Jubel brandete auf unter den Zuschauern, als sich James Blunt schließlich mit seiner Band auf dem Weg zur Bühne sehen ließ. Und dann war es soweit: Das Publikum zündete sofort, als Blunt und die Musiker die ersten Töne spielten. Kraftvolle Beats waren das, und das hatte er für sein neues Album versprochen: auch Lieder zum Mittanzen. Mit „Beside you“ eröffnete er sein Konzert, und die Arme flogen zum Mitklatschen in die Höhe. Die zweite Nummer „Saving a Life“ begann so, wie man Blunt kennt: balladig. Jedoch mit rockigen Anklängen. Die Menge jubelte. Dem Musiker gehörte die volle Aufmerksamkeit. Das Publikum hatte sich um die Bühne geschart und stand dicht an dicht. Als Blunt ein paar Worte Deutsch sprach, war die Begeisterung groß.
Timo Sadovnik traf man an diesem Abend auch unter den Zuschauern an. Auf Anfrage unserer Zeitung zeigte er sich begeistert von der Atmosphäre und auch darüber, dass es gelungen ist, James Blunt dafür zu gewinnen. Terminlich habe es nicht gepasst, ihn auf den Marktplatz in Lörrach zu holen, wo das Konzert laut Sadovnik sicher auch ausverkauft gewesen wäre. So spielte Blunt eben nur vor 2700 Menschen, habe sich aber für Stimmen und den Vitra Campus begeistern können. „Es war ihm selbst wichtig, hier auftreten zu können“, sagte der Stimmen-Chef.
Der britische Sänger und Songwriter wurde im Jahr 2005 mit dem Song „You’re Beautiful“ bekannt. Mit diesem sowie seinem Debütalbum „Back To Bedlam“ kletterte er an die Spitze der Charts. Für 2025 kündigt er eine „Back To Bedlam 20th Anniversary Tour“ an. Auch Songs wie „High“, „Wisemen“, „Goodbye My Lover“, „1973“, „Bonfire Heart“ oder „Postcards“ wurden zu Hits. Sein jüngstes Studioalbum, das er im vergangenen Jahr veröffentlicht hat, trägt den Titel „Who We Used To Be“. So heißt auch seine Tour, die ihn durch viele Länder führt, etwa Irland, England, Frankreich, Italien, Südafrika oder Australien – und in deren Rahmen der 50-Jährige mit der markanten Stimme auch in der 3-Länder-Stadt gastiert.
Huttinger auf großer Bühne
Als Support stand am Freitagabend „The Great Leslie“ auf der Bühne vor der Kulisse von VitraHaus und Tüllinger Berg. Deren Gitarrist – Freddie Miles alias Malte Brändlin – stammt übrigens aus dem Efringen-Kirchener Teilort Huttingen. James Blunt sei für ihn einer der größten, sagte er im Interview mit unserer Zeitung.
Seine Bandkollegen Ollie Trevers, Ryan Lavender und Alfie Pawsey hat er in London kennengelernt, als diese auf der Suche nach einem Gitarristen waren. Die vier Musiker, die zwischen Mitte 20 und Anfang 30 sind, machen Rock mit Tiefgang, ihre Texte schreiben sie selbst. Sie handeln von Beziehungen, Klimawandel, sozialen Problemen oder dem Rechtsruck in Europa. Sie tragen Titel wie „Feel Alive“, „I Like It Here“, „Just Say Yes“ oder „Burn Me, Drown Me“.
Nun trat die Gruppe erstmals in Deutschland auf – und lieferte einen rockigen und kraftvollen Auftakt. „Wenn euch kalt ist, könnt ihr ja tanzen“, rief der Sänger ins Publikum. Und tatsächlich wehte ein kühler Wind übers Areal. Es schien aber nicht so, als ob das Publikum fror. Für alle Fälle hatten manche Pulli oder Jacken unter dem Arm. Getanzt wurde aber trotzdem.
Zwei weitere Konzerte stehen an
Am Samstag- und Sonntagabend folgen die Auftritte von Birdy und Faber. Als Support stehen zuvor Woody beziehungsweise Gina Été auf der Bühne. Wie viele Tickets für die beiden Konzerte bislang verkauft wurden, konnte Lorenz nicht sagen. „Zufriedenstellend ist, dass wir nach wie vor Bewegung im Vorverkauf sehen. Wir hoffen nun, dass es über das Wochenende anhält und bestenfalls noch anzieht.“