In der Station werden die Teilströme für die täglichen Routineuntersuchungen gemischt. Leitparameter wie Temperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert und Leitfähigkeit werden laufend in der Station bestimmt und online gestellt (https://www.hydrodaten. admin.ch/de/2613.html). Zur weiteren täglichen Überwachung werden 24-Stunden-Mischproben gesammelt und im AUE-Labor mittels Gas- und Flüssigkeitschromatographie, gekoppelt mit Massenspektrometrie untersucht. Das liefert zeitnah eine Übersicht über eine Reihe von relevanten Schadstoffen, darunter organische Mikroverunreinigungen, und dient auch der Überwachung der Einleiter.
Neun Probennehmer mit Wasser aus den Entnahmesträngen ermöglichen es zudem, bei auffälligen Messwerten (durch Havarie oder unerlaubte Einleitungen), die Emissionsquelle einzugrenzen.
Die Schwebstoffe werden mittels Durchflusszentrifuge auf einer Teflonfolie einmal im Monat sowie bei Hochwasser gesammelt und untersucht. Für die Trendermittlung werden die Wasser- und Schwebstoffproben auf rund 240 Einzelstoffe analysiert.
Was findet man alles im Rheinwasser?
Das Analysespektrum wird immer breiter, immer niedrigere Konzentrationen werden messbar.
Ist ein Stoff identifiziert, kann aus dem Profil der Wasserentnahmestränge der Verursacher eingegrenzt und in der Regel auch rasch identifiziert werden. Denn auch Betriebe, die Kühlwasser entnehmen und/oder Wasser in den Rhein leiten, müssen Proben entnehmen, aufbewahren und den Behörden zur Verfügung stellen. So konnte 2016 bei einer zweifach über dem internationalen Meldewert gestiegenen Konzentration an Naproxen, einem Schmerzmittel, der Verursacher ermittelt werden. Der Fall hatte ein juristisches Nachspiel.
Zu finden im Rheinwasser – und oft über der regionalen Meldeschwelle – sind Schadstoffe aus der Landwirtschaft wie Insektizide und Herbizide, etwa Mecoprop oder Isoproturon, Pharmawirkstoffe wie das Schmerzmittel Diclofenac (Jahresfracht von einer Tonne), das Drogensubstitut Methadon, oder das Diabetes-II-Mittel Metformin (zehn Tonnen), Röntgenkontrastmittel, Lösungsmittel und vieles mehr. Der Konsum von künstlichem Süßstoff versüßt das Rheinwasser mit 4,5 Tonnen Sacharin und 27 Tonnen Acesulfam im Jahr. Einmalige Ereignisse können dabei schnell ein Großteil der Jahresfracht ausmachen, wie 2013, als das Herbizid Isoproturon bei Starkregen ausgewaschen wurde: ein Viertel der Jahresfracht.
Auch Kernkraftwerke, die aus dem Rhein ihr Kühlwasser entnehmen, sind eine Belastung: Vor den Wartungsintervallen steigt jedes Mal die Tritiumkonzentration.
Wie kann es weitergehen?
An der starken Nutzung des Rheins dürfte sich in absehbarer Zukunft nichts ändern. Eine Hoffnung liege deshalb in der effizienteren Klärung der eingeleiteten Abwässer, sagt Dolf. Rund 100 Schweizer Anlagen sollen denn auch eine vierte Reinigungsstufe erhalten. Mit Ozon und Aktivkohle sollen organische Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser gefischt werden. Kläranlagen wie diejenige von Basel werden so angepasst, dass sie denitrifizierend arbeiten.
Weil am Rhein (jas). Entsprechend den IKSR-Richtlinien gehen international Meldungen raus, wenn die in der Rheinüberwachungsstation gemessene Konzentration an Pestiziden oder Pharmawirkstoffen über 0,3 Mikrogramm je Liter liegt. Für die übrigen organischen Schadstoffe gilt ein Meldewert von drei Mikrogramm. Dann greift der international vereinbarte Warn- und Alarmplan.
Regional werden Behörden, wie Umweltämter, und vor allem Trinkwasserversorger ab einem Wert von je 0,1 Mikrogramm beziehungsweise einem Mikrogramm je Liter per Mail gewarnt.
Im Jahr 2016 wurden die Schwellenwerte des internationalen Alarmplans einmal überschritten, im Falle des Naproxens (siehe Hauptbericht). 17 Mal allerdings gab es doch so auffällige Verunreinigungen mit organischen Mikrosubstanzen, dass regionale Meldungen erfolgten. Gemeinsam mit Behörden beiderseits des Rheins konnten die Vorfälle dem RÜS-Jahresbericht zufolge meist aufgeklärt werden. Wasserwerke konnten Versickerungsbereiche rechtzeitig schützen. 13 Grenzüberschreitungen gab es 2017, das Jahr mit den meisten Überschreitungen war 2013.
2018 wurden bislang drei internationale Meldungen abgesetzt, wovon die jüngste anlässlich des Großbrandes im Basler Rheinhafen vorsorglicher Natur war. Nirgends waren markante Anstiege an Schadstoffen zu messen. Im Rheinwasser lagen sie sogar unter der Bestimmungsgrenze. „Das hat uns selbst überrascht“, sagt Reto Dolf, Leiter der RÜS.
Weil am Rhein (jas). Um die vielseitigen wirtschaftlichen und ökologischen Funktionen des Rheins zu bewahren, die Wasserqualität zu kontrollieren und zu sichern, haben Anrainerstaaten eine Kette von sieben Überwachungsstationen zwischen Bodensee und der Mündung in Rotterdam errichtet. Die Station mit dem größten Messprogramm und die weltweit erste binationale Anlage befindet sich seit 25 Jahren unweit der Palmrainbrücke im Weiler Hafengebiet.
Die zunächst trinational geplante, dann aber binational per Staatsvertrag umgesetzte Rheinüberwachungsstation (RÜS) entstand in Folge des großen Chemieunfalls am 1. November 1986 in Schweizerhalle bei Basel und wurde 1993 in Betrieb genommen. 13 Fachleute des Amts für Umwelt und Energie Basel-Stadt (AUE) messen und analysieren mit einer ausgeklügelten und im Laufe der Jahre weiter verfeinerten Methodik die Wasserqualität im Auftrag des baden-württembergischen Landesamts für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) und des schweizerischen Bundesamts für Umwelt (Bafu).
Das Budget von rund einer Million Franken jährlich tragen beide Träger zu gleichen Teilen, zusätzlich beteiligt sich der Kanton Basel-Stadt. Der Unterhalt der Station obliegt dem Regierungspräsidium Freiburg.