Weil am Rhein Was ältere Menschen bewegt

Weiler Zeitung
Themenfelder wie Wohnen und ehrenamtliches Engagement kommen zur Sprache: Was kann getan werden? Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Interview: Projektleiterin Kraft kümmert sich um „Bürgerbeteiligung 60 plus“ / Praktische Umsetzung

Die Meinungen von Menschen ab 60 sind bei der morgigen Bürgerbeteiligungs-Veranstaltung gefragt. Die Stadt will deren Einschätzung erfahren und gemeinsam Maßnahmen erarbeiten.

Weil am Rhein. Die Projektleiterin Susanne Maria Kraft erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, was eine Bestandsaufnahme ergeben hat, welche Themen zentral sind und wohin der Weg führen soll. Eine neue Förderzusage kann zudem helfen.

Eine erste Bestandsaufnahme der Situation der Älteren in der Stadt ist bereits erfolgt. Was läuft gut?

Die Erhebung zu den Angeboten für Seniorinnen und Senioren in Weil am Rhein hat gezeigt, dass die Freizeitangebote fast die Hälfte der Angebote und damit den größten Anteil ausmachen. Begegnung und Austausch wird hierbei schwerpunktmäßig angeboten, gefolgt von Sport und Bewegung sowie Ausflügen und Reisen. In der zweitgrößten Kategorie „Unterstützung“ liegt der Schwerpunkt eindeutig im Bereich Betreuung und Pflege, der mehr als drei Viertel des Angebots ausmacht. Beratungsangebote machen in etwa ein Sechstel der Gesamtangebote aus. Damit konnte für Weil am Rhein eindeutig ein Angebotsschwerpunkt im Bereich Begegnung Austausch, Sport und Bewegung, Betreuung und Pflege sowie Beratung festgestellt werden.

Und wo drückt der Schuh bei der Ü60-Generation in Weil am Rhein?

Ich glaube nicht, dass es einen Punkt gibt, wo der Schuh tatsächlich „drückt“. Vielmehr geht es darum herauszufinden, was ältere Menschen bewegt und beschäftigt, was sie in der Stadt brauchen, sich wünschen. Hierfür halten wir die geplante Bürgerbeteiligungsmaßnahme für geeignet, damit sich Bürgerinnen und Bürger mit ihren Ideen und Wünschen einbringen können. Aus der Bestandserhebung haben wir daher insgesamt fünf Themen entnommen, die wir für zentral halten. Diese sind „Wohnen und Wohnumgebung“, „Hauswirtschaftliche Versorgung und Unterstützung“, „Soziale Kontakte und Freizeitgestaltung“, „Bürgerschaftliches Engagement“ sowie „Information und Beratung“. Über diese Themen wollen wir mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.

Rechnen Sie beim Thema Wohnen mit realisierbaren Vorschlägen, wie ältere Menschen bezahlbaren Wohnraum behalten und finden können, oder was ist Ihr Ansatz?

Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum ist ein hoch komplexes Thema, das wir im Rahmen einer solchen Veranstaltung sicherlich nicht lösen können, das ist ja nicht nur hier bei uns, sondern im ganzen Land ein großes Thema. Aus meiner Sicht ist es viel wichtiger, kreativ zu werden und realistische Ideen zu finden, wie man mit der aktuellen Situationen umgehen kann. Zum Beispiel zu überlegen, wie man alternative Wohn- und Betreuungsformen unterstützen und umsetzen kann. Ich denke, es geht darum, Themen zu finden, die den Menschen wichtig sind und die wir ganz konkret und ganz praktisch in der Stadt umsetzen können.

Ein weiteres Themenfeld: ehrenamtliches Engagement. Welches Ziel verfolgen Sie konkret?

Wir glauben, dass ältere Menschen ein großes Bedürfnis haben, sich aktiv in das gesellschaftliche Leben einzubringen. Sie verfügen über ein hohes Maß an Lebens- und Arbeitserfahrung, die sehr wertvoll ist. Diese Erfahrungen können über bürgerschaftliches Engagement sehr gut eingebracht werden. Sei es, sich zum Beispiel im Bereich Jugendarbeit oder im Kindergarten mit Werkstattangeboten zu engagieren oder Jugendlichen bei der Bewerbung zu helfen. Auch das Engagement für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, für Schulen oder im kulturellen Bereich ist für viele interessant. Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich. Es wird letztlich darum gehen, Themen, Orte und Wege für dieses Engagement zu finden und es zu ermöglichen.

Ein weiterer Punkt werden die Beratungsangebote sein. Viele Jüngere informieren sich im Internet, auch Ältere sind online. Ist das aus Kostengründen der Weg für die Zukunft?

Ich glaube nicht, dass das Internet Beratungsstellen gänzlich ablösen wird. Vielmehr wird es aus meiner Sicht die bestehenden Beratungsangebote ergänzen. Allgemeine Informationen werden über Webseiten abgerufen, während individuelle Fragen oder die Beratung zu sehr spezifischen Situationen weiterhin im persönlichen Gespräch geklärt werden. Unsere Erhebungen zeigen, dass die Beratungsanfragen eher leicht steigen als zurückzugehen. Ich glaube deshalb nicht, dass sich der persönliche Kontakt in einer Beratung durch einen Text im Internet ersetzen lässt.

Es handelt sich bei dem Beteiligungs-Termin um nur eine Aktion eines mehrmonatigen Prozesses. Was folgt danach?

Geplant ist, die weiteren Schritte zunehmend themen- oder quartiersbezogen durchzuführen, so dass sich die Ergebnisse auch dort auswirken, wo die Menschen leben und sich aufhalten. Konkrete Maßnahmen werden von den Ergebnissen der Veranstaltung abhängen. Diese werden wir zunächst auswerten und daraus die nächsten Schritte entwickeln und in der Lenkungsgruppe Senioren abstimmen. Die Lenkungsgruppe setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinderats und der Verwaltung zusammen und begleitet den gesamten Prozess. Dort werden wir die konkreten nächsten Schritte beraten und dann in die erste Umsetzung gehen. Eine sehr positive Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass die Verwaltung vor wenigen Tagen die Zusage für eine Förderung aus dem Programm „Quartiersimpulse“ erhalten hat. Es handelt sich dabei um ein Förderprogramm, das aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg unterstützt und von der Allianz für Beteiligung verwaltet wird. Somit können wir den Prozess auch weiterhin durch externe Berater begleiten lassen und gegegebenenfalls bereits erste Maßnahmen umsetzen.

Das ganze Prozedere dient nicht nur dem Selbstzweck. Woran messen Sie den Erfolg des Verfahrens?

Unter anderem planen wir, die Seniorenarbeit in Weil am Rhein weiter zu vernetzen, den Austausch zu fördern und darüber hinaus sehr konkrete Projekte umzusetzen. Das Thema Senioren, beziehungsweise „60Plus“, wird in den kommenden Jahren sicherlich ein weiteres Schwerpunktthema in der Abteilung für Soziales, Schulen und Sport sein. Wir gehen davon aus, dass der Erfolg unserer Arbeit in der Stadt spürbar sein wird. Eine der Grundlagen für die Erfolgsmessung wird sicherlich die Bestandsaufnahme sein, die wir im vergangenen Jahr durchgeführt haben. Sie bietet uns eine gute Basis um zu erheben, wie sich die Seniorenarbeit in der Stadt verändert und weiterentwickelt. Andere Quellen zur Erfolgsmessung werden sicherlich aus den Projekten kommen, die wir nach der Veranstaltung umsetzen wollen.

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