Ein Selfie mit dem Fang
Ein Problem, mit dem die Angler-Kontrolleure zunehmend konfrontiert sind, ist das „Catch and Release“, also dem Fangen und Zurücksetzen der Fische, um zwischendurch mit der Beute für ein Foto zu posieren. Den Fischen wird unnötiges Leid zugefügt und gesundheitliche Schäden sind die Folge. Auf französischer Rheinseite ist es in einigen Abschnitten zwar erlaubt, doch in Deutschland verboten. Lütje: „Catch and Release nimmt aber leider zu.“
Körperlich angegangen
In einer WhatsApp-Gruppe sind die 15 Kontrolleure organisiert, wobei Lütje die Koordination übernimmt, für Schulungen sorgt und als oberster Fischereiaufseher der IGAR im Einsatz ist. Die Fahrten auf den Wirtschaftswegen entlang des Rheins, auf Radwegen und Schotterstrecken erfolgen möglichst nicht alleine, um die Gefahren zu reduzieren. Denn: Selbst Lütje wurde nicht nur beschimpft, sondern schon zwei Mal körperlich angegangen. „Ich habe aber keine Angst, sonst würde ich es nicht machen“, ist der aus einer Fischerfamilie stammende 45-Jährige auch nachts unterwegs. „Vor allem in den Abendstunden passiert viel.“ Probleme gibt es selbst, wenn andere Bürger in der Nähe sind. So bilde der Stauwehr Märkt einen neuralgischen Punkt. „Die Schwarzangler sind dreist geworden“, bemerkt Lütje. Zumindest stellt er keine Wiederholungstäter fest. „Das spricht sich in den Kreisen rum.“
„Mehr Unterstützung“
Zugleich setzt er darauf, weiteres Bewusstsein zu schaffen. „Polizisten müssen geschult werden.“ So würden viele Ordnungshüter das Schwarzangeln als Lappalie ansehen. Auch vom staatlichen Fischereiaufseher wünscht er sich mehr Unterstützung. Dabei sorge die IGAR mit viel Zeitaufwand für die Pflege des 33-Kilometer-Abschnitts – auch dafür, dass Forellen, Karpfen oder Schleien am Haken zappeln.
Seit 2017 sind die IGAR-Kontrolltouren intensiviert worden, die drei bis fünf Stunden für eine Fahrt von Weil bis kurz vor Neuenburg dauern. „Wir kümmern uns einfach um den Rhein und dass die Gesetze eingehalten werden“, erklärt Lütje die Intention. Reichlich Müll werde dabei auch weggeräumt.
300 Euro für Sprit & Co.
30 bis 40 Stunden ist er ebenso wie sein 20-jähriger Sohn dabei im Monat unterwegs, wobei er froh über die Rückendeckung durch seine Frau ist. „Mich beruhigt es auch nach dem stressigen beruflichen Alltag.“ Und dafür greift er tief in die eigene Tasche. Wie seine Mitstreiter bezahlt er den verfahrenen Sprit selbst und nutzt den eigenen Wagen, der im Gelände leidet. 300 Euro pro Monat fallen so an. Da freut es die Ehrenamtlichen, wenn sie auch mal Lob erhalten, wie bei zwei Achtzigjährigen, die am Rhein legal angelten. Nach 40 Jahren erlebten beide die erste Kontrolle. „Gut, was ihr aufgebaut habt“, hörten die Kontrolleure, die allesamt selbst mit Leidenschaft angeln. Lütje: „Dankende Worte tun einem gut.“