Weil am Rhein Rheincenter erfolgreich umstrukturiert

Siegfried Feuchter

Erweiterung ist vom Tisch. Günther Merz seit 20 Jahren Centermanager.

Weil am Rhein - „Das Haus funktioniert.“ Dass dem so ist, daran hat Günther Merz maßgeblichen Anteil. Seit 20 Jahren ist der Betriebs- und Immobilienwirt Centermanager des Rheincenters. In dieser Zeit hat er das multifunktionale Objekt zu einem florierenden Handels- und Dienstleitungszentrum mit mehr als 50 Geschäften, weiteren Betrieben, einem Hotel mit 135 Zimmern sowie einem Kino ausgebaut.

Dabei war der Anfang alles andere als einfach. Merz kam nach verschiedenen Stationen bei Handelsunternehmen in Frankfurt, München und Stuttgart sowie nach einer siebenjährigen Selbstständigkeit als Projektentwickler von Handelsflächen und als Controller nach Weil am Rhein. Hermann Spielberger, damaliger Manager der CEV Center- und Entwicklungsgesellschaft, hatte den in der Handelsszene gut vernetzten Mann in die Grenzstadt geholt. Seine Aufgabe: Er musste das damals sieben Jahre alte Rheincenter auf gesunde Beine stellen.

Denn das multifunktionale Objekt, das nach einer Zwangsversteigerung nicht nur einmal den Besitzer wechselte, kaufte vor rund zehn Jahren Edeka Südwest von der AVA und leitete sukzessive eine Umstrukturierung ein.

Günther Merz (65) erinnert sich im Gespräch mit unserer Zeitung noch gut an seine Anfangszeit vor 20 Jahren. Es gab nur einen Mietvertrag mit dem Ankermieter Marktkauf, alle anderen Verträge waren gekündigt worden. Seine nicht einfache Aufgabe war es, das Haus mit einer damals genehmigten Verkaufsfläche von 12  500 Quadratmetern umzukrempeln und auf eine neue Basis zu stellen. Denn die Leerstände in dem riesigen Komplex waren groß – bekanntlich war die frühere Rechnung mit dem Modefachhandelszentrum Fashion Tower nicht aufgegangen.

Schnell erkannte der erfahrene Handelsfachmann, dass die genehmigte Verkaufsfläche für die Größe des Objekts zu klein war. In Gesprächen musste er deshalb zunächst die Stadt von der Notwendigkeit einer Ausweitung überzeugen.

Dies gelang Merz. Allerdings verknüpfte die Stadt ihr Ja mit einem Junktim. Das Rheincenter durfte die zentrumsrelevanten Flächen nur unter der Maßgabe auf 18 500 Quadratmeter vergrößern, wenn es ein bis dahin in der Grenzstadt fehlendes Kino baut.

50 000 Quadratmeter

„Die Handelsflächen hatte ich relativ schnell mit neuen Mietern belegt, die große Herausforderung im Jahr 2003 war die Vermietung der Kinoflächen, da es zu der Zeit eine Kinokrise in Deutschland gab“, sagt Merz rückblickend. Schließlich erinnerte sich der gebürtige Heidelberger, der mit einer Schweizer Ärztin verheiratet ist und in Riehen lebt, an das Schlosskino seiner Geburtsstadt. Die Firma Alfred Speiser Kinobetriebe stieg ein, später wechselte der Besitzer des Multiplexkinos. Heute ist Wolfgang Traber der Betreiber der fünf Kinosäle mit insgesamt 690 Plätzen.

Das Rhein-Center hat Flächen von weit mehr als 50 000 Quadratmetern, dazu kommt ein Parkhaus mit 37 500 Quadratmetern und mehr als 1000 kostenlosen Stellplätzen. Merz ist es in den 20 Jahren seiner erfolgreichen Tätigkeit als Centermanager gelungen, immer wieder neue Handels- und Dienstleistungsbetriebe anzusiedeln und damit die Leerstände „auf ein erträgliches Maß“ zu reduzieren. Heute sind nur noch 2200 Quadratmeter nicht belegt.

Nur wenig Leerstände

Diese Flächen an diesem Standort als Büros zu vermieten ist schwierig, weiß der Centermanager. Dies zumal, da ein paar Firmen inzwischen in die Schweiz abgewandert sind. Und Handelsgeschäfte im dritten Obergeschoss anzusiedeln sei auch kaum machbar. Deshalb war Merz froh, dass die Hotelerweiterung geklappt hat. Inzwischen kann Betreiber Hans-Jürgen Sellent mit dem Hotel Maximilian und dem Hotel Dreiländerbrücke 135 Zimmer anbieten. Er hatte 2015 die Kapazität um 77 Zimmer erhöht und das komplette Hotel modernisiert.

Den Standort des Rheincenters nennt der Handelsfachmann „top“ und die Anbindung mit der Tramhaltestelle vor der Tür „sehr gut“. Sollte in absehbarer Zeit die Mehrwertsteuerrückerstattung für Schweizer Kunden mit einem Mindesteinkauf verbunden sein, würde dies laut Merz nicht nur das Rheincenter hart treffen, sondern auch die anderen Einzelhandelsgeschäfte.

Vielfältig und spannend

Wenn Günther Merz auf seine 20 Jahre als Centermanager zurückblickt, tut er dies mit großer Zufriedenheit: „Die vielfältige, spannende Aufgabe macht Spaß. Als Centermanager kann ich das Rheincenter wie eine eigene Firma führen.“ Und die Zusammenarbeit mit der Stadt Weil bezeichnet er trotz unterschiedlicher Interessenlage als „gut und partnerschaftlich“. Es sei immer gelungen, eine Lösung zu finden.

Erweiterung des Rheincenters ist vom Tisch

Mit der Entwicklung des Centers, in dem es immer wieder Veränderungen gibt, sind Centermanager Günther Merz und die Edeka als Eigentümerin zufrieden. An starken Tagen wurden schon 30 000 Besucher und mehr gezählt.

Die vor wenigen Jahren angedachte und bereits planerisch eingeleitete große Erweiterung des Centers wird allerdings nicht realisiert. Nur Veränderungen im Eingangsbereich sind vorgesehen. Mehrere Gründe für die Entscheidung gibt es. Zum einen ist laut Centermanagement der Umsatz von ein paar Filialisten eingebrochen, zum anderen ist ein vorgesehener Großmieter abgesprungen. Mitentscheidend seien aber die zu beobachtenden Veränderungen in der Einzelhandelslandschaft, bedingt auch durch den Internet-Handel. „Das tut weh und macht die Preise kaputt.“

Der Handel ist im Wandel. Zuwächse erwartet Merz in naher Zukunft nicht mehr. „Wir können froh sein, wenn wir das heutige Niveau halten können“, sagt er auch mit Blick auf die schwierige Situation in der Textilbranche. Hinzu kommt, dass der Schweizer Handel seine Preise gesenkt hat, um den Einkaufstourismus einzudämmen.

Allein im Rheincenter liegt der Anteil der Schweizer Kunden bei 50 Prozent, der der Franzosen bei 30 Prozent. „Wir sind stark in die Schweiz und nach Frankreich orientiert“, sagt Merz, wohl wissend, dass die ausländischen Kunden nur nach Weil am Rhein zum Einkaufen kommen, wenn sie einen Preisvorteil haben.

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