CDU hofft noch
Hoffnung, dass die CDU mit Armin Laschet doch noch den Kanzler stellt, hegt der heimische Ortsverbands-Vorsitzende Günter Dußmann. In Weil setzt man auf eine Jamaika-Koalition mit CDU, Grüne und FDP. „Es ist immer besser, wenn man mitregiert, als wenn man versucht, aus der Opposition heraus mitzusteuern.“ Man sei den CDU-Wählern verpflichtet und liege auch fast gleichauf mit der SPD.
Keinen Hehl hatte Dußmann aber schon in der Vergangenheit daraus gemacht, dass er lieber Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten gesehen hätte. „Aber es ist so entschieden worden“ – und Laschet sei der Kandidat. „Es gibt auch viele gute Köpfe um ihn herum.“
Als Kraftakt erwies sich in Weil am Rhein, Diana Stöcker als Nachfolgerin des vorherigen Direktmandats-Trägers Armin Schuster kurzfristig bekannt zu machen. „Es war fast nicht zu schaffen, aber wir haben es geschafft“, spricht er von einer „stolzen Nummer“.
Schwierig sei wegen der Pandemie auch gewesen, in direkten Kontakt mit den Bürgern zu kommen. „Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht“, weiß Dußmann darum, dass die SPD in Weil sowohl bei den Erst- als auch den Zweitstimmen die Nase vorn hatte. Doch schon vor vier Jahren seien weniger Prozente herausgekommen. „Den Negativtrend haben wird aber offenbar gestoppt“, blickt Dußmann auf zwischenzeitlich noch schlechtere Wahlprognosen.
Für die Zukunft gelte es, auch vor Ort unter anderem deutlich zu machen, dass auch die CDU nicht nur grüne Aspekte im Programm stehen habe, sondern bereits grün handele. „Ich als Schwarzer bin grüner als einige Grüne“, blickt er auf die Nutzung von regenerativer Energie. Schon vor einem Jahr habe er eine E- oder Wasserstoff-Tankstelle als Projekt für Weil am Rhein ins Gespräch gebracht.
Grüner kritisiert Grüne
Neben der CDU hätten die Grünen die schlechteste Performance im Wahlkampf abgeliefert, geht Grünen-Ortsverbands-Chef Thomas Bayer mit der eigenen Partei hart ins Gericht. Spitzenkandidatin Annalena Baerbock habe jeden Bock geschossen, den es zu schießen gebe. Bundespolitisch habe man sich drei bis vier Prozent mehr erhofft.
„Die Grünen schaffen es aber immer, kurz vor der Wahl die alten Schinken herauszuholen“, versteht Bayer die Thematisierung von teurerem Flugbenzin und Mehrkosten für Autofahrer nicht. Damit könne man nicht punkten.
An den Weiler Wahlständen sei zudem die Sorge vor Rot-Grün-Rot deutlich geworden. „Die SPD hatte einen jungen, dynamischen Mann, der unglaublich gut ankam“, und der eine gute Performance hingelegt habe, bemerkt der Grünen-Chef auch hier Gegenwind. Der eigene Kandidat, Gerhard Zickenheiner, habe unter anderem mit einer Fahrradtour oder auch mit einer Baum-Aktion zu punkten versucht. Doch der deutliche Altersunterschied zum SPD-Kandidaten habe sich bei Jungwählern dann offenbar negativ für die Grünen ausgewirkt.
Auf Bundesebene werden laut Bayers Erwartung die Grünen aber ein ganz großes Wort bei der Regierungsbildung mitreden. „Wir müssen mit der FDP gucken, wo überhaupt Schnittmengen sind.“ Er selbst favorisiere eine Jamaika-Koalition ohne Laschet, daher müsse es wohl die Ampel werden.
Liberale vollauf zufrieden
FDP-Gemeinderat Wolfgang Roth-Greiner erkennt für die Liberalen durchweg Zufriedenheit und Freude angesichts eines guten Ergebnisses. Dieses sei vor allem dem Parteichef Christian Lindner zuzuschreiben, der ein überzeugendes Wahlprogramm zu verantworten habe. Obwohl sich die öffentliche Darstellung auf die drei Kanzlerkandidaten-Parteien konzentriert hätten, habe die FDP punkten können. In Weil am Rhein sei passend plakatiert worden und mit fünf Wahl-Ständen auch große Präsenz gezeigt worden.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann habe sich in Berlin in seinem Fachgebiet auch stark eingesetzt und werde nun weiter ein guter Vertreter der Region dort sein. „Er war überall präsent und hat sich verdient gemacht.“
Nun gelte es bei den Koalitionsgesprächen so viele Programmpunkte wie möglich zu realisieren, wobei auch Kompromisse gemacht werden müssten. „Die Vernunft muss walten.“ Die Wunschkoalition von Roth-Greiner ist Jamaika.