Weil am Rhein Schüler machen zu Hause gut mit

Saskia Scherer
Der Schulunterricht findet zu Hause am eigenen Schreibtisch statt. Foto: sba/Stefan Puchner

Umfrage: Homeschooling funktioniert mittlerweile / Aber ohne persönlichen Kontakt ist es komplizierter

Weil am Rhein - Seit zwei Wochen findet coronabedingt der Schulunterricht wieder zu Hause am eigenen Schreibtisch statt. Am Anfang sorgten technische Probleme im ganzen Land für Ärger (wir berichteten). An den weiterführenden Schulen in Weil am Rhein klappt es mittlerweile aber ziemlich gut mit dem Homeschooling, wie eine Umfrage unserer Zeitung zeigt.

Zwar machten sich die Startschwierigkeiten auch am Kant-Gymnasium bemerkbar, die Wogen haben sich aber geglättet, berichtet Schulleiter Martin Haas. „Es ist okay. Natürlich schwankt es immer mal. Es kommt darauf an, wie stark das System beansprucht wird.“ Es sei nunmal ein Unterschied, ob ein Lehrer ein Dokument bei Moodle hochlade und die Schüler anschließend darauf zugreifen oder ob eine Videokonferenz abgehalten wird. „Es ist ganz klar, dass es Spitzenzeiten gibt.“

Am Mittwochnachmittag aber beispielsweise, als eine Gesamtlehrerkonferenz des Kant via Video mit 60 bis 70 Teilnehmern stattfand, funktionierte die Übertragung gut. „Mittwochnachmittags haben ja aber auch viel weniger Schüler Unterricht.“

Der Unterricht wird gemäß vorliegendem Stundenplan abgehalten – ob als Videokonferenz oder mit Material, das jeder für sich bearbeitet, liegt laut Haas im Ermessen des jeweiligen Lehrers.

Mal ein Passwort vergessen

An der Realschule Dreiländereck lief es mit dem Homeschooling in den vergangenen Tagen „echt gut“, freut sich Rektorin Tatjana Ullrich. „Wir setzen ja auf eine eigene Lösung mit Nextcloud und Jitsi, somit hatten wir die Probleme nicht.“ Sie habe nur positive Rückmeldungen erhalten. Kleinere Schwierigkeiten habe es lediglich gegeben, weil Schüler zum Beispiel Passwörter vergessen hatten oder nicht mehr wussten, wie sie bestimmte Dokumente finden. Es stehe auch jemand für die Wartung des Systems zur Verfügung, so dass schnell reagiert werden könne.

So gut wie der ganze Stundenplan könne abgedeckt werden. „Natürlich gibt es auch eine Notbetreuung, die durch die Sportlehrer gewährleistet wird. Also kann es mal die eine oder andere Lücke geben“, erklärt Ullrich. Und wenn ein Lehrer ausfalle, sei er beim Homeschooling nicht ganz so leicht zu ersetzen. Aber auch die Rückmeldungen der Lehrer seien sehr positiv.

„Die Schüler machen gut mit“, freut sich Ullrich außerdem. Allerdings sei der Online-Unterricht kein Ersatz für den Präsenzunterricht, betont sie. An der Realschule trägt der jeweilige Lehrer ein, ob sein Fach via Videokonferenz abgehalten wird oder ob Aufgaben in der Cloud zum Herunterladen bereitstehen.

Unterricht via Videochat sei ja auch nicht immer nötig, etwa in Mathematik, wenn die Einführungsstunde bereits stattgefunden hat und jeder Schüler seine Rechenaufgaben selbst zu bearbeiten hat. Ein Messenger (Nextcloud Talk) steht zur Kommunikation zur Verfügung. Während ihrer Stunden sind die Lehrer auch immer ansprechbar.

Berufsorientierung ist schwierig

„Wir sind mittlerweile gut reingekommen“, berichtet Burkhard Keller, Rektor der Gemeinschaftsschule. Die Resonanz sei positiv, die überwiegende Zahl der Schüler könne sich einloggen und im Unterricht „dabei“ sein. „Das Format der Videokonferenz ist für die Schüler wesentlich attraktiver“, weiß Keller. Im ersten Lockdown war es an der Gemeinschaftsschule noch nicht möglich, dieses zu nutzen.

Auch Keller wird allerdings nicht müde, zu betonen: „Homeschooling kann niemals den Präsenzunterricht ersetzen.“ Es benötige Zeit, wenn Schüler neuen Stoff vermittelt bekommen. „Wenn sie nachfragen wollen, ist das viel komplizierter so.“ Ein Lehrer unterstütze seine Schüler normalerweise jeweils viele Male am Tag mit gezielten Hinweisen und Erklärungen. „Nun sind die Kollegen teilweise bis spät abends noch damit beschäftigt, Fragen zu klären.“

Wenn Schüler einmal fehlen, sei oft nicht gleich ersichtlich, weshalb. Und auch mit den Endgeräten hapert es noch. „Wir haben 87 Geräte ausgegeben und bräuchten noch mehr. Aber unsere Kapazitäten sind erschöpft.“ Es gebe immer noch Schüler, die sich lediglich via Handy einwählen können.

Sehr schwierig umsetzbar seien die Einheiten zur Berufsorientierung, macht Keller noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam. „Anmeldungen an berufliche Schulen und die Ausbildungssuche stehen an.“ Praktika seien derzeit schwierig. „Wir führen Gespräche mit der Arbeitsagentur, mit der wir eng zusammenarbeiten – aber fest steht, das Thema lässt sich online nur sehr begrenzt behandeln.“

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