Weil am Rhein Quarantäne im peruanischen Hostel

Weiler Zeitung
Thomas Zwahlen und Marcel Kaudela (oben) in Peru vor einer Lagune auf etwa 4000 Meter Höhe Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Corona: Thomas Zwahlen und Marcel Kaudela berichten über ihre Zeit in Peru und die Rückhol-Aktion

Eigentlich sollte die Reise zwei Monate dauern, doch die Corona-Pandemie hat die Reisepläne von Thomas Zwahlen aus Weil am Rhein und Marcel Kaudela aus Eimeldingen durchkreuzt. Dank dem Rückholprogramm sind sie seit einigen Tagen wieder zu Hause und schildern nun ihre Erlebnisse.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein. Der Plan war, die Welt zu erkunden. „Nach dem Abi ist einfach die beste Zeit dafür“, meint Kaudela. Sowohl er als auch Zwahlen interessieren sich sehr für die Kultur der Inka und Maya, daher war das Reiseziel Südamerika für beide klar: „Wir haben Bilder im Internet gesehen und die waren atemberaubend. Die Diversität des Kontinents ist einfach nicht zu toppen“, findet Zwahlen.

Gestartet sind die beiden 19-Jährigen in Chile, dann folgte Bolivien. In Peru mussten sie ihre Reise abbrechen, auf dem Plan gestanden hätten eigentlich noch Mexiko und Kuba. „Wir waren auf einer Vier-Tages-Wanderung in Peru und waren von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten, da es dort keinen Empfang gab“, berichtet Zwahlen. „Als wir in der Bergstadt Huaras ankamen, konnten wir gerade noch den letzten Bus nach Lima erwischen“, erzählt Kaudela. Sie hatten eigentlich einen anderen Bus gebucht, aber das Busunternehmen sei da schon nicht mehr gefahren. Sie hatten sich dann mit den Mitreisenden der Wanderung kurzgeschlossen und ein Ticket für den letzten Bus ergattert. „Zum Glück hat das noch geklappt“, sagt Zwahlen.

Einkaufen als Höhepunkt

Als sie in Lima ankamen, suchten sie direkt die Notfallstelle für Deutschland auf. Dort können sich die deutschen Staatsangehörigen in Listen eintragen, um einen Platz im Rückholprogramm zu erhalten. Auch auf einer Webseite mussten sich die beiden eintragen, sodass die Organisatoren einen Überblick der Deutschen in Lima erhalten. „Man konnte sich und einen Mitreisenden eintragen, also haben wir uns beide gegenseitig eingetragen. In der ersten E-Mail war nur Thomas auf der Liste. Da ich uns bereits im Bergdorf angemeldet hatte, war ich noch dort gespeichert“, berichtet Kaudela. Die deutsche Botschaft konnte den zwei Reisenden jedoch eine Auskunft über die Fluglisten geben. So mussten sie auf eine weitere E-Mail warten, die sie benachrichtigen sollte, wann sie denn nach Hause kommen könnten. „Wir waren die ganze Zeit nur auf Abruf und haben gewartet“, beschreibt Zwahlen.

„Von Lima haben wir nicht viel gesehen. Unser Tagesplan bestand lediglich aus Hostel und Supermarkt. So wurde das Einkaufen zum Höhepunkt des Tages“, erzählt Kaudela. Doch die Zeit im Hostel hatte auch ihren Vorteil: „Wir haben unsere Kochkünste verbessert, denn außer Netflix gab es nicht viel für uns zu tun.“

Auch der Supermarkt in Peru sei vollkommen leer gekauft worden. Eier sowie Obst und Gemüse sind bei den Peruanern sehr beliebt gewesen. „Aber nach einer Woche war dann wieder alles da“, erzählt Kaudela. Die Stimmung im Einkaufsladen sei deutlich angespannter als in Deutschland. „Alle hielten dort den Abstand ein und trugen Mundschutz, das war Pflicht“, berichtet er.

Peru greift härter durch

Die zwei Abiturienten waren erstaunt, als sie wieder in Deutschland waren, denn die Richtlinien seien in Peru deutlich schärfer als zu Hause. „Wir hatten eine Ausgangssperre von 5 bis 20 Uhr und später sogar von 5 bis 18 Uhr“, berichtet der Weiler. Man durfte auch nur bis zum nächstgelegenen Supermarkt gehen. „Auf den Straßen konnte man sich nicht frei bewegen. Überall waren Polizisten oder das Militär, die kontrolliert haben, wohin man unterwegs ist. Daher kamen wir nicht wirklich aus dem Bezirk, in dem unser Hostel war, heraus“, schildert er weiter.

Im Hostel gab es für die 19-Jährigen keine Einschränkungen und die Stimmung sei recht gut gewesen. „Das war wie eine Quarantäne“, sagt Zwahlen. Sie waren dort mit drei Menschen vom Hostel und einem Australier zusammen. Der Hostel-Betreiber hatte bis auf drei Freunde des Australiers auch keine weiteren Gäste aufgenommen.

„In Peru hatten wir weniger Angst, uns anzustecken als hier in Deutschland, da die Menschen dort viel vernünftiger sind. Aber wir sind froh, hier zu sein, denn der Standard in den Krankenhäusern ist hier deutlich besser“, erklärt Zwahlen. „Am Anfang wollten wir nicht nach Hause, sondern unsere Reise fortsetzten. Doch als Mexiko und Kuba ihre Grenzen geschlossen hatten, machte es für uns leider keinen Sinn mehr. Dann wollten wir auch nur noch nach Hause“, berichtet Kaudela.

An sich finden Kaudela und Zwahlen das Rückholprogramm der Bundesrepublik gut, auch wenn ihrer Meinung nach eine Überforderung zu beobachten war. „Ich war immer noch im Bergland angemeldet – das war wohl der Grund, weshalb wir erst später einen Flug bekommen haben“, meint Kaudela. Außerdem gab es das Problem, dass die Stadt Lima sich quergestellt habe, die Flüge zu den europäischen Ländern zu zulassen. Erst zwei Tage vor der Abreise haben die jungen Männer erfahren, dass es einen Platz für beide in einem Flieger nach Deutschland gibt.

Der Treffpunkt war das Hotel „Germania“, doch von da aus ging es nicht zum regulären Flughafen in Lima. Kaudela und Zwahlen wurden mit Bussen auf das Militärgelände des Flughafens gebracht. „Wir mussten dort zwischen zwei Stuhlreihen unser Gepäck zusammenstellen. Dann kam ein Polizist mit einem Spürhund vorbei. Der Hund hatte an unserem Gepäck nach Drogen und ähnlichem geschnüffelt“, schildert Zwahlen. Das sei die einzige Kontrolle gewesen. Nicht mal das Handgepäck wurde kontrolliert, bevor es ins Flugzeug ging. „Wir mussten die Hände desinfizieren und wir haben alle einen Mundschutz bekommen. Doch es lief alles gut und reibungslos ab, denn jeder wollte nur noch nach Hause“, fügt Kaudela hinzu.

Südamerika bleibt Reiseziel

Nun planen die beiden bereits eine neue Tour nach Südamerika. „Wir haben schon sehr viel erlebt, aber wollen auch noch den Rest unbedingt sehen.“ Es werde nur schwieriger, einen Termin zusammen zu finden, da im September Studium und Ausbildung beginnen sollen.

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