Weil am Rhein Schnitzeljagd nach Corona-Masken

Adrian Steineck
Offenbar werfen viele Menschen ihre Atemschutzmasken nach Gebrauch achtlos weg. Foto: sba

Pandemie: Jennifer Gründler und ihr Sohn sammeln auf einer Radtour 60 Mundschutze auf

Weil am Rhein -  Wie aus einer spontanen Fahrrad-Tour eine Pandemie-Schnitzeljagd entstehen kann, das zeigt das Erlebnis von Jennifer Gründler und ihrem neunjährigen Sohn. Auf einer Tour von Haltingen über Alt-Weil zum Dreiländergarten und zurück haben die beiden in Form eines spielerischen Wettbewerbs insgesamt 60 Mund-Nase-Masken gesammelt, die weggeworfen worden waren.

Von der Ausbeute sind die beiden selbst überrascht. „Da, wo ein Haus oder Geschäft in der Nähe ist und sich jemand zuständig fühlt, wurden die Masken offensichtlich eingesammelt“. schildert die Übersetzerin ihren Eindruck. Aber auf Fahrrad- oder Waldwegen fanden sich einige der Mundschutze, die sich vielfach sogar in Hecken verheddert hatten und zudem eine Gefahr für Vögel darstellen.

Spontaner Wettbewerb

Aber der Reihe nach: Am Freitag überlegten Gründler und ihr Sohn, was sie mit der Lockdown-bedingt freien Zeit anfangen konnten. „Ich musste mir etwas ausdenken, damit wir wieder einmal an die frische Luft kommen“, sagt Gründler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Auf eine Radtour konnte man sich rasch einigen. Entlang der Strecke, die von Haltingen nach Alt-Weil führte und unter anderem den Dreiländergarten und die Einkauf-Insel umfasste, rief sie einen spielerischen Wettbewerb aus: Derjenige, der die meisten Atemschutzmasken entlang des Weges finden würde, sollte entscheiden dürfen, welcher Film abends geschaut wird. „Da Tiere in den Masken hängen bleiben können, sie hässlich aussehen und schlecht für die Umwelt sind, haben wir sie natürlich bei der Gelegenheit auch aufgesammelt“, sagt die Übersetzerin.

„Schockiert“ von Ausbeute

„Unser Ergebnis war wirklich schockierend, und ich hätte nie gedacht, dass wir so viele finden würden“, zieht sie eine Bilanz. Allein auf dieser Strecke und in einem Zeitraum von etwa zwei Stunden fand sie selbst 23 Masken, ihr Sohn ganze 37, womit er der klare Sieger war.

Unabhängig davon ist Gründler bestürzt von dieser Ausbeute. „Rein rechnerisch haben wir alle zwei Minuten eine Maske gefunden, und zwar in allen Farben des Regenbogens.“ Manche davon seien frisch gewesen, andere lagen länger. Die meisten lagen auf dem Boden, aber einige hatten sich in Bäumen und Büschen verheddert.

Positive Rückmeldung

Immerhin gab es eine positive Rückmeldung zu dem Treiben. „Ungefähr in der Mitte der Strecke wurde ich angesprochen und gefragt, ob wir Masken aufsammeln“, sagt Gründler. Nach einer kurzen Erklärung habe sich der Mann bei den beiden für ihre spontane Aktion bedankt.

„Niemand sieht diese Masken gerne herumliegen, sie sind aber wirklich allgegenwärtig“, sagt die Mutter. „Vielleicht haben andere auch Lust, ihre eigene kleine Suchaktion zu veranstalten.“ Es sei auf jeden Fall ein erfolgreicher Ausflug gewesen, auch wenn der Grund des Erfolgs kein schöner war, fügt sie hinzu.

Spielerisch motivieren

Sie freut sich auch über die Erkenntnis, dass Kinder mithilfe eines solchen Wettbewerbs für Themen wie Umweltschutz und Müllentsorgung sensibilisiert werden können. „Sobald die erste Maske gefunden war, gab es bei meinem Sohn kein Halten mehr“, sagt sie.

Sie appelliert an alle, getragene Einwegmasken nicht einfach zu Boden fallen zu lassen, sondern korrekt zu entsorgen. „Man gewöhnt sich an so vieles so leicht“, sagt sie mit Blick auf die herumliegenden Mund-Nase-Masken. Aber hier könne man auf einfache Weise Abhilfe schaffen.

Vom Masken-Sammeln hat ihr Sohn indes erst einmal genug, sagt sie lachend. „Für die Zukunft ist aber eine Neuauflage nicht ausgeschlossen.“ Zunächst aber freute er sich darüber, das abendliche Filmprogramm auswählen zu können: Mit einem Film der „Star Wars“-Reihe ging es in die Welt von R2-D2 und Co.

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