Weil am Rhein Wahres Naturreservat entstanden

Weiler Zeitung

Rheininsel: Renaturierung abgeschlossen / Bei Exkursion mit dem Truz gibt es viel zu entdecken

„Die Natur hat sich die Rheininsel zurück erobert“, lautete in den vergangenen Tagen und Wochen häufig die Titelzeile bei Berichten über die Renaturierung der Rheininsel. Am Wochenende wurde diese Rheininsel, die sich zwischen Märkt, dem französischen Kembs und den Isteiner Schwellen befindet und zum Naturschutzgebiet der „Petite Camargue Alsacienne“ (PCA) gehört, der Öffentlichkeit sowohl von französischer als auch deutscher Seite vorgestellt.

Von Joachim Pinkawa

Weil am Rhein-Märkt. In zwei Exkursionen des Trinationalen Umweltzentrums (Truz) konnten sich interessierte Bürger unter fachkundiger Führung von Truz-Mitarbeiterin Mona Bergmann am Samstag vor Ort von den Ergebnissen der Bemühungen überzeugen. Am Treffpunkt neben dem neuen Wasserkraftwerk am französischen Rheinufer nach dem Märkter Stauwehr, an dem auch Fachleute der Petite Camargue Alsacienne einen Informationspunkt eingerichtet hatten, gab Mona Bergmann den Teilnehmern zunächst einen groben Überblick über die ökologischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Kraftwerksbau.

EdF hat 50 Millionen Euro investiert

„Electricité de France“ (EDF), das staatliche  Energieversorgungsunternehmen, investierte in diese Anlage 50 Millionen Euro. Es hat aus ökologischen Gründen beim Stauwehr Märkt nicht nur die in den Altrhein fließende Wassermenge erheblich erhöht, sondern auch zwei parallel verlaufende Fischpässe in die Krafttwerkskonzeption integriert. Dadurch wurden mit je einem Auf- und Abstieg die Möglichkeit geschaffen, dass Fische, vor allem große, den Rhein durchwandern können.

Beim anschließenden Gang durch das Gebiet der Rheininsel informierte sich die Gruppe zunächst an einer Informationskarte über die Wegführung vorbei an den neu entstandenen Gewässern der „Altarme“ des Rheins und des „Kleinen Rheins“. Am ersten, neu errichteten Aussichtspunkt ließ sich beim Blick über mehrere stehende und fließende Wasserbereiche noch erahnen, dass hier vor Kurzem die Insel noch einer Mondlandschaft ähnelte, denn die vorherige landwirtschaftliche Nutzung mit vorherrschender Maismonokultur wurde mit großem Maschineneinsatz neu gestaltet und in Lebensräume für heimische Tiere und Pflanzen umgewandelt.

400 000 Kubikmeter Erde und Kies bewegt

Für die Renaturierung mussten rund 400 000 Kubikmeter Erde und Kies bewegt werden, und es wurden außerdem 150 000 Neupflanzungen vorgenommen. Biodiversität für Flora und Fauna war dabei oberstes und wichtigstes Ziel. Die Natur hat sichtbar begonnen, sich die Rheininsel zurückzuerobern, und schnell entstehen neue Auenlandschaften, deren Pflanzen und Tiere sich in großer Vielfalt bereits jetzt den Besuchern in den Anfängen dokumentierten.

„Wir wollten das Rad wieder zurückdrehen“

„Wir wollten das Rad wieder zurückdrehen und die Landschaft annähend so gestalten, wie sie vor rund 200 Jahren einmal war“, hatte Philippe Kniebiely, Direktor des Naturschutzschutzgebietes Petite Camargue Alsacienne, seinerzeit den immensen Aufwand in den vergangenen zehn Jahren zur Schaffung eines exklusiven Lebensraumes für Fauna und Flora, dem Gebiet der „Île du Rhin“, erklärt.

Neuer Lebensraum für mehr als 100 Arten

Mehr als 100 Arten haben den neuen Lebensraum für Tiere und Pflanzen schon angenommen: Gänse, Schwäne, Enten, Reiher, Nutria, Schwarzwild, Rehe und zahlreiche Vogelarten. Zudem sind Gräser Blumen, Schilf, Büsche und verschiedene Baumarten dabei, die Herrschaft über das Gebiet zu übernehmen. Am Aussichtspunkt ermöglichten freiwillige Helfer mit Fernsichtgeräten den Besuchern neugierige Blicke auf die vorhandenen Wasservögel.

Der weitere Gang zurück auf dem Weg durch den bereits ausgeprägten Auwald entlang des Rheins vermittelte den Eindruck des „Urwaldes“ sehr nachhaltig und bebilderte die Fantasie der künftigen Natur auf der Rheininsel reichhaltig.

Eines der größten Naturschutzprojekte

Ein wahres Naturreservat und eines der größten Naturschutzprojekte Mitteleuropas soll dem Anspruch zufolge „den Menschen die Schönheiten der Tier- und Pflanzenwelt zeigen und gleichzeitig den verschiedenen Tierarten die Ruhe und den nötigen Freiraum lassen, um nahezu ungestört und artgerecht zu leben“. Die Natur- und Umweltfreunde hoffen, dass die Symbiose aus diesem Anspruch und dem wachsenden Bedürfnis der Menschen an Naherholungsbereichen gelingt.

Zugang für Fußgänger und Radfahrer

Einen Zugang zur Rheininsel, sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer, gibt es nicht nur vom Stauwehr her in Märkt, sondern auch am Kraftwerk Kembs. Von Basel aus bietet sich ein etwa 30 Kilometer langer Rad-Rundweg über Kembs und Märkt zur Erkundung an.

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