Auch die Besucher hatten Gelegenheit, über das, was sie bewegt, zu sprechen. Möller verwies auch auf einen kürzlich stattgefundenen Gottesdienst in Schönau, bei dem er eine persönliche Erklärung zur Missbrauchsstudie gegeben hatte. Nach dem Gottesdienst sei eine ältere Frau zu ihm gekommen, um über ihre Gedanken zu sprechen. Seit ihrer Kindheit gehöre der sonntägliche Gang zur Kirche für sie dazu, aber an jenem Tag habe sie ihren Mann gefragt, ob sie wirklich in den Gottesdienst gehen sollten. Sie habe das Vertrauen in jene verloren, die der Kirche vorstünden. Vertrauen sei das, was man von Kindheit an im Leben brauche, sagte der Pfarrer und Dekan.
Die Missbrauchsstudie sei deshalb so prägnant, weil sie schwarz auf weiß in Worten belege, dass einige Menschen, die als Pfarrer in die Gemeinden kamen, um dort die Liebe Gottes und das Vertrauen in Gott zu predigen, Mädchen und Jungen missbraucht und vergewaltigt haben. Auch im Erzbistum Freiburg habe es im Kinzigtal einen schlimmen Fall gegeben, in dem ein Priester 70 Ministranten missbraucht hatte. „Das macht mich sprachlos, wütend und traurig“, betonte Pfarrer Möller. Nicht zuletzt auch deswegen, da er wisse, dass dieser Makel auch an ihm klebe: „Egal, was ich tue, im Moment bleibt diese Sicht so stehen.“
Der jetzige Bischof bearbeite alle aktuellen Anliegen und Fragen sofort. „Der Schritt ist überspannt“, meinte Pfarrer Möller vor dem Hintergrund, dass auch in der Diözese in der Vergangenheit viele Dinge vertuscht, Akten, Briefe und Dokumente verschwunden seien. Dabei müsse bekannt sein, wer überhaupt Zugang zu den Akten haben konnte. „Verbrechen werden durch weitere Verbrechen nicht besser.“