Weil am Rhein Sammlung mit 20.000 Objekten

Jasmin Soltani
Mateo Kries, der Direktor des Vitra-Design-Museums im Schaudepot. Foto: Jasmin Soltani

Vitra-Design-Museum: Immer der Zeit voraus. Ausstellungen bis zu vier Jahre im Voraus konzipiert.

Weil am Rhein - Sechs neue Ausstellungen, ein Festakt im September und ein Tag der offenen Tür im Oktober stehen zum 30-jährigen Bestehen auf dem Programm des Vitra-Design-Museums. Der runde Geburtstag soll 2019 zudem dazu genutzt werden, in einer Reihe kleinerer Veranstaltungen über die Entwicklung des Designs der vergangenen 30 Jahre und den Beitrag nachzudenken, den das Museum dabei geliefert hat.

Vitra-Design-Museum

Wer Vitra-Design-Museum denkt, sieht zunächst das 1989 von Frank O. Gehry entworfene strahlend-weiße Gebäude auf dem Vitra-Campus. Doch aus dem einen Haus, das die private Sammlung von Vitra-Chef Rolf Fehlbaum beherbergt, der Erforschung des Designs dient und Ausstellungen eine Bühne bieten soll, um die Beziehung des Gestaltens zur Kunst, Architektur und Alltagsgesellschaft zu reflektieren, ist längst ein Mehrspartenhaus geworden: Seit 2011 kann der Museumsanbau, die „Gallery“, und seit 2016 das Schaudepot bespielt werden, und zusammen mit dem Feuerwehrhaus und den Freiflächen auf dem Campus ermöglichen sie die facettenreiche Beleuchtung unterschiedlicher Themen.

Mateo Kries, der seit 2011 gemeinsam mit Marc Zehntner das Museum leitet, und sein Kuratorenteam machen sich das zunutze. Historisches und Aktuelles, Monografisches, Objektlastiges und Thematisches werden im Wechsel und aus oft ungewöhnlichen Perspektiven inszeniert. Und das so kontrastreich „wie bei einem Theaterspielplan“, sagt Kries.

Der Vergleich mit dem Theater gilt auch für die Planung: Drei bis vier Jahre im Voraus legen Kries und die Kuratoren die Ausstellungsthemen fest – und brauchen ein Gespür dafür, womit man in ein paar Jahren Interesse wecken kann. Manchmal gelingt das in fast hellseherischer Vorahnung, wie bei „Hello, Robot“: 2017 auf dem Höhepunkt der Diskussion um Robotik und künstliche Intelligenz gezeigt, aber schon 2014 konzipiert.

Mehr Ausstellungen mit Frauen geplant

Manchmal hilft Routine: „Das Bauhaus#allesistdesign“ wurde schon 2015/16 gezeigt, um 2019 nicht eine von weltweit hunderten Bauhaus-Ausstellungen zu sein. Und nun wird darüber sinniert, was 2021/22 interessieren könnte. Das Thema Zukunftstechnologien und Digitalisierung werde sicher wieder mal aufgegriffen, sagt Kries. „Derzeit diskutieren wir, wie wir mehr Ausstellungen mit Frauen machen können.“

Frauen und das Bauhaus stehen auch 2019 auf dem Programm des Museums, das sich abgesehen eines von der Vitra beigesteuerten Sockelbetrags großteils selbst finanziert. So zeigt die Gallery ab 2. Februar Fotografien der mexikanischen Künstlerinnen Francisca Rivero-Lake und Carla Verea, die vergessene oder versteckte Häuser großer Architekten der Moderne porträtieren. Im Schaudepot geht es ab dem 22. Februar um den Bauhaus-Designer Anton Lorenz, dessen Nachlass seit 20 Jahren zum Bestand des Museums zählt. „Architektur für den Menschen“ heißt es ab 30. März im Gehry-Bau. Die Ausstellung widmet sich dem indischen Architekten, Stadtplaner und Lehrer Balkrishna Doshi, einer der einflussreichsten Pioniere moderner Architektur in Indien.

Auf weltweite Tour durch bekannte Museen

Wie alle Hauptausstellungen wird sie später auf weltweite Tour durch bekannte Museen gehen und international von Tausenden Menschen gesehen werden. Doch weder im Auftrag Dritter noch primär als Exportschlager würden die Ausstellungen konzipiert, „sondern vorrangig fürs eigene Haus, und weil uns das Thema interessiert“, betont Kries.

Ein Team  von 120 Mitarbeitern

Ein Team von rund 70 Festangestellten – 120 Personen sind es mit Honorarkräften und Freiberuflern insgesamt – stemmt die Sonderschauen samt Rahmenprogramm, betreut, pflegt und restauriert die Sammlung, zu der rund 20 000 Objekte, darunter 7000 Möbel und 1000 Leuchten zählen, dazu zahlreiche Archive, das Eames-Office sowie Nachlässe von Verner Panton, Anton Lorenz, Alexander Girard und anderen. „Laufend kommt Neues hinzu“, freut sich Mateo Kries – Forschungsobjekte und Material für neue Sonderschauen.

In Weil am Rhein werden 2019 in den drei Häusern noch drei weitere Ausstellungen folgen, darunter eine, die sich mit Comics und Design befasst. Begleitet werden sie wieder von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionsforen und Workshops für Groß und Klein. Sie richteten sich nicht nur an ein internationales Publikum, „wir wollen auch bei Menschen in der Region Interesse wecken“, sagt Kries.

Offenbar mit Erfolg. Die Workshops, die unter anderem Schulen angeboten werden, kommen gut an, und die Vorträge zählen im Schnitt 40 bis 100 Besucher. Die Verankerung in der Raumschaft soll auch der Tag der offenen Tür zum 30-Jährigen stärken, der ebenso wie der Festakt mit Podiumsdiskussion bei freiem Eintritt allen offen stehen soll.

Ein Ausbau des Rahmenprogramms allerdings ist nicht geplant. „Wir sind am Limit“, betont Kries. Aber die Landschaft rund um das Museum solle stärker mit einbezogen werden: „Wir wollen ein offener Ort für die Region sein.“

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