Weil am Rhein „Vertrauen prägt unsere Gemeinden in der Seelsorgeeinheit“

Weiler Zeitung
Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat das „Himmelwärts“-Team im Gottesdienst in St. Peter und Paul zum Thema gemacht. In der Mitte Pfarrer Gerd Möller. Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

Kirche: „Himmelwärts“-Team und Pfarrer Möller setzen sich mit der Missbrauchsstudie auseinander / Offenheit gefordert

Weil am Rhein (dab). Sprachlosigkeit, Schmerz und Scham angesichts der durch die Missbrauchsstudie aufgeführten Verbrechen und ein damit verbundener großer Vertrauensverlust in die Institution Kirche: All das wurde im „Himmelwärts“-Gottesdienst der katholischen Gemeinde in St. Peter und Paul thematisiert.

Schulungen und Schutzkonzept

Pfarrer Gerd Möller drückte als Leiter der Seelsorgeeinheit Weil am Rhein, aber auch in seiner Eigenschaft als Dekan des Dekanats Wiesental die Erwartung und den Wunsch aus, dass auch in der Diözese für Offenheit und Klarheit gesorgt werde. Zu den konkreten Schritten, die vor Ort bereits schon unternommen wurden, zählen die Sensibilisierung für einen grenzachtenden Umgang, Schulungen für die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter und die Unterzeichnung des institutionellen Schutzkonzepts.

Die Schlagzeilen der zurückliegenden Wochen wurden für die Gottesdienstbesucher an eine Leinwand geworfen, um das Ausmaß der Fälle vor Augen zu haben. Das „Himmelwärts“-Team um Pastoralreferentin Dr. Christine Feld teilte persönliche Gedanken mit und erklärte dabei auch, warum man trotzdem in der Kirche bleibe und was die Verbundenheit mit der Kirche ausmache. Dazu gehörten das Gefühl, ein Zuhause zu haben, die Hoffnung, dass sich in der Kirche etwas ändere und das eigene ehrenamtliche Engagement. „Vertrauen prägt unsere Gemeinden in der Seelsorgeeinheit Weil am Rhein. Ich spüre es bei den Menschen“, sagte Pfarrer Möller.

Ein schlimmer Fall im Kinzigtal

Auch die Besucher hatten Gelegenheit, über das, was sie bewegt, zu sprechen. Möller verwies auch auf einen kürzlich stattgefundenen Gottesdienst in Schönau, bei dem er eine persönliche Erklärung zur Missbrauchsstudie gegeben hatte. Nach dem Gottesdienst sei eine ältere Frau zu ihm gekommen, um über ihre Gedanken zu sprechen. Seit ihrer Kindheit gehöre der sonntägliche Gang zur Kirche für sie dazu, aber an jenem Tag habe sie ihren Mann gefragt, ob sie wirklich in den Gottesdienst gehen sollten. Sie habe das Vertrauen in jene verloren, die der Kirche vorstünden. Vertrauen sei das, was man von Kindheit an im Leben brauche, sagte der Pfarrer und Dekan.

Die Missbrauchsstudie sei deshalb so prägnant, weil sie schwarz auf weiß in Worten belege, dass einige Menschen, die als Pfarrer in die Gemeinden kamen, um dort die Liebe Gottes und das Vertrauen in Gott zu predigen, Mädchen und Jungen missbraucht und vergewaltigt haben. Auch im Erzbistum Freiburg habe es im Kinzigtal einen schlimmen Fall gegeben, in dem ein Priester 70 Ministranten missbraucht hatte. „Das macht mich sprachlos, wütend und traurig“, betonte Pfarrer Möller. Nicht zuletzt auch deswegen, da er wisse, dass dieser Makel auch an ihm klebe: „Egal, was ich tue, im Moment bleibt diese Sicht so stehen.“

Der jetzige Bischof bearbeite alle aktuellen Anliegen und Fragen sofort. „Der Schritt ist überspannt“, meinte Pfarrer Möller vor dem Hintergrund, dass auch in der Diözese in der Vergangenheit viele Dinge vertuscht, Akten, Briefe und Dokumente verschwunden seien. Dabei müsse bekannt sein, wer überhaupt Zugang zu den Akten haben konnte. „Verbrechen werden durch weitere Verbrechen nicht besser.“

Bischof sucht das Gespräch mit Opfern

Das Gespräch mit den Opfern zu suchen, sei dem Bischof ein Anliegen, doch dieser wisse nicht, ob diese überhaupt noch wollten und die Kraft dazu hätten. Er wünsche dem Bischof Offenheit und Kraft, um alles zu tun, was in seiner Macht stehe, damit das Erzbistum Freiburg und die Seelsorgeeinheiten wieder mit Vertrauen in die Zukunft blicken könnten. Auch habe er seinen Glauben an das Recht nicht verloren, und dass Verbrechen ordentlich bestraft würden. In der Kirche, die Moral und Recht predige, sei hier noch „Luft nach oben“, sagte Möller.

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