Viel Lob für den aktiven Beitrag zur gelebten Nachbarschaft gab es in den Grußworten. „Ein schöner Kontrast“ zum Kommunizieren in der rein digitalen Welt ist das Fest für Thomas Vollbrecht, Fachbereichsleiter Aufnahme und Integration des Landratsamts. Es leiste zudem einen „wichtigen Beitrag zum friedlichen und harmonischen Beisammensein“. Gemeinderat Andreas Rühle, selbst Mitglied des Stadtteilvereins, freute sich besonders über das „starke Zeichen“ der religiösen Gemeinden, die sich im gemeinsamen Gottesdienst präsentiert hatten: „Wir können nicht davon ausgehen, dass es selbstverständlich ist, so viel gemeinsam zu machen.“
Ein Aspekt des ursprünglich als Kinder- und Seniorentag initiierten Festes ist aber gleichgeblieben: der Teamparcours, bei dem mindestens 30 Lebensjahre zwischen den Mitgliedern liegen müssen. Davon inspiriert wartete Dirigent Christian Leitherer mit einer Überraschung seiner Bond’s Big Band auf. Unter die jungen Musiker mischten sich auch Mitglieder der Saxophon-Big-Band „Groove’n’Joy“. Währenddessen erkundeten die Besucher begeistert die Mitmachangebote der verschiedenen Vereine, stärkten sich mit Waffeln der Wärmestube, ließen sich fantasievolle Bilder aufs Gesicht malen und staunten über die Kunststücke des Zirkus’ Papperlapapp.
Platz für alle Kulturen
Bereits zum zweiten Mal war dem Fest eine interreligiöse Eröffnung in der Friedenskirche vorausgegangen. Die Aufgabe der Religion sei es, Frieden zu stiften, erinnerte der evangelische Pfarrer Michael Hoffmann. Trotz unterschiedlicher Gotteshäuser in Weil, die vom unterschiedlich gelebten Glauben in der Stadt zeugen, dürfe diese Gemeinsamkeit aber nicht vergessen werden. „Dort, wo Menschen behaupten, das Wort Gottes als Einziger vollständig zu verstehen, entsteht Fanatismus.“ Vom Respekt gegenüber anderen Religionen sprach auch Imam Erdan Senturk: „Niemand kann ein wahrer Gläubiger sein, wenn sein Nachbar sich nicht sicher vor ihm fühlt.“ Beim Stadtteilfest nun habe „jeder Spielraum für seine Kultur und Interessen“, verwies Manfred Listl, Sprecher des Gemeindeteams Guter Hirte. Dede Hüseyin Kazimoglu erzählte von den Grundzügen der alevitischen Religion und erinnerte: „Was wir nicht kennen, fürchten wir.“