Weil am Rhein Countdown für Eröffnung der Nordwestumfahrung Haltingen

Marco Fraune
Die feierliche Eröffnung der Nordwestumfahrung mit geladenen Gästen steht am 19. Dezember dieses Jahres an. Foto: Marco Fraune

Neue Umfahrung soll den verkehrsgeplagten Ort stark entlasten / Idee stammt aus dem Jahr 1969

Weil am Rhein-Haltingen - Die Eröffnung der Nordwestumfahrung von Haltingen steht unmittelbar bevor. Darauf hat Erich Rieger mehr als fünf Jahrzehnte lang gewartet. „Der Verkehr teilt sich künftig auf“, ist der 81-Jährige sicher. Nur noch etwa halb so viele Autos und Laster würden nach der Einweihung dann durch seinen Ort fahren.

An die Entstehung der Idee zur nun umgesetzten Trassenführung kann sich das Haltinger Urgestein noch gut erinnern. Die neue Nordwestumfahrung sei untrennbar mit Josef Schweikert verbunden, der „politische Vordenker“, wie Rieger seinen früheren CDU-Fraktionschef bezeichnet.

Haltingen leidet seit Ender 1960e-Jahre unterm Verkehr

Schon Ende der 1960er-Jahre litt das damals noch eigenständige Haltingen unter dem Verkehrsaufkommen auf der B3. „Das war damals lächerlich im Vergleich zu heute“, ordnet Rieger die seitdem immer weiter zunehmende Belastung ein. Schließlich wohnten seinerzeit nur rund 3000 Einwohner in Haltingen, heute sind es rund 8000 Bürger.

Die Suche nach einer Lösung des Verkehrsproblems brachte verschiedene Ideen mit sich. Parallel zur Eisenbahn sollte die B 3 verlaufen, war eine davon. Eine andere lautete, die Strecke am Weilweg zu führen. Sogar eine Untertunnelung der B 3 wurde vorgeschlagen. Rieger: „Man hat verzweifelt gesucht.“

Die zündende Idee - zündete erst einmal nicht

Die zündende Idee hatte aber Josef Schweikert: Die heutige Nordwestumfahrungs-Strecke sollte es doch werden, so sein Vorschlag in einer Sitzung. Doch dieser stieß erst einmal keineswegs auf fruchtbaren Boden.

Als Rieger das erste Mal von dieser Idee hörte, war auch er nicht angetan, er konnte es sich nicht vorstellen. „Der Josef Schweikert war ziemlich alleine mit der Idee.“ Die Haltinger Gemeinderäte, damals ein zwölfköpfiges Gremium, taten es als „typisch Schweikert“ ab, wie Rieger als das einzige noch lebende Mitglied aus dem damaligen Ratsrund schildert. „Er wurde lange Zeit dafür belächelt.“

Entlastung für die lärmgeplagten Bürger gesucht

Parteiübergreifend suchten die Entscheidungsträger nach einer Entlastung für die Bürger, die unter dem Lärm litten. „Die Strecke sollte zuerst über die jetzt abgerissene Festhallenbrücke führen, im Gegensatz zu der jetzigen, unglaublich großzügigen Straße.“ Damals habe es dort noch keine Bebauung gegeben und die Brücke stand im Freien, doch die Ausrichtung des Bauwerks passte nicht in den Plan.

Sukzessive kristallisierte sich die heutige Lösung heraus. „Und es freut mich, dass die Stadt das immer mitgemacht hat“, lobt das ehemalige Haltinger und Weiler Ratsmitglied, der über Jahrzehnte die Kommunalpolitik mit prägte. „Es ist ein großartiges Projekt geworden.“

Doch dafür musste die Schweikert-Idee erst einmal in den damaligen Flächennutzungsplan einfließen. Auf Hinwirken des selbstständigen Planers Behrle aus Rheinfelden fand die Verbindung als Strich letztlich Berücksichtigung. Mal sei mehr Dynamik in dem Projekt gewesen, dann wieder weniger.

Nordwestumfahrung: EIn 20 Millionen Euro-Projekt

Rieger: „In der ganzen Zeit hat sich die Stadt nie um die Ausführung gedrückt – trotz der ungeheuren Kosten.“

Dass die Nordwestumfahrung um die 20 Millionen Euro kosten würde, hätte sich Rieger nicht vorstellen können. Damals habe man die Möglichkeit geschaffen – und weniger über die genauen Kosten gesprochen, die Grundstückskäufe oder über umfangreiche Plan- und Bauarbeiten. Auch wurden keine Kalkulationen angestellt.

Im Vergleich zu der noch viel längeren Planungszeit der Zollfreien Straße sei es letztlich jedoch schneller gegangen, erklärt der frühere CDU-Politiker mit einem Augenzwinkern. „Und wenn sich die Nordwestumfahrung so bewährt wie die umstrittene Zollfreie Straße, dann sind die hohen Kosten trotzdem nicht umsonst.“

Vom Erfolg ist Rieger überzeugt. So werde ein Großteil der im Westen von Haltingen lebenden Bewohner eine der drei Abgänge, also an der Festhalle, am Märktweg oder am Bromenackerweg, nutzen beziehungsweise ganz unten vom Westen her kommen. „Wichtig ist, dass die blödsinnige Heldelinger Unterführung dann auch ihren Wert verliert.“

Straße bringt Ende für Kiesabbau und zugehörige „Mondlandschaft“

Noch während seines aktiven politischen Wirkens ebenfalls in die Kritik von Rieger geraten war damals schon der Kiesabbau in Haltingen. Und hier habe die neue Umfahrung auch Gutes getan. „Die Straße hat das Ende des Kiesabbaus und der Mondlandschaft bewirkt“, was der damals vom früheren OB Otto Boll als „Oberhaltinger“ Geadelte ausdrücklich begrüßt. „Die hätten sonst bis zum Rumänenfriedhof weitergemacht.“

Dort in unmittelbarer Nähe ist hingegen nun ein neuer Kreisverkehr entstanden, der zur Nordwestumfahrung führt. Was hingegen natürlich weiterhin fehle, so Rieger, sei der „Durchstich“ zwischen Zollfreie und Friedlingen.

Nordwest-Umfahrung schon im Eingemeindungsvertrag von 1974

Das Vorhaben zur Nordwest-Umfahrung Haltingen findet sich bereits im Eingemeindungsvertrag zwischen der ehemals selbstständigen Gemeinde Haltingen und der Stadt Weil am Rhein aus dem Jahr 1974. Im Februar 2000 erfolgte der Grundsatzbeschluss zur Planung und zum Bau dieser Straße.

Das Planfeststellungsverfahren wurde im September 2006 mit dem Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen. Der Spatenstich fand im Juli 2007 statt, und die Eröffnung des Abschnitts von der B 3 bis zur Hertzallee im Juli 2008.

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