Weil am Rhein Problemlösungen mit Stil

Weiler Zeitung
Gae Aulenti/Kartell: „King Sun“, 1967 Foto: Andreas Jung Foto: Weiler Zeitung

Vitra Design Museum: Werke der Designerin und Architektin Gae Aulenti im Schaudepot

Weil am Rhein (ov). Die Italienerin Gae Aulenti zählt zu den bedeutendsten Architektinnen und Designerinnen der Nachkriegszeit. Bereits in den 1960er Jahren trug sie mit ihren ikonischen Objekten erheblich zum weltweiten Erfolg Italiens im Produktdesign bei.

Außerhalb ihres Heimatlandes ist Aulenti, die mehr als 700 Projekte verwirklichte, jedoch zumeist nur Design- und Architekturkennern ein Begriff. Dem wirkt das Vitra Design Museum mit seiner aktuellen Ausstellung „Gae Aulenti. Ein kreatives Universum“ entgegen und gibt Einblick in das facettenreiche Schaffen, welches neben Architektur und Objektdesign auch Interieurs, Bühnenbilder und Kostüme sowie Ausstellungsarchitektur umfasst.

Im Vitra Schaudepot wird eine Auswahl von rund 35 Objekten aus ihrer gesamten Schaffenszeit gezeigt, diese werden von Fotografien, Skizzen und Zeichnungen sowie einer Dia-Show, Dokumentarfilmen und Interviews begleitet.

Den Auftakt der Ausstellung bilden Aulentis frühe Entwürfe für die Firma Poltronova, darunter ihr erster Möbelentwurf, der Schaukelstuhl „Sgarsul“ (1962), der durch eine sehr eigene, moderne Formensprache besticht, sowie die Gartenmöbelserie „Locus Solus“ (1964). Das Sofa „Stringa“ (1963) war auch ein fester Bestandteil ihres eigenen Zuhauses.

Parallel entwickelte Aulenti Objekte für die Firma Zanotta, darunter den leichten und einfach zu verstauenden Klappstuhl „Aprilina“.

Ihre zur selben Zeit entstandenen Produkte für den Hersteller Fontana Arte geben Aufschluss über die vielfältigen Materialien und innovativen Ansätze, die bei Aulenti zum Einsatz kamen: So dient der obere Teil der komplett aus Glas gefertigten Leuchte „Giova“ als Vase, und auch die skulptural anmutende Leuchte „Rimorchiatore“ aus Metall ist ein Hybrid aus Leuchte, Vase und Aschenbecher.

Neben Glas und Metall verwendete Aulenti auch andere Materialien wie etwa Marmor, aus dem sie 1965 den Tisch „Jumbo“ für die Firma Knoll gestaltete. Das massive Objekt veranschaulicht ihre präzise konstruierte, architektonische Formensprache.

Als Innenarchitektin machte Aulenti sich mit der Gestaltung der Schauräume für den Schreibmaschinenhersteller Olivetti in Paris und Buenos Aires einen Namen. In Paris unterstrichen Materialien wie laminierter Kunststoff und Edelstahl die Modernität der dort angebotenen Produkte, für die Lichtgestaltung nutzte sie die für Hersteller Martinelli Luce entworfene Leuchte „Pipistrello“, die bis heute produziert wird.

In Buenos Aires erzeugten verspiegelte Decken einen kaleidoskopartigen Effekt, dazu arrangierte Auleni die Leuchte „King Sun“, die sie eigens für diesen Schauraum entwarf. Das große Format der Lampe wiederholt sich in späteren Objekten.

Zu ihren wichtigsten Projekten als Architektin zählt der zwischen 1980 und 1986 realisierte Umbau des Gare d’Orsay in Paris zu einem Museum, mit dem sie und ihr Büro internationale Bekanntheit erlangten. Es folgten die Neugestaltung der Innenräume des MNAM – Centre Georges Pompidou in Paris (1982–1985), die Sanierung des Palazzo Grassi in Venedig (1985/86) und der Umbau des Palau Nacional de Montjuïc in Barcelona. Für den Gare d’Orsay entstanden auch Objekte, die im Nachhinein für den Heimgebrauch adaptiert wurden. Die Möblierung des Palazzo Grassi wiederum entstammte dem konzipierten Bühnenbild für eine Rossini-Oper, das sich an Aulentis Betätigung im Bereich Set- und Kostümdesign anschloss.

Dank ergänzender Leihgaben des Gae Aulenti Archivs in Mailand und weiterer Leihgeber, präsentiert die Ausstellung „Ein kreatives Universum“ zusätzlich eine Auswahl an weniger bekannten Entwürfen der italienischen Designerin, darunter Make-up Verpackungsdesigns, Vasen für den Muranoglas-Hersteller Venini, oder „Toaster“ (1996) und „Blender“ (1998) für den Elektrohersteller Trabo. Dadurch werde sowohl Aulentis enorme Vielseitigkeit und ihre hohe Sensibilität für den jeweiligen Kontext deutlich, schreibt das Museum. Gae Aulenti ging es nicht um einen einheitlichen Stil, sondern um individuelle Problemlösungen. Und doch zeigen fast alle ihre Entwürfe ähnlich markante Formen und zeichenhafte Silhouetten – ihre Objekte fallen auf und prägen sich ins Gedächtnis.  bis 11. Oktober

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