Weil am Rhein Über zunehmenden Egoismus

Weiler Zeitung
Der Kabarettist Uli Masuth tritt am kommenden Samstag im Theater am Mühlenrain auf. Foto: zVg/Sabrinity

Interview: Kabarettist Uli Masuth gastiert im TAM mit „Mein Leben als Ich“.

Weil am Rhein - „Mein Leben als Ich“ heißt das Kabarettprogramm von Uli Masuth, mit dem er am Samstag 23. Februar, 20.15 Uhr im „TAM-Theater am Mühlenrain“ auftritt. Den Mann vom Niederrhein, den es vor zehn Jahren nach Weimar verschlagen hat, hat vor seinem Auftritt ein paar Fragen beantwortet.

Ihr aktuelles Programm heißt „Mein Leben als Ich“. Das klingt ein bisschen nach einem Termin beim Psychologen oder nach einem Coming Out, vielleicht auch nach Skandalen aus dem Privatleben des Uli Masuth. Was erwartet die Besucher tatsächlich?

Sehen Sie, ich bin katholisch, verheiratet, Familienvater, von Hause aus sogar Kirchenmusiker. In so einem Leben ist kein Platz für Skandale. Um den einen oder anderen – sagen wir mal „Aufreger“ – wird es aber schon gehen. Stichwort: 100 Lungenärzte, Stichwort: Respekt-Rente, Stichwort: Schnee im Winter.

Darf gelacht werden?

Unbedingt. Und es wird auch gelacht. Je nach Temperament sehr viel sogar. Auch wenn es um Themen wie Rassismus, S21 oder den Brexit geht. Es geht also um Unterhaltung. Allerdings nicht um den schnellen Lacher.

Sie wollen locker mit dem Publikum plaudern und sich dabei am Klavier begleiten. Es geht um Gott und die Welt und was den Menschen im Innersten zusammenhält – vor allem darum, welche Rolle er in seinem eigenen Leben spielt. Welche Rolle spielen Sie in Ihrem Leben?

Eine Hauptrolle natürlich. Jedenfalls hin und wieder. Also das bilde ich mir zumindest ein. Auf jeden Fall eine vielseitige Rolle. Neben meiner – nennen wir es mal „beruflichen“ Tätigkeit als Kabarettist, Komponist, Klavierist, bin ich darüber hinaus Ehemann, Vater, Freund, Party- und Kinogänger, Badminton-Spieler, Kollege, Am-Strand-Lieger, Morgens Tee-, im Laufe des Tages Kaffee-, abends Bier- und Weintrinker, Steuerzahler, Leser von Verschwörungstheorien, Sonne-Genießer, Jazz-Fan, mehr Bahn- als Auto- , Roller– und Fahrradfahrer, Internet-Junkie, Konzertbesucher, Eigenbrödler (sagt meine Frau), guter Gastgeber (sagen Gäste) und Sammler von Bleistiftanspitzern, um mal einige zu nennen.

Das „Ich“ hat viele Philosophen beschäftigt. „Ich denke, also bin ich.“ Oder: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Und Udo Lindenberg singt: „Ich bin eigentlich ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu.“ Was halten Sie von dem Spruch: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“?

Dem kann man natürlich nicht widersprechen. Genausowenig wie der Binse: „Wenn das Pferd eine Katze wäre, könnte man Bäume hinaufreiten“, für deren Urheberschaft – glaube ich, Heiner Geißler zeichnet. Spaß bei Seite, der Satz „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“ ist im Kern nichts mehr als der Versuch, den immer mehr um sich greifenden Egoismus unserer Ellenbogen-Gesellschaft irgendwie ironisch zu verpacken.

Ein Beispiel?

Ungefähr so, wie man das „Grenzen-dicht-machen“ mit dem Hinweis auf berühmt gewordene Worte eines Mannes aus Nazareth rechtfertigen könnte, die da lauten: „Liebe deinen Nächsten“. Um dann zu sagen: „Eben den Nächsten soll man lieben und nicht den von weit weg.“ Meiner Einschätzung nach hängt unser Wohlbefinden doch ganz wesentlich davon ab, wie wir miteinander umgehen.

Und auch wenn es ein wenig moralisch klingt, Solidarität und Rücksichtnahme sollten nicht als veraltete Tugenden gelten.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading