Weil am Rhein Was die Reformation bewirkte

Weiler Zeitung

Heimatverein: Rudolf Burger über die Reformation und deren Auswirkung aufs Markgräflerland

Welche Auswirkungen die Reformation auf das Markgräflerland hatte, das hat Rudolf Burger, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte, bei einem Vortragsabend im Gewölbekeller des Alten Rathauses aufgezeigt. Mehr als 40 Besucher kamen auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins.

Von Joachim Pinkawa

Weil am Rhein. „Im vergangenen Jahr war Luther in aller Munde, denn 500 Jahre Thesenanschlag durch Martin Luther haben die Bedeutung der Reformation für die Entwicklung der modernen Welt wieder bewusst gemacht.“ Mit diesen Worten leitete Uwe Kühl, Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte und Volkskunde Weil am Rhein, den Vortragsabend mit Rudolf Burger ein, der zum Thema „Wie ist die Reformation in unsere Heimat, ins Markgräflerland, gekommen?“ sprach.

Burger, Diplompädagoge und Sonderschullehrer an der Gewerbeschule Lörrach, hat neben zahlreichen Arbeiten zu regionalgeschichtlichen Themen wie zur Revolution 1848/49 im Markgräflerland oder der Schlacht von Friedlingen 1702 auch eine Abhandlung über „Die Reformation im Markgräflerland“ geschrieben und veröffentlicht. Zu den Auswirkungen zitierte er die Lörracher Schauspielerin und Autorin Hilde Ziegler aus ihrer „Reisebeschreibung“ (sinngemäß aus dem Alemannischen übersetzt): „In Bellingen sind alle katholisch, weiß der Kuckuck warum“. Burger verdeutlichte damit und unter Ergänzung durch entsprechendes Kartenmaterial die bereits historischen Schwierigkeiten der Umsetzung reformatorischer Ansätze. „Die Geschichte der Reformation im Markgräflerland folgt weitgehend der Geschichte der Reformation in der Markgrafschaft Baden-Durlach. Unter Markgräflerland werden hier nur die früher zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörenden Herrschaften Rötteln und Badenweiler sowie die Landgrafschaft Sausenburg verstanden. Innerhalb dieses Gebiets gab es jedoch einige Dörfer mit katholischer Grundherrschaft, in denen auch nach Einführung der neuen Kirchenordnung das katholische Bekenntnis bestehen blieb.

Zu den katholischen Inseln in der evangelischen Markgrafschaft gehörten Inzlingen, Ballrechten, Dottingen und Stetten, wusste Burger die regionale Abgrenzung einzuordnen. Die historische Beschreibung von Einflüssen namhafter überregionaler und regionaler Akteure der Reformationsbewegung beschrieb Rudolf Burger von den Anfängen bis zum Höhepunkt mit der Einführung einer neuen Kirchenordnung durch Markgraf Karl II. am 1. Juni 1556.

Details, wie die historische Organisation der Kirche im Markgräflerland mit den drei Diözesen Rötteln, Schopfheim und Badenweiler, die einem eigenen General-Superintendenten für das badische Oberland unterstanden, oder die Säkularisation der Klöster, die Einführung des Volksschulwesens, das als Kind und Schöpfung der Reformation angesehen wird, und die familiären und kirchlichen Vorbildfunktionen der Pfarrer erfuhren die Zuhörer ebenso wie die „Visitationen“ zur Aufspürung „sektiererischer Tendenzen“ und „Rückführung zum lutherischen Bekenntnis oder Ausweisung“ und vieles mehr bis in die Neuzeit.

Damit lieferte Burger den Zuhörern einen umfassenden Überblick und geschichtliches Verständnis über die Reformation mit spezifischem Bezug zum Markgräflerland, der äußerst umfassend und gehaltvoll war. Der Applaus und die angeregte Diskussion mit dem Referenten und miteinander ließen daran anschließend keinen Zweifel.

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