Weil am Rhein Viele Jahre eine Erfolgsgeschichte

Siegfried Feuchter
Heinz Kasper (l.) und Alan Keenan haben erfolgreich zahlreiche Schüleraustauschprogramme zwischen der Weiler Realschule und zwei englischen Schulen initiiert und organisiert. Foto: Siegfried Feuchter

Schüleraustausch: Heinz Kasper und Alan Keenan vor fast 60 Jahren die Initiatoren / Begegnung in Weil

Was vor fast 60 Jahren begann, entwickelte sich über viele Jahre zu einer Erfolgsgeschichte: die Schüleraustausche zwischen der Realschule Weil am Rhein und der Greenford Grammar School in London sowie der White Cross School in Lydney. Jetzt ist es – nicht zum ersten Mal – zu einer Begegnung der beiden Männer gekommen, die diese Englischaustauschprogramme initiiert hatten: dem ehemaligen langjährigen Rektor der Weiler Realschule, Heinz Kasper (82), und dem früheren Schulleiter Alan Keenan (86) aus Lydney in England.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein. Bei der mehrtägigen Begegnung in Weil am Rhein konnten die beiden Pädagogen zum einen die Erinnerungen an die zahlreichen Austausche auffrischen und zum anderen ihre langjährige Freundschaft vertiefen. Noch gut kann sich Heinz Kasper, viele Jahre auch geschäftsführender Schulleiter aller Weiler Schulen, 43 Jahre profilierter Kommunalpolitiker, Gründer der Freien Wähler und Mitgründer und Vorsitzender des Kulturrings, an die erste Begegnung mit Alan Keenan erinnern.

Sie lernten sich am Goldsmith College der University London kennen und schätzen. Kasper war für ein Jahr als Assistant for German Conversation (Lehrer für Deutsche Konversation) in England tätig, während Keenan als Lehramtsanwärter sein Schüler war. Beide verstanden sich auf Anhieb gut. „So ist es mir gelungen, mit Alan Keenan einen motivierten Studenten für eine Partnerschaft mit der Realschule Weil zu gewinnen“, sagt Kasper. Beide waren davon überzeugt, dass ein Schüleraustausch für die Schüler motivationsfördernd ist sowie die Sprachkompetenz erhöht, wodurch der Spracherwerb positiv beeinflusst wird. Zudem tragen solche Begegnungen junger Menschen zur Völkerverständigung bei. Denn durch den Austausch entstehen auch Freundschaften über Grenzen. All das motivierte die beiden Lehrer, sich zu engagieren.

Großes Interesse am Austauschprogramm

Ein Jahr später, 1964, kam es dann zum ersten zweiwöchigen Austausch. Auf dem Weg zur Genehmigung musste zuvor mit der Schulbehörde manche bürokratische Hürde aus dem Weg geräumt werden, außerdem hatten die beiden engagierten Pädagogen die nicht immer einfache Aufgabe, funktionierende Schülerpaarungen zu bilden. Denn die 14 und 15 Jahre alten Schüler verbrachten die zwei Wochen jeweils bei Gastfamilien. Obwohl die Austausche in den Ferien stattfanden, war das Interesse groß – größer als Plätze vorhanden waren. Deshalb musste immer ausgewählt werden, mit der Folge, dass unter den nicht berücksichtigten Schülern auch mal Tränen flossen.

„Zur damaligen Zeit war es für junge Menschen etwas Außergewöhnliches, nach London zu kommen“, sagt Heinz Kasper, während Alan Keenan hinzufügt: „Und für unsere Schüler war es etwas Besonderes, im Dreiländereck zu sein – sozusagen mit einem Fuß auch in Frankreich und der Schweiz.“ Und unvergessen bleibt dem englischen Lehrer, der an seiner Schule in Lydney Deutsch und Französisch unterrichtete und zudem Schüleraustausche mit einer französischen Schule initiierte, der Besuch des Fußball-Länderspiels zwischen der Schweiz und England in Basel. Für die Weiler Schüler war schon die Reise nach London oder nach Lydney in der Grafschaft Gloucestershire im Südwesten Englands eine erlebnisreiche Tagesreise. Denn nicht mit dem Flugzeug ging es nach Großbritannien, sondern mit Bahn, Schiff und Bus.

Gemeinsam schöne Zeiten erlebt

Anfänglich konnten nur acht oder neun Schüler im Rahmen der Austauschprogramme, die unter anderem für mindestens eine Woche die Teilnahme am Unterricht vorsahen, nach England mitfahren, später waren es dann bis zu 20. Kasper und Keenan stemmten die Austausche allein, Begleitpersonen gab es keine, was heutzutage undenkbar sei. Nur einmal bei einer größeren Gruppe begleitete Hannelore Kasper ihren Mann und unterstützte ihn bei der Betreuung. „Es ist nie etwas passiert, immer ist alles gut gegangen“, stellt der ehemalige Weiler Realschulrektor rückblickend fest.

Bis 1978 wurde der Schüleraustausch erfolgreich praktiziert, dann war Schluss. Als nämlich Heinz Kasper an der Heitersheimer Realschule Rektor wurde, fand sich zu seinem Bedauern in Weil kein Nachfolger. Zwar kehrte er 1990 an die Realschule seiner Heimatstadt zurück und wurde 1992 deren Rektor, doch als Schulleiter habe man keine Zeit mehr, um Schüleraustauschprogramme zu organisieren.

„Wir haben schöne Zeiten erlebt und viel zusammen gemacht“, bilanziert Heinz Kasper unter zustimmendem Nicken von Alan Keenan. Und obwohl die Austausche mit insgesamt 120 Realschülern aus Weil am Rhein schon eine Weile zurückliegen, hat dies der Freundschaft der beiden Schulleiter keinen Abbruch getan. Seit fast 60 Jahren sind sie in regelmäßigem Kontakt und besuchen sich hin und wieder – so wie jetzt.

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