Richtige Mischung soll erreicht werden
Begonnen wurde mit der Kartierung des Bestands, um dann im nächsten Schritt die Maßnahmen zu formulieren und umzusetzen – also neue Obstbäume pflanzen und alte durch Pflege erhalten. Denn: Eigentlich stellen fünf bis zehn Prozent abgängige Bäume, zehn bis 15 Prozent Jungbäume sowie der Rest Bäume im ertragsfähigen Alter die gesunde Mischung dar. Doch, so Deek: „Ein Drittel der Streuobstwiesen auf dem Tüllinger sind überaltert und müssen gepflegt werden.“
Das passende Verhältnis diene dem Menschen und dem Naturschutz. So finden sich auf einer gut gepflegten Streuobstwiese bis zu 3000 Tier- und Pflanzenarten, von Insekten über Spinnen bis zu Vögeln. Speziell der Wendehals, der Grauspecht oder auch die Zaunammer freuen sich über wichtige Nachpflanzungen in dem FFH-Gebiet, erklärt Szabó. Sie benötigen Hohlräume und die gemähten Gräser.
Rückmeldungen fallen positiv aus
Die Mobil-Projektkoordinatorin schöpft für die weitere Arbeit Hoffnung aus etlichen positiven Rückmeldungen von Grundstücksbesitzern, mit denen sie in Kontakt treten konnte. „Es gibt eine Reihe von Leuten, die was machen wollen und nicht das Wissen haben. Die freuen sich, dass man auf sie zukommt. Wir können denen helfen.“ So weiß sie mittlerweile, welche Flächen sich für Neupflanzungen und den fachgerechten Pflegeschnitt eignen. Außerdem haben sich nach Aktionen wie dem Streuobsttag oder auch das Streuobstklassenzimmer viele Interessierte gemeldet, die einen Baum pflegen wollen. „Wir haben mehr Menschen, die einen Baum pflegen wollen als Menschen, die abgeben wollen.“
Daher sei es auch ein „Dilemma“, wenn sie auf bisher nicht gepflegte Apfel-, Birnen- oder vereinzelt auch Kirschenbäume blickt. Zu viele Äste bedeuten schließlich zu wenig Licht für den Baum insgesamt, womit sich beispielsweise Pilze bilden können. Auch brechen Äste gegebenenfalls im Winter unter der Last des Schnees ab.
Bis zu 70 Prozent Bezuschussung
Die Unterstützung beginnt daher mit einer Beratung vor Ort auf der Parzelle, geht weiter mit der Einschätzung, ob es sich um eine wertvolle Fläche handelt und dann gegebenenfalls mit dem Anzapfen des entsprechenden Fördertopfes, wobei hier der Landschaftserhaltungsverband (LEV) als Koordinator mit im Boot ist. Teilweise bis zu 70 Prozent des Pflegeschnitts wird finanziert. Die Ansprache der Besitzer erfolge nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern vielmehr mit einem Informationsangebot.
Zwar endet die Unterstützung über das Mobil-Projekt im Jahr 2020, doch die Aufgabe gehe darüber hinaus und soll auch danach Früchte tragen. „Der Tüllinger ist ein Hot Spot der Artenvielfalt, den es zu erhalten gilt“, betont Deek. Und Szabó ist zuversichtlich, da sie bei der jüngeren Generation außerdem ein gestiegenes Interesse an der Streuobstpflege und -nutzung erkennt. Und das sei auch wichtig, da sie bei etwa der Hälfte des Bestandes auf dem Tüllinger Handlungsbedarf sieht. Doch genau dafür muss sie weiter nach den Grundstückseigentümern suchen.