Weil am Rhein Viel kreatives Schaffen zu beobachten

Weiler Zeitung
Per „Click&Meet“ kann die Ausstellung „Papers Please“ vor Ort besucht werden. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Interview: Weniger „Click&Meet“, mehr Online-Verkäufe – Kevin Reinhart zur Lage in der Colab Gallery

Die Weiler Colab Gallery bietet Künstlern trotz Corona-Pandemie weiterhin eine Plattform. Geschäftsführer Kevin Reinhart ist dank gestiegenem Onlinegeschäft und einem starken Unternehmenspartner im Rücken zufrieden. Wenn die Corona-Verordnung es zulässt, ist für Herbst eine neue Ausstellung geplant.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . Kunstliebhaber können seit dem 8. März wieder Galerien besuchen. Doch da der Inzidenzwert im Landkreis Lörrach bei über 50 liegt, müssen sich Besucher per „Click&Meet“ vorher anmelden.

Frage: Bieten Sie „Click&Meet“ auch in der Colab Gallery an?

Ja, wir bieten die Möglichkeit des „Click&Meet“ an, so dass sich Interessenten per E-Mail anmelden können. Viele unserer Kunden legen Wert darauf, ihr Kunstwerk persönlich abzuholen. Bevor wir die Option „Click&Meet“ anbieten durften, gab es eine Übergabe vor der Tür der Gallery. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dafür nun wieder unsere Räumlichkeiten nutzen dürfen.

Frage: Wie groß ist die Nachfrage nach einer Kunst-Ausstellung?

Ehrlich gesagt wird das momentan noch nicht gut angenommen. Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar im Onlinegeschäft und in den sozialen Netzwerken.

Frage: Warum glauben Sie, dass „Click&Meet“ eher weniger angenommen wird?

Ich denke, die Priorität der Menschen liegt beim Einkaufen erst einmal auf Dingen des täglichen Lebens. Ein spontanes Shopping ist nicht möglich, alles bedarf Planung. Ich habe den Eindruck, dass es den Menschen zu kompliziert ist, wenn sie zuerst anrufen oder eine E-Mail schreiben müssen. Es braucht sicherlich noch etwas, bis sich „Click&Meet“ etablieren wird.

Frage: Wie schätzen Sie das Interesse der Menschen nach Kunst in der derzeitigen Situation ein?

Wir bemerken hier, im Vergleich zu „normalen“ Zeiten, wenig Veränderung. Natürlich sind die Abverkäufe über den Verkaufsstandort bei Weitem nicht so stark. Aber sie finden sich zunehmend in den gesteigerten Onlineverkäufen wieder.

Frage: Läuft der Online-Verkauf von Kunstwerken tatsächlich so gut?

Das Onlinegeschäft hat sich über den Lockdown vervielfacht. Die Menschen sind mehr zu Hause und wollen daher das eigene Heim verschönern. Gerade bei dem Preissegment unter 500 Euro investiert der eine oder andere gerne einmal in einen Kunstdruck oder ein Kunstwerk. Der Trend, dass sich der Handel immer mehr in den Onlinesektor verlagert, hat sich aber auch schon zuvor abgezeichnet. Unsere Kunden sind auf der ganzen Welt beheimatet und nutzen die Option des Einkaufens via Internet.

Frage: Die Ausstellung „Papers Please“ bieten Sie noch bis zum 1. Mai an. Wird diese wegen des zweiten Lockdowns erneut verlängert?

Ursprünglich hatten wir das Ausstellungsende im November 2020 geplant. Das war sehr blauäugig von uns. Normalerweise laden wir die Künstler ein, um die Boxen in der Colab Gallery zu gestalten, aber zu diesen Zeiten mussten wir vom alten Konzept abweichen. Wir haben diverse Künstler angeschrieben und gefragt, ob sie uns Papierarbeiten zukommen lassen könnten. Dies wurde sehr gut angenommen und es treffen nach wie vor neue Werke bei uns ein. Daher bieten wir als Fortsetzung mittlerweile die „Papers Please 2.0“-Ausstellung an und werden diese noch bis September weiterführen.

Frage: Ist bereits eine neue Ausstellung geplant?

Wir hoffen sehr, dass wir die Ausstellung im September eröffnen können. Vorher macht es in unseren Augen vermutlich keinen Sinn, etwas Neues auf die Beine zu stellen, denn dazu gehören eine Vernissage, Kuratorenführungen und vor allem auch der Austausch vor Ort. Dies ist unter den bestehenden Auflagen nicht möglich. Gerade bei Kaufentscheidungen im höheren Preissegment spielt das Erleben und das Gespräch vor Ort eine wichtige Rolle. Da die Planungsphase einer Ausstellung meistens ein Jahr dauert, bedarf es schon einer mittelfristigen Planungssicherheit, diese ist leider momentan nicht gewährleistet. Im Zuge der Art Basel wollen wir nun hoffentlich unsere Türen in gewohnter Weise wieder öffnen.

Frage: Wie steht es um die Künstler? Ist es schwer, neue Künstler für eine Ausstellung zu gewinnen?

Auch die Künstler befinden sich gerade im Lockdown und viele nutzen diese Zeit in ihrem Atelier. Wir beobachten einen extremen kreativen Output in der Kunstszene, der sicherlich dieser Situation geschuldet ist. Wir haben deshalb keine Schwierigkeiten, Künstler für unsere Ausstellung zu gewinnen.

Frage: Können unter den derzeit erschwerten Umständen überhaupt neue Künstler akquiriert werden?

Im Allgemeinen sind Galerien momentan sehr zurückhaltend, was neue Ausstellungen betrifft. Vor allem die kleineren. Wir sind in der glücklichen Lage, dass uns das Unternehmen „Carhartt-WIP“ seit Beginn der Galerie unterstützt. Daher können wir auch weiterhin unsere Künstler fördern, indem wir eine Plattform bieten. Diese wird in der Regel auch sehr gerne angenommen und wir sind froh, dass wir unseren Teil zum Erhalt der Kunst beitragen können.

Frage: Welche Auswirkungen hatte der zweite Lockdown auf die Gallery?

Aufgrund der Tatsache, dass wir mit Carhartt WIP einen starken Partner im Rücken haben, brauchen wir keine Existenzangst haben. Aber um ehrlich zu sein, ohne dieses große Engagement seitens Carhartt WIP könnten wir die Colab Gallery nicht betreiben. Man darf den finanziellen Aufwand einer Galerie wie unserer nicht unterschätzen, selbst in normalen Zeiten sind wir auf diese Unterstützung angewiesen. Aber wir sind, trotz Corona, zufrieden und sehen das Glas halbvoll, denn es könnte bei weitem schlimmer sein.

Frage: Mit Blick auf die Zukunft: Gibt es Pläne für die Colab Gallery, die Sie in nächster Zeit umsetzen wollen?

Neben „Papers Please“ und der Planung für die neue Ausstellung im September werden wir versuchen, durch die sozialen Medien noch mehr auf uns aufmerksam zu machen. Die Tendenz zeichnet sich schon seit langem ab, dass sich die Zukunft des Handels auf den sozialen Plattformen und im Onlinegeschäft abspielen wird. Die Pandemie hat diese Tendenz beschleunigt. Daher ist es wichtig, in diesem Bereich unseren Auftritt progressiv voranzutreiben.

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