Weil am Rhein „Singen ist der Spiegel der Seele“

Weiler Zeitung
Silke Marchfeld, renommierte Altistin und Pädagogin, in ihrem idyllischen Garten Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Porträt: Silke Marchfeld eine Künstlerin aus Weil mit internationalem Renommee / Bach ihr Favorit

In ihrem romantischen Garten in Alt-Weil kann Silke Marchfeld nur selten sitzen. Die international gefeierte Altistin hat einen dicht gefüllten Terminkalender, in dem sich Auftritte und Unterricht die Waage halten.

Von Dorothee Philipp

Weil am Rhein. Zweimal in der Woche fährt Silke Marchfeld nach Lahr, wo sie am Clara-Schumann-Gymnasium Sologesang unterrichtet. „Die Jugendlichen sind zwischen 13 und 18 Jahre alt und hoch motiviert“, berichtet die Musikerin im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es ist schön, zu beobachten, wie sich die Jugendlichen auf der Bühne erproben und an den Auftritten wachsen“, freut sie sich.

Auch als Dozentin und Stimmbildnerin gefragt

Auch für den Landesjugendchor des Landesmusikrats Baden-Württemberg arbeitet sie regelmäßig als Stimmbildnerin. Und international ist Silke Marchfeld als Dozentin gefragt: In diesem Monat leitet sie zum wiederholten Mal einen Workshop in Bozen, und auch die Zusammenarbeit mit den Universitäten Freiburg und Karlsruhe bringt ihr immer wieder neue Begegnungen mit jungen, vielversprechenden Sängerinnen und Sängern.

Auch als Künstlerin hat Silke Marchfeld nach wie vor ein internationales Renommee. Elmar Budde, Altmeister der Musikwissenschaft, lobt ihre Interpretationskunst, die sich auszeichne durch „eine untrennbare Beziehung von technischer Vollkommenheit und künstlerischer Offenheit“. Dadurch eröffneten ihre Interpretationen „eine Vielfalt von Perspektiven, die selbst im bereits Bekannten den Weg frei machen für Neues und Ungehörtes“.

Silke Marchfeld, die ihre ersten sängerischen Erfahrungen bei der Jungen Kantorei in Weil am Rhein machte, studierte zunächst Querflöte und Alte Musik in Basel, dann folgten Gesangsstudien an den Hochschulen in Stuttgart, Amsterdam und Basel bei renommierten Lehrern.

Das Sprungbrett für ihre Karriere war 1993 der Monteverdi-Preis in Budapest, erinnert sie sich. Darauf folgten zwei Jahre am Internationalen Opernstudio am Zürcher Opernhaus, wo sie ihre ersten Bühnenauftritte hatte. Seither ist sie präsent in den wichtigsten Musikzentren Europas, so bei den Salzburger Festspielen, in Amsterdam, in der Tonhalle Zürich oder beim Schleswig-Holstein-Musikfestival.

In den wichtigsten Musikzentren Europas

Die künstlerische Zusammenarbeit mit großen Namen wie Pierre Boulez, Placido Domingo oder Miriam Marbê, mit berühmten Orchestern wie dem Königlichen Amsterdam Concertgebow oder den Berliner Symphonikern sind weitere Facetten dieser künstlerischen Vita.

Mehrere Komponisten, darunter auch Wolfgang Rihm, schrieben Werke für ihre Stimme, die sie uraufführte. Was ist das Geheimnis des Singens? „Die Stimme funktioniert bei jedem Menschen gleich, und das ab der Stunde der Geburt“, meint Silke Marchfeld. „Das Singen basiert auf natürlichen Lautäußerungen wie Lachen, Weinen, Seufzen. Man muss sich Intuitives bewusst machen, dann kommen nur noch die Tonhöhe und die Tondauer dazu.“ Und natürlich brauche es ein Training der Körpermitte, wo das Kraftzentrum sitzt.

Sie selbst singt jeden Tag. „Singen ist eine körperliche Angelegenheit und der Spiegel der Seele“, erklärt Silke Marchfeld die Faszination, die gute Gesangssolisten in ihrem Publikum wecken. Bei dem unglaublich breiten Repertoire, das Silke Marchfeld beherrscht, wagt man kaum nach ihren Lieblingskomponisten zu fragen. Doch da gibt es die Mahler-Lieder und die Hebel-Lieder und den „Orpheo“ von Gluck.

Sie erinnert sich noch immer an eine Aufführung des „Orpheo“ in der damals bereits ausgeräumten katholischen Kirche in Weil am Rhein in den frühen 1990er- Jahren. Eine szenische Aufführung in einer fast höhlenartigen Umgebung. „Das war ein Highlight, einfach weil die Aufführung ein einziges Gesamtkunstwerk wurde“, sagt sie. Und natürlich ist Bach ihr großer Favorit: „Seine Passionen sind das Größte“.

Starkes Engagement für Kinder in Äthiopien

Doch nicht nur die Musik erfüllt Silke Marchfeld als Künstlerin und Lehrerin. Sie engagiert sich seit Jahren für Kinder in Äthiopien und hat selbst vier adoptiert und großgezogen. Inzwischen sind sie erwachsen und haben ihr Leben selbst in die Hand genommen. Aber ihr Engagement für den gemeinnützigen Verein „Kinder unserer Welt“ geht weiter.  Auch in diesem Jahr wird das Altweiler Vokalensemble nach Weihnachten wieder Bachs Weihnachtsoratorium als Benefizkonzert für die Äthiopien-Hilfe von „Kinder unserer Welt“ mit prominenten Gästen aufführen – in diesem Jahr am 28. Dezember ab 19 Uhr in der katholischen Kirche in Friedlingen.

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