Weil am Rhein Stolz auf den „Sohn der Stadt“

Jürgen Scharf
Oberbürgermeister Wolfgang Dietz, Musiksachverständiger und Laudator Thomas Oertel, der frisch gekürte Preisträger Johannes Lang (mit Trophäe) und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Ulrich Feuerstein (von links) bei der Preisverleihung. Foto: Jürgen Scharf

Verleihung: Markgräfler Kunstpreis für Johannes Lang / Preisträgerkonzert in der Altweiler Kirche

Johannes Lang hat am Donnerstag den Markgräfler Kunstpreis 2022 erhalten. Der 33-Jährige ist seit Januar Organist an der berühmten Thomaskirche in Leipzig – und tritt damit in die Fußstapfen seines Urgroßvaters Günther Ramin, dem legendären Thomaskantor.

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Anlässlich der Preisverleihung in der gut gefüllten Altweiler Kirche gab der in Märkt aufgewachsene und bis nach seinen Studienjahren im Dreiländereck lebende Thomasorganist ein Preisträgerkonzert mit Werken von Komponisten, die mit Leipzig, seinem neuen Wirkungsort, eng verbunden sind: Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Das Eröffnungsstück mit einem Bachschen Präludium und Fuge erklang kurz nach dem langen Glockenläuten der Kirche – was aber dem Organisten sicher gefallen haben dürfte, zogen ihn doch schon immer Kirchenglocken in Bann. Als junger Mann läutete er die Glocken der Märkter Kirche in „sonntäglicher Glückseligkeit“; bei „Jugend forscht“ erhielt er für eine Arbeit über Klöppelkonstruktionen den ersten Preis und jetzt ist Johannes Lang auch staatlich geprüfter Sachverständiger für Kirchenglocken.

Dass der aufstrebende und ambitionierte Kirchenmusiker, der fünf Jahre lang Kantor an der Friedenskirche in Potsdam-Sanssouci war, nun an einer historisch so bedeutsamen Wirkungsstätte wie der von Johann Sebastian Bach tätig sein kann, bezeichnete er in einem Interview als einen „wahrgewordenen Traum“.

Der Karrieresprung ist verständlich, wenn man Langs Vita kennt, oder wie bei der Preisvergabe durch die Laudatio des Sachverständigen für den Bereich Musik der Stiftung der Sparkasse Markgräflerland zur Förderung von Kunst und Kultur, Thomas Oertel, in die Biografie des jungen Musikers eingeführt wurde. Oertel bescheinigte Lang Fleiß und Ausdauer und bewunderte, dass dieser bis zu acht Stunden am Tag proben konnte. Elf Mal sei er Preisträger des „Jugend musiziert“-Wettbewerbs gewesen, überall erfolgreich hervorgegangen: „Ein Meister der Tasteninstrumente.“

Der Laudator hob auch hervor, dass der 1989 in Düsseldorf geborene Lang sich in einer europaweiten Ausschreibung gegen zahlreiche Mitbewerber in Leipzig durchgesetzt habe. Schon 2012 hatte er in dieser Musikstadt den Bach-Orgelwettbewerb gewonnen. Von 1919 bis 1939 wirkte dort sein Urgroßvater mütterlicherseits, Günther Ramin, dem der Urenkel wohl nachstrebt. 16 Jahre lang war Ramin, wie jetzt auch Johannes Lang, zuerst Organist an der Thomaskirche, später dann Thomaskantor und hat 1941 eine epochale Aufnahme der Matthäuspassion vorgelegt.

Ihm ist Johannes Lang hörbar verpflichtet, wenn er ihm jetzt an diesem verantwortungsvollen Posten nachfolgt und sich in Leipzig der alten Bach-Tradition widmet. Wie man auch bei seinem Orgelkonzert hören konnte, wo er eine sehr fein ausgehorchte und klar strukturierte Triosonate in d-Moll spielte, der er Teile aus der dritten Orgelsonate von Mendelssohn-Bartholdy folgen ließ. Außerdem überraschte Lang, der sogar noch alemannisch reden kann, mit einer eigenen Improvisation über das Badener Lied als Hommage und „Liebeserklärung“ an seine badische Heimat.

Preisgeld spenden

In einer sehr persönlich gehaltenen Rede dankte er seinen Eltern, Lehrern und der Schule (Kant-Gymnasium) für die Unterstützung. Den Preis hat er innerlich allen Menschen gewidmet, die ihn gefördert und auf seinem Weg begleitet haben. Das Preisgeld (5000 Euro) will er in voller Höhe für kirchenmusikalische Projekte an der Thomaskirche spenden.

Im Namen der Sparkasse hatte Vorstandsvorsitzender Ulrich Feuerstein die Gäste begrüßt. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz als Vorsitzender des Stiftungsbeirats überreichte die Auszeichnung. Als der Vorschlag auf den Tisch gekommen sei, Johannes Lang auszuzeichnen, sei keine Überzeugungsarbeit nötig gewesen. „Wir sind stolz, einen solchen Sohn aus unserer Stadt in Leipzig zu wissen“, so der Rathauschef, der noch eine nicht unwesentliche Kleinigkeit zu den Ursprüngen des Badener Lieds anmerkte, über das Lang improvisiert hatte. Die Melodie stamme aus Sachsen. „Das muss man einem eingefleischten Alemannen erst mal erklären“, so der OB. Nach Worten von Dietz würde die Stadt Weil gerne irgendwann ein Konzert mit Johannes Lang ausrichten.

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