Region Sturm tobt sich kräftig aus

sc/sas/mek/mv/pz , aktualisiert am 30.01.2020 - 10:16 Uhr

Neuenburg verunglückt ein Kranführer tödlich / Zahlreiche Sachschäden

Kreis Lörrach - Sturmtief Lolita hat gestern auch im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung kräftig gewütet. In Neuenburg ist ein tödlicher Unfall zu beklagen, den die Polizei auf den Sturm zurückführt. In vielen anderen Orten stürzte Lolita Bäume um und deckte Dächer ab. Straßen mussten gesperrt werden. Ein Überblick. 

Weil am Rhein

Baucontainer auf der Straße, umgestürzte Bäume und herabgefallene Ziegel – der Sturm hat gestern in Weil am Rhein seine Spuren hinterlassen. Personenschäden gab es jedoch glücklicherweise nicht, wie Polizeipressesprecher Jörg Kiefer auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt.

Welche Kraft die Sturmböen hatten, zeigte sich am deutlichsten an der Hangkante an der Baustelle der „Dreiländergalerie“, wo vier der Reservecontainer durch den Wind auf die Müllheimer Straße geschoben wurden. „Die Container waren untereinander verklammert und sind zirka zwei Tonnen schwer“, berichtet Projektleiter Matthias Hundt von der Firma W.S. Gewerbebau im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die vier Unterkünfte entlang der Müllheimer Straße bieten den Bauarbeitern ein Quartier. Sie bieten Platz für acht Personen und sind bestückt mit Stühlen, einem Tisch, mehreren Spinden und einem Kühlschrank. Trotz ihrer Masse schaffte der Sturm es, die an der Nordkante stehenden Container mehrere Meter weit auf die angrenzende Straße zu verschieben. Die hoch gelegene Stelle biete eben eine volle Angriffsfläche für den starken Wind, so der Projektleiter. „Auf einer Baustelle erlebt man immer etwas Neues, aber das habe ich noch nie erlebt.“

Mit Hilfe eines Krans, der sich passenderweise ohnehin auf der Baustelle befindet, und rund sechs Mitarbeitern wurden die Container wieder an Ort und Stelle gebracht und erneut miteinander verschraubt, berichtet Hundt. Das Unterfangen hat ungefähr eine Stunde gedauert.

Die Polizei war vor Ort, um die Lage zu sichern, da die Straße während dieser Zeit nur einseitig befahrbar war und Autos im Wechselverkehr passieren mussten.

„Es war niemand in den Containern und zum Glück ist auch sonst nichts passiert“, so Hundt. Derzeit gebe es Überlegungen, die Container noch schwerer zu machen oder eine Lagesicherung anzubringen, damit die Bauten in Zukunft bei einem Sturm mehr Widerstand bieten können.

Zu drei Einsätzen wurde die Stadtabteilung der Weiler Feuerwehr am Dienstagmorgen alarmiert, wie Feuerwehrsprecher Markus Utke auf Nachfrage berichtet. Von einem Gebäude an der Weiler Hauptstraße, Ecke Sparkassenkreisel, waren Ziegel herunter gefallen. Auf dem Dach wurden anschließend von der Abteilung Absturzsicherung die Ziegel gesichert. Der Sparkassenkreisel musste aus Sicherheitsgründen vorübergehend für den Verkehr gesperrt werden. Um das zum Teil abgedeckte Dach kümmerte sich laut Kiefer anschließend eine Dachdeckerfirma. Für den Einsatz des benötigten Fahrzeugs war ein Teil der Straße weiterhin nicht befahrbar.

Außerdem war ein Baum auf den Weilweg in Haltingen gestürzt. Er wurde zersägt und anschließend am Straßenrand gelagert. Ein Ast, der drohte abzustürzen, stellte sich schließlich laut Utke nicht als Fall für die Feuerwehr heraus. Die beiden Einsätze am Weilweg und auf der Hauptstraße, die jeweils um kurz nach 9 Uhr gemeldet wurden, dauerten eine gute Stunde. Zu dieser Zeit tobten die Böen offensichtlich am heftigsten. Entlang der Hauptstraße ließen sich auch zahlreiche Angestellte beobachten, wie sie die vor den Geschäften ausgestellten Waren eilig ins Trockene beförderten.

Um die Beseitigung eines umgestürzten Baums auf der Verbindungsstraße Märkt-Kirchen kümmerte sich die Efringen-Kirchener Wehr. Außerdem sei im Weiler Stadtgebiet noch ein auf die Straße gerollter Mülleimer gemeldet worden, berichtet Kiefer.

Die Unwetterwarnung für den Landkreis Lörrach war bereits am Montagnachmittag vom Deutschen Wetterdienst herausgegeben worden. Darin wurde die Bevölkerung unter anderem vor der Gefahr von orkanartigen Böen gewarnt.

Neuenburg am Rhein

Ein tragisches Unglück hat sich gestern Vormittag in Neuenburg ereignet: An der Rudolf-Diesel-Straße wurde gegen 10.30 Uhr ein 24-jähriger Kranführer von einem an einem Kran hängenden Bauteil tödlich  verletzt. „Es besteht der Verdacht, dass die Windverhältnisse ursächlich für den  tödlichen Unfall waren“, teilte die Polizei mit. Sie hat die Ermittlungen aufgenommen.

Mittleres und Oberes WIesental

Ein vom Sturm umgerissener Bauzaun hat gestern Vormittag in der Wiesentalstraße in Maulburg  drei geparkte Auto beschädigt, wie das Polizeipräsidium in Freiburg mitteilt. Die Höhe des Sachschadens beläuft sich auf rund 1000 Euro.

Teilweise abgedeckte oder beschädigte Dächer wurden der Einsatzzentrale  ebenso in Schopfheim und Gündenhausen gemeldet.

Mehrere Stromausfälle verursachte das Sturmtief im Wiesental. Mitarbeiter der ED Netze GmbH rückten umgehend aus und sorgten vor Ort dafür, dass alle Haushalte schnell wieder mit Strom versorgt und Schäden repariert wurden.
Die Schalttechniker in der Netzleitstelle in Rheinfelden und die Techniker vor Ort versorgten die betroffenen Haushalte durch schrittweises Zuschalten der intakten Leitungen nach und nach wieder mit Strom, heißt es in einer Pressemitteilung der  ED Netze GmbH.

In Gersbach fiel der Strom gegen 9.08 Uhr aus. Nach knapp 47 Minuten waren die meisten der Haushalte wieder versorgt. Die letzte Station war nach einer  Stunde und  23 Minuten wieder am Netz.
In Häg-Ehrsberg sorgten starke Orkanböen um 9.16 Uhr für eine Versorgungsunterbrechung. Drei Stationen waren nach einer  Stunde und 35 Minuten wieder mit Strom versorgt. Zwei Stationen in Mittel- und Vorderheubronn konnten erst nach drei  Stunden und 21 Minuten wieder zugeschaltet werden. 

Kleines Wiesental

Mehrere sturmbedingte Einsätze gab es für die Feuerwehr Kleines Wiesental.

Der Großteil der Einsätze war indes nicht sonderlich aufwändig. „Hier mussten lediglich kleinere Bäume auf den Straßen beseitigt, weitere Einsatzstellen abgeschätzt und kategorisiert werden“, teilt Kommandant Thorsten Hornsteiner mit. In einem Fall wurden gefährlich hängende Ziegel von einem Hausdach entfernt.

Der letzte Einsatz des Tages sei allerdings prekär gewesen, so Hornsteiner. Die Hauptachse des Kleinen Wiesentals, die L 139, sei für mehrere Stunden voll gesperrt worden. Der Grund: Ein Baum war umgestürzt und blieb in mehreren anderen Bäumen gefährlich hängen. Diese gesamte Baumlast drohte auf eine Hochspannungsleitung sowie die Durchfahrtsstraße zu stürzen. In Zusammenarbeit von Polizei, Straßenmeisterei, Feuerwehr und Energieversorger wurde mit schwerem Gerät die Gefahrensituation beseitigt und die Leitplanke behelfsmäßig repariert. Nach Reinigung der Straße konnte diese wieder für den Verkehr freigegeben werden, teilt die Feuerwehr abschließend mit.

In Demberg, Schwand, Wies, Wambach, Sägematt, Fischenberg, Kühlenbronn, Stockmatt und Sallneck wurde es wegen des gegen 9.08 Uhr dunkel, kurz darauf auch in Neuenweg. Ein Baum war in eine Freileitung im Netz eines anderen Stromversorgers gefallen und hatte so eine Unterbrechung von rund zwei Stunden und 24 Minuten verursacht.

Lörrach

Von größeren Schäden verschont geblieben ist die Stadt Lörrach vom Sturmtief. Lediglich die Landstraße zwischen Haagen und Wittlingen war zeitweise aufgrund von umgestürzten Bäumen gesperrt, wie Polizeipressesprecher Jörg Kiefer auf Anfrage erklärte. Zudem mussten die Einsatzkräfte größere Äste von der Wallbrunnstraße entfernen und einen umgestürzten Baum auf der Landstraße Richtung Adelhausen entfernen.
 

Grenzach-Wyhlen

Die starken Sturmböen, die  gestern am späten Vormittag  auch über Grenzach-Wyhlen hinwegzogen sind, haben  in der Doppelgemeinde ihre Spuren hinterlassen.  So sind die Bewohner eines Mehrfamilienhauses an der   Straße „Hasenrichte“ durch einen Knall aufgeschreckt worden. Grund war das Zerbersten  zweier massiver Treppenhausverglasungen (s. Foto). Diese wurden über zwei Etagen  komplett aus ihren Verankerungen gerissen und stürzten samt den darin enthaltenen Fenstern in die Tiefe. Verletzt wurde durch das splitternde Glas glücklicherweise niemand. Die Teile  landeten größtenteils  auf einem Garagenvordach. Ob das Treppenhaus nun gesichert werden muss, wird noch geprüft, denn nach wie vor stecken spitze Glasreste in den Rahmen der Fenster. Außerdem ist nur ein relativ niedriges Geländer vorhanden.

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