59 Anmeldungen lagen zur Bezirksjugendeinzel-Meisterschaft im Schach in der Dreiländergalerie vor: Organisiert wurde sie von Markus Haag, Vorsitzender des Schachclubs Brombach. Unterstützung gab’s vom zweiten großen Schachclub, dem SC Dreiländereck.
Warum Schach bei jungen Leuten boomt
59 Anmeldungen lagen zur Bezirksjugendeinzel-Meisterschaft im Schach in der Dreiländergalerie vor: Organisiert wurde sie von Markus Haag, Vorsitzender des Schachclubs Brombach. Unterstützung gab’s vom zweiten großen Schachclub, dem SC Dreiländereck.
Der Großmeister Sebastian Siebrecht aus Essen war im Zuge der Schachwoche in Weil zu Gast, und hätte am Samstag seine helle Freude gehabt. Da schnellten Hände zur Schachuhr, um blind die Taste zu drücken, da wurde zielgerichtet nach den Figuren gegriffen, da wurde das Brett im Anschluss flugs neu aufgebaut. Online-Schachspieler, und davon gebe es viele, beherrschen diese Dinge nicht, erzählte Siebrecht unserer Zeitung am Donnerstag. 59 000 Kinder habe er schon für den Denksport gewonnen.
Zur Meisterschaft war der Profi bereits abgereist, aber seine Anhänger der Altersgruppe U 8 bis U 18 wussten ohnehin Bescheid. Es galt Punkte zu sammeln fürs Badische Jugend-Einzel im Januar. Viele Talente scharten sich um Haag und Margrit Malachowski, die Jugendleiterin des SC Dreiländereck. „Überflieger“ sagt Horst Lutz, Vizepräsident in Weil, um auf Le Gia Huy zu weisen. Manche der kleinen Meister sind gerade mal sechs Jahre alt. Wer nicht gerade spielte, bestürmte die Trainer mit Fragen.
Wie viele Punkte habe ich? Wann ist Siegerehrung? Denn lange Tische voller Spiele warteten bereits. Eine häufige Frage lautete kurioserweise: Wann kann ich spielen? Die Antwort hieß: Schau, da ist jemand allein. So kam es, dass manch Knirps über vier, fünf Stunden im Wettkampf und in den Pausen spielte. Das passt zum Training von Malachowski. Nach 20-Minuten-Einheiten werde etwa Räuberschach gespielt. „Da gelten völlig andere Regeln“.
Haag hat ebenfalls ein echtes Talent im Blick. Max Kovac hat den SC Brombach schon oft gut vertreten. Er ist gerade in eine Partie vertieft, mit Tempo geht’s hin und her, bis Max den Arm streckt, das Zeichen für den Sieg. Die Meisterschaft in die Dreiländergalerie zu verlegen, war Haags Verdienst. Er habe sich laut Siebrecht stark gemacht.
Zur Frage, warum der Denksport derzeit boomt, und ob das am Wunderkind Elizabeth Harmon liege, schmunzelte der Profi. Er kenne die Filmfigur Beth Harmon, die seit geraumer Zeit weltweit die Schachwelt aufmische. Sicher, sagt Siebrecht, das Online-Spiel kam neu während der Pandemie auf, und die sei für viele langweilig gewesen.
Haag räumt auf die Frage ein: möglich sei das. Aber sein Club sei selbst aktiv. 15 Neumitglieder erbrachte die Gutschein-Aktion des Sportbunds vom Frühjahr. 40 Euro gab es pro neuem Mitglied. Drei Neue brachte allein die Schachwoche. Ein Ehemaliger wurde auch gleich rekrutiert. Dazu passt wiederum die Begegnung von Vizepräsident Lutz und einem Serbier aus Luzern: Der 20-jährige kam mit der Basler Freundin zum Shoppen in die Dreiländergalerie. Am Eingang entdeckte er die metergroßen Schachfiguren, eigens angeschafft von der Centerleitung. Er spielte als Kind mit dem Opa, heute nur noch online, was schade sei.
Die Sache endete damit, dass Lutz dem Schachfan vom Freitag-Training erzählte und beide in ein spontanes Testmatch versanken. Und während nun Malachowski ihre Schützlinge beaufsichtigt, dreht Haag eine Runde um die fünfzehn Tische. Die Großen sind dran, bekommen nichts von dem lautstarken Applaus für die kleinen Sieger mit. Jeder wolle ans Ziel namens „Schachmatt“, meinte der serbische Gast: Welche Figur ist ungedeckt? Wo kann man sich ein Zentrum aufbauen? Einer der Weiler Steppkes erklärt es kürzer: Ich will einfach nur gewinnen.
Apropos: Zur Erkundigung, wer sich den Sieg der Simultan-Partie mit Siebrecht geholt hat – schließlich hielt ein hartnäckiger Patrick Fischer sehr lange durch – klärt Lutz auf: Gegen einen Großmeister gewinnt man nicht.