Weil am Rhein Schüler helfen sich gegenseitig

Weiler Zeitung
Anna Kruse leitet die Hermann-Daur-Grundschule, in der Kinder aus Ötlingen und Märkt in jahrgangsübergreifenden Klassen ihre ersten vier Schuljahre absolvieren. Foto: Jasmin Soltani Foto: Weiler Zeitung

Serie I: „850 Jahre Märkt“: An der Hermann-Daur-Schule wird jahrgangsübergreifend unterrichtet

Wenn Schulleiterin Anna Kruse „ihr“ Klassenzimmer in der Hermann-Daur-Grundschule in Märkt betritt, dann warten dort Dritt- und Viertklässler gemeinsam auf den Unterricht. Ähnlich ist es bei ihrer Kollegin Stephanie Rösch, die Erst- und Zweitklässler unterrichtet: Jahrgangsübergreifende Klassen sind seit 2009 üblich in der kleinen Schule, in der Kinder aus Märkt und Ötlingen ihre ersten vier Schuljahre verbringen.

Von Jasmin Soltani

Weil am Rhein-Märkt. Seinerzeit war die Einrichtung von jahrgangsübergreifenden Klassen in Anbetracht stetig rückläufiger Kinderzahlen in den Teilorten ein Rettungsversuch für die kleine Dorfschule. Seit Jahren bestand bereits eine Schulgemeinschaft mit Ötlingen. 2009 wurde der Sitz der Hermann-Daur-Schule ins Märkter Schulhaus gegenüber der Festhalle verlegt.

Bewährtes Modell

Inzwischen hat sich das Modell bewährt, sagt die Schulleiterin, zumal es keine starre Handhabe gebe. Steige die Schülerzahl, könne ohne weiteres eine dritte Klasse untergebracht werden. So, wie im Schuljahr 2017/18 und so, wie es voraussichtlich auch im kommenden Schuljahr wieder der Fall sein dürfte. Erst, wenn eine vierte Klasse unterzubringen ist, wird es eng. Dann müsse die Stadt als Schulträgerin eine Lösung finden, sagt Hauptamtsleiterin Annette Huber.

Aktuell werden rund 50 Jungen und Mädchen in zwei Klassen von fünf Lehrerinnen und einem Lehrer fit gemacht für weiterführende Schulen.

Schon in den ersten Schulen im 17. und 18. Jahrhundert paukten jüngere und ältere Kinder zusammen in einem Raum. Heute knüpft das Konzept an die Reformpädagogik an, mit dem zusätzlichen Ziel, Kinder unterschiedlicher Begabung zu fördern und sie auch an das selbstständige Lernen und Arbeiten heranzuführen.

Während Erstklässler in ein Thema eingeführt werden, das sie dann weiterbehandeln sollen, arbeiten die Zweitklässler anhand des Lehrwerks bereits weiter. „Sie wissen, wo sie im Lernstoff stehen und wie sie weitermachen sollen“, erläutert Kruse, wie sich der Unterricht in etwa abspielt. Neben dem selbstständigen Arbeiten gilt zudem das Prinzip des Helfens: Bevor die Lehrerin gefragt wird, greifen sich die Schüler, die altersgemischt im Klassenraum sitzen, gegenseitig unter die Arme. So werden auch Kinder mit mehr Förderbedarf mitgenommen.

Zweite Chance

Jahrgangsübergreifend bedeutet auch: Wer am Schuljahresende den Übergang in die nächsthöhere Klasse nicht packt, bekommt die Chance, es innerhalb des nächsten Schuljahrs eventuell doch noch zu schaffen. Kruse: „Das federt ein hartes Sitzenbleiben ab.“ Bei Förderbedarf stehe eine Beratungslehrerin dem Kollegium und den Eltern hilfreich zur Seite.

Bietet der jahrgangsübergreifende Unterricht den Schülern die Chance, voneinander und miteinander zu lernen, bedeutet er für die Lehrer eine Herausforderung, vor allem in der Vorbereitung, weiß die Rektorin aus eigener Erfahrung. Nur gelegentlich gebe es eine Teilungsstunde, etwa in Deutsch und Mathe, wenn vornehmlich Dritt- und Viertklässler in unterschiedlichen Räumen unterrichtet werden.

Die Hermann-Daur-Schule pflegt ein dichtes Netzwerk zu Einrichtungen wie dem Lörracher Phaenovum, dem Trinationalen Umweltzentrum und der französischen Partnerschule René Cassin in Lutterbach, die den Unterricht ergänzen, so wie ihn auch die Weiler Musikschule bereichert. Kruse hebt zudem die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Förderverein hervor sowie die Teilnahme der Schüler am Dorfgeschehen.

Mediale Herausforderung

Beim Blick in die Zukunft heißt es, die mediale Herausforderung zu meistern. Ein Medienkonzept ist in Arbeit, die digitale Ausstattung soll mit Hilfe von Fördergeldern ausgebaut werden.

Vor allem aber gehe es darum, die Kinder im verantwortungsvollen Umgang mit den Medien zu schulen. Bei den Schülern der Klasse 3/4 wird das Thema deshalb im Sachkundeunterricht behandelt.

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