Weil am Rhein Trauer und Tod angemessen begegnen

Weiler Zeitung

Kirchen wollen mit Infotag Menschen Hilfestellungen für den Trauerfall geben

Bei den Bestattungen vollzieht sich ein Wandel. Vieles ist möglich, nicht alles machbar und einiges auch nicht erlaubt. Da immer mehr Menschen sich mit den Folgen des Todes aber gar nicht oder unzureichend beschäftigen, will die Kirche hier als Ratgeber fungieren.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Noch erklingt bei mehr als der Hälfte der Bestattungen die Orgel, doch auch Lieder von Helene Fischer oder sogar der Schlusssong aus dem Titanic-Kinofilm waren schon auf Friedhöfen zu hören. „Es muss der Situation und Beerdigung angemessen sein“, erläutert Pfarrer Michael Hoffmann die Richtschnur für die evangelischen Kirche in Weil am Rhein. Wichtig sei, die Abschiedssituation ernst zu nehmen.

Die katholische Kirche gibt sich auch offen für Neues, wird aus den Schilderungen von Dekan Gerd Möller deutlich. „Death Metal“ schließt er wegen der damit verbundenen Botschaft aus, doch wenn die Musik dazu beitrage, Offenheit zur Botschaft der Wiederauferstehung zu schaffen, können auch passende außerkirchliche Lieder gespielt werden.

Nicht nur bei der Musikauswahl vollzieht sich ein Wandel im Bestattungswesen. „Wir Kirchen sind sehr offen und bereit, auf individuelle Wünsche einzugehen“, erklärt Pfarrer Hoffmann.

Wieder mehr Erdbestattungen als Urnen

Vor gerade einmal zwei Jahren gab es 80 Prozent Urnenbestattungen und nur 20 Prozent Erdbestattungen, erinnert sich Bestatterin Claudia Baumgärtner. In diesem Jahr hat sich das Verhältnis bisher umgekehrt und 70 Prozent Erdbestattungen sind zu verzeichnen. „Das liegt mitunter an der gärtnerischen Pflege“, verweist sie auf Angebote, bei denen Pflege des Grabes mit enthalten ist. Dies sei eine enorme Entlastung für die Angehörigen.

Kirchliche Beerdigung auch bei Kirchenaustritt

Rund 300 Bestattungen gibt es in Weil am Rhein im Jahr, gut die Hälfte davon finden im kirchlichen Rahmen statt. Möller geht von 70 katholischen Beerdigungen aus, Hoffmann von etwa 90 bis 100, ohne Haltingen, womit sich der höhere Altersdurchschnitt seiner evangelischen Gemeinde spiegelt.

Bei Bestattungen Baumgärtner wird häufig gefragt, ob eine kirchliche Beerdigung überhaupt möglich ist, wenn der Verstorbene schon aus der Kirche ausgetreten ist. Ja, lautet dann die Antwort. Schließlich ist laut Möller die Seelsorge an den Hinterbliebenen zentral. „Der Wunsch der Hinterbliebenen nach Seelsorge ist für uns entscheidend“, unterstreicht auch Hoffmann.

Frühzeitige Beschäftigung mit dem Tod

Unisono rufen die Kirchen und die Bestatter dazu auf, sich früh mit den Folgen des Todes zu beschäftigen. Beim Infotag in der Weiler Friedhofskapelle (siehe Info-Kasten) soll daher dafür sensibilisiert werden. Möller: „Die Menschen wissen oft nicht, was möglich ist. Wir wollen die Verunsicherung lösen.“ Auch für Hoffmann steht fest: „Sich mit Tod und Sterben zu beschäftigen, muss nicht Angst machen, sondern kann befreien und Offenheit schaffen.“ So sei ein leichter Abschied möglich. Tendenziell hätten aber immer mehr Menschen Probleme, über den Tod zu sprechen, bemerkt der Dekan.

Besondere Wünsche

bei Bestattungen

Dass der Anteil der freien Redner bei Beerdigungen steigt, findet Möller „verrückt“, da viel Geld dafür ausgegeben wird statt den kostenlosen Pfarrer passende Worte sagen zu lassen. Dabei würde kein Lobgesang auf den Verstorbenen gehalten, sondern „das Leben im Licht der Barmherzigkeit gewürdigt“, erklärt Hoffmann.

Grundsätzlich achtet Dekan Möller darauf, mit welcher Intention besondere Wünsche an ihn herangetragen werden. Speziell bei einer Bestattung in Friedwäldern ist dies der Fall. So würden einige diesen mit einer „esoterischen Ausrichtung“ auswählen. Wenn hingegen im Sinne der Wiederauferstehung der Ort gewählt werde, könne auch eine katholische Beerdigung hier stattfinden. Erst ein einziges Mal sei er ausgestiegen, da die Familie zu sehr in die Esoterik abgedriftet sei und glaubte, dass die Oma als andere Person auf die Erde zurückkommt.

Bei den evangelischen Beerdigungen gibt es diese Messlatte hingegen nicht, reicht Hoffmann der geäußerte Wunsch nach einer kirchlichen Beerdigung.

„Der Friedwald ist ein privates Geschäft, das Bäume zur Bestattung verkauft. Ein Friedhof ist ein städtisches Angebot“, macht Möller aus seiner Präferenz keinen Hehl. Allein aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei außerdem das Verstreuen der Asche des Toten im Rhein.

Die katholische und evangelische Kirche laden zusammen mit dem Bestattungsinstitut Baumgärtner für Samstag, 3. März, zu einem Infotag auf dem Weiler Friedhof in der Friedhofskapelle ein. Auf dem Programm stehen im ersten Teil ab 14 Uhr die „Begrüßung und liturgische Möglichkeiten“ mit Dekan Gerd Möller, ab 14.30 Uhr informiert Bestattungen Baumgärtner über die Themen juristische Vorsorge, Kosten, Versicherung und Voraussetzungen. Pfarrer Michael Hoffmann referiert ab 15 Uhr über Beerdigungsformen. Im zweiten Teil wiederholen sich ab 15.30 Uhr die Vorträge bis um 17 Uhr.

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