Weil am Rhein Vater der Stahlrohrmöbel

Dorothee Philipp
Dem Möbeldesigner und Unternehmer Anton Lorenz ist die neue Ausstellung im Schaudepot gewidmet. Foto: Philipp

Vitra Design Museum: Lorenz-Ausstellung im Schaudepot.

Weil am Rhein - 100 Jahre Bauhaus sind für das Vitra Design Museum ein Anlass, im Schaudepot eine besondere Ausstellung zu zeigen: Im Mittelpunkt steht der Designer und Unternehmer Anton Lorenz, eine Schlüsselfigur für die Entwicklung von Stahlrohrmöbeln.

Vor allem die als „Freischwinger“ bekannten Stühle ohne Hinterbeine, aber auch andere Möbelstücke wie Tische, Liegen oder Schränke verkörpern mit ihrer radikal neuen Minimalistik, den klaren Konturen und der Verwendung von Stahl einen neuen, mondänen Wohnstil. Unterstützt wurde die Verbreitung dieser neuen Wohnästhetik durch die Möglichkeiten der industriellen Massenfertigung.

1983 habe das Vitra Design Museum den Nachlass von Lorenz aus den USA übereignet bekommen, berichtete Museumsdirektor Marc Zehntner bei der Vernissage der Ausstellung am Donnerstag. Dass das Material im Depot so lange im Dornröschenschlaf lag, hat einen Grund: der Hauptteil des Nachlasses besteht aus 43 laufenden Regalmetern von schriftlichen Dokumenten. Denn Lorenz setzte sich als Firmengründer und Unternehmer vehement mit seinen Konkurrenten auseinander, bestritt Prozesse um Urheberrechte, Patente und Lizenzen. Und das so erfolgreich, dass er heute als einer der wichtigsten Protagonisten in der Geschichte der Stahlrohrmöbel gilt.

Einen Ausschnitt aus diesem Wirtschaftskrimi der späten 1920er Jahre um die „graue Eminenz“ zeigen die Vitrinen, die die Ausstellungsfläche im Mittelgang des Schaudepots einrahmen mit ausgewählten Dokumenten wie Vertragstexte, Abrechnungen, Briefe und Fotos. Dabei stehen Firmennamen wie Standard Möbel, Thonet und Desta im Fokus.

Auf der leicht erhöhten Ebene der Ausstellung sind neben Modellen von Lorenz auch Exponate anderer bekannter Avantgardisten der Bauhaus-Ära wie Marcel Breuer, Mart Stam oder Ludwig Mies van der Rohe ausgestellt, die die Entwicklung des Stahlrohrdesigns vom starren Hocker bis zum hinterbeinlosen Freischwinger dokumentieren.

Anton Lorenz

Anton Lorenz, 1861 in Ungarn geboren und 1920 nach Deutschland gekommen, wurde 1927 Geschäftsführer der Firma Standard Möbel, die von Marcel Breuer und Kálmán Lengyel gegründet worden war. 1928 gründete er seine eigene Firma Desta (Deutsche Stahlmöbel). 1929 übernahm Thonet die Firma Standard Möbel. Lorenz übertrug 1932 alle Rechte des Desta-Sortiments an den ehemaligen Konkurrenten Thonet und wurde dort Leiter der Abteilung für gewerblichen Rechtsschutz. 1939 war er geschäftlich in den USA unterwegs, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Lorenz blieb für den Rest seines Lebens in den USA und war dort als Möbeldesigner und Patentunternehmer aktiv. Er starb 1964.

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