Im TAM fing die Karriere an
Erstmals Ahnung von Theaterluft, schnupperte der Teenager mit seinem sechs Jahre älteren Bruder, dem späteren Profiakteur, anlässlich einer Aufführung in familiärem Rahmen des Gesangvereins Ötlingen, bei der sein Vater die Regie übernommen hatte. Und ernsthafter im damals neu eröffneten TAM Weil, als junge Männer gesucht wurden: „Ich war 17 Jahre alt, sah jünger aus und machte meine ersten Schritte auf der Bühne!“, erinnert sich Simon Rösch gerne an die Zeit um 1996, in der die Regisseurin den Eleven kurzerhand für die Burgfestspiele Rötteln übernahm.
Auch nach Abschluss der Elektrikerlehre und während er in Freiburg sein Abitur nachholte und zu studieren begann, ließ ihn das Theater nicht mehr los. „Um 2001 erhielt ich mein erstes Profiengagement im Atelier-Theater (jetzt Kammertheater) von Dieter Ballmann“, berichtet er stolz von der Aufnahme in die namhafte Riehener Theaterinstitution. Außerdem vermittelte ihm eine Münchner Künstleragentur einige Film- und Fernsehaktionen. „Mit solchen Engagements konnte ich mein Studium mitfinanzieren“, behielt der Umtriebige diese bewusste Balance zum Erwerbspensum bei, um für seine Schauspiel-Leidenschaft Zeit erübrigen zu können.
Seitdem schlüpft er gewandt in jede Rolle, trat mit dem Schweizer Ensemble von der Ostsee bis nach Villach auf; brillierte mit TV-Prominenz wie Rainer Hunold („Der Staatsanwalt“) in Erich Kästners „Verwandte sind auch Menschen“ oder mit Michael Kausch („Liebling Kreuzberg“) in „Don Camillo“ und „Drei Männer im Schnee“.
Mit TV-Prominenz vor der Fernsehkamera
Simon Rösch kann auch über sich lachen, das bezeugt eine Anekdote aus der Röttelner Anfangszeit: „Als im Jahr 2002 „Der Geizige“ von Molière auf dem Festspielplan stand, wurde ich in der Doppelrolle besetzt. Da passierte es. Ich verwechselte die Textpassage und fand mich in einem Hänger von gefühlter Unendlichkeit wieder.“ Das Geschehnis schnell gemeistert, lässt es sich seitdem auch über die eigentliche Pointe, den überrumpelt-entsetzten Blick der Souffleuse samt ihrem hastigen Blättern im Textbuch, amüsieren.
Dass Rösch zudem Regie zu führen versteht, bewies er letzten Sommer auf Rötteln: „Ich bekundete im Jahr davor initiativ mein Interesse – und wurde tatsächlich innerhalb von zwei Wochen angefragt.“ Ein Glücksfall, den er diesen Juni mit Brechts „Arturo Ui“ weiterführt. Noch sucht er dafür nach zwei männlichen Schauspielern zwischen 18 und 40 Jahren.
Gymnasiallehrer mit starkem Interesse für Regie
Inmitten allen Einsatzes platzte neuerlich ein Trumpf: Als im Mai 2017 der Atelier-Theatergründer Dieter Ballmann seine Nachfolge suchte, ergriff mit Isolde Polzin auch Rösch die Chance: „Mein drängendes Interesse für Regie veranlasste uns schon 2012 zur gemeinsamen Tournee im südbadischen Raum“, festigte sich dabei das gute Zusammenwirken. Das ergänzte sich mit der Übernahme das Hauses im Bewältigen eines Bergs zu sondierender Stücke, im Stell en von Förderanträgen, im Renovieren und Gestalten. „Mit „Weihnachten auf dem Balkon“ feierten wir unseren Einstand in das neu benannte Kammertheater. Einziger Haken: „Ich wäre um eine spätere Übergabe dankbar gewesen, hatte ich doch zu dieser Zeit gerade meine Doktorarbeit fertiggestellt. Doch der Moment zählt“, ergriff der Gymnasiallehrer (seit 2011) für Sport, Geografie, Bio die künstlerische Gelegenheit – zur Dozentur an der Basler Pädagogischen Hochschule und dem seit Januar begonnenen Unterricht an der Sekundarschule Bäumlihof in Riehen.
„Das letzte halbe Jahr war wahnsinnig intensiv. Doch ich bin offen, was kommt und suche auch stets das Neue“, steht das Multitalent dennoch dazu, seine Berufung gefunden zu haben: „Das Schöne an der Regie ist, dass sich dabei Schauspiel mit dem Lehrerberuf verbinden lässt. Und alles macht mir echt unheimlich Freude.“