Weil am Rhein Vier unbekannte Bowien-Gemälde entdeckt

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Erwin Bowien beim Zeichnen in Kreuzthal-Eisenbach, 1945 Foto: zVg/Haroun Ayech

In einem Haus im kleinen Allgäuer Dorf Kreuzthal zwischen Kempten und Isny, das ein junges Paar aus dem Dorf einem über 80-jährigen Vorbesitzer abgekauft hat, wurden insgesamt vier Bilder des Weiler Malers Erwin Bowien (1899 bis 1972) entdeckt beziehungsweise wiederentdeckt.

Weil am Rhein. Diese Entdeckung hat Rudi Holzberger, Experte für die Geschichte des Adelegg und der Allgäuer Gemeinde Kreuzthal, dem Freundeskreis Erwin Bowien gemeldet, heißt es in einer Mitteilung. Die Sensation sei zudem, dass es sich bei einem der Bilder um ein Portrait von Johann Georg Dannecker handelt. Dieser Bewohner Kreuzthals hatte im Jahr 1944 mit Erwin Bowien einen aus dem Lager entflohenen französischen Kriegsgefangenen bis zum Kriegsende versteckt, heißt es weiter.

Abenteuerliche Flucht durch Deutschland

Erwin Bowien war ein Gegner des Nationalsozialismus. Er hatte noch im Winter 1933 einen letzten Auftrag in Deutschland angenommen, bevor er endgültig aufgrund der politischen Entwicklung ins holländische Exil ging. Später, nach der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht, durchlebte er eine abenteuerliche Flucht ohne Papiere durch Deutschland, erinnert der Freundeskreis. In der kleinen Allgäuer Gemeinde Kreuzthal (heute Teil der Gemeinde Buchenberg) überlebte er die NS-Zeit, geschützt durch den dortigen Dorfpolizisten.

Seine Bilder wurden durch die Gestapo in Augsburg beschlagnahmt und die Reichskulturkammer erließ ein Ausstellungsverbot. Seine diesbezüglichen Memoiren, die er auf Französisch verfasste, sind im Jahr 2000 im Harmattan-Verlag in Paris erschienen.

In dem kleinen Allgäuer Dorf traf Erwin Bowien auch Bettina Heinen-Ayech (1937 bis 2020), die dort mit ihren Eltern als Evakuierte lebte und fortan seine Meisterschülerin wurde. Ab 1945 gründete der Maler in Solingen eine Künstlerkolonie, die bis Ende der 1950er-Jahre Bestand hatte.

Viel Bewegung um die beiden Künstler

Derzeit bewegt sich viel um diese Künstler, teilt der Freundeskreis weiter mit. So hat kürzlich das Institut für Kunstgeschichte der Schweiz in Zürich die deutschen Künstler Erwin Bowien und Bettina Heinen-Ayech als relevante Künstler für die Schweiz eingestuft und die Internetseiten über die beiden als digitale Kopie bei der schweizerischen Nationalbibliothek aufgenommen.

Zudem befindet sich die Bettina Heinen-Ayech Foundation mit Sitz in Solingen in der Gründung. Diese Stiftung für Kunst, Kultur und Völkerverständigung widmet sich den Vermächtnissen der beiden Künstler. Darüber hinaus beleuchtet sie das große Engagement von Erwin Bowien und Bettina Heinen-Ayech für die Völkerverständigung.

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