Nähe zur PKK wird zurückgewiesen
„Diese Leute sind aber nicht die PKK“, wies Eichin die Spekulationen um eine mögliche Nähe zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei zurück. Eine gewisse Sympathie für den bewaffneten Kampf der PKK gegen das türkische Regime sei jedoch bei seinem Angeklagten wegen dessen traumatischer Erlebnisse in der Vergangenheit nicht zu verleugnen.
Der 32-Jährige wuchs mit vier Geschwistern im kurdischem Gebiet auf und wurde laut Eichin schon in seiner Kindheit mit „Krieg und Armut“ konfrontiert. 1995 wurde der jüngere Bruder des Angeklagten bei einer Hausdurchsuchung von einer paramilitärischen Einheit erschossen, noch heute habe er deswegen Albträume. Der älteste Bruder und der Vater des 32-Jährigen saßen wegen Verbindungen zur PKK im Gefängnis, und auch weitere Familienmitglieder wurden laut den Angaben des Angeklagten in den 1990er Jahren misshandelt und getötet. 1997 floh der 32-Jährige mit seiner Mutter nach Deutschland. In der Grundschule sei er wegen Sprachfehlern gehänselt und von türkischen Kindern wegen seiner Herkunft gemobbt worden. Ab der Pubertät schlug der 32-jährige eine kriminelle Laufbahn ein, beging Einbrüche, nahm Drogen und saß immer wieder im Gefängnis.
Quintett hat bereits eine Straftaten begangen
Auch die anderen drei Kurden und der 33-jährige Deutsche hatten bereits vor dem Werfen der Brandsätze zahlreiche Straftaten begangen und regelmäßig Drogen konsumiert. Nach intensiven Ermittlungen im mutmaßlichen PKK-Umfeld konnte die Kriminalpolizei am 27. Juli den 31-Jährigen und den 32-Jährigen festnehmen. Am 1. August wurde der 20-jährige Angeklagte verhaftet. Der 28-Jährige und der 33-Jährige sitzen seit dem 26. September in Untersuchungshaft.
Pikante Randnotiz: Bei der Telefonüberwachung des 20-Jährigen deckten die Ermittler noch eine weitere mögliche Straftat auf. Gemeinsam mit einem 23-jährigen Mittäter wollte sich der 20-Jährige offenbar Waffen beschaffen und an den Mördern seines Verwandten Umut K. rächen. Umut K. wurde in der Nacht zum 1. Dezember 2016 in Hechingen auf offener Straße von drei Italienern aus dem Drogenmilieu erschossen. In einem aufsehenerregenden Verfahren wurde die Angeklagten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Bilder der Überwachungskameras
Der Brandstifter-Prozess wird am 19. März mit der Vernehmung der ersten Zeugen und der Auswertung von Bildern der Überwachungskameras fortgesetzt. Bis zum 25. April sind noch sieben weitere Verhandlungstermine angesetzt. „Es kann aber auch gut sein, dass wir schon nach fünf Verhandlungstagen fertig sind“, bat Richter Fernando Sanchez-Hermosilla um eine zügige Durchführung des Prozesses.