Weil am Rhein (bn). Wer die Körpersprache als Ausdruck des psychischen und mentalen Zustands eines Menschen zu lesen versteht, für den ist sein Gegenüber ein offenes Buch. Diese Überzeugung durften wohl alle mit nach Hause nehmen, die am späten Sonntagabend im Haus der Volksbildung mit der Bemerkung verabschiedet wurden: „So ab jetzt seid Ihr freie Menschen!“ Die meisten freilich hätten bereitwillig das buchstäblich „fesselnde“ Erlebnis von Elie Levys ebenso amüsanten wie aufschlussreichen und in herrlichem, aber nie  unverständlichem Kauderwelsch gehaltenen Vortrag „Die Geheimnisse der Körpersprache“ noch länger genossen. Denn der Wahl-Hamburger mit israelischen Wurzeln erwies sich als ein unschlagbarer Profi in der Deutung der vielsagenden  Mimik, Gebärden, Gesten und Körperhaltungen eines Menschen im Gespräch mit anderen, in beglückenden oder peinlichen Situationen oder unter Prüfungsängsten und psychischem Druck, etwa bei der polizeilichen Befragung eines  mutmaßlichen Bankräubers. Letztere Szenerie demonstrierte Levy zusammen mit einem  mutigen Mann aus dem Publikum, ebenso variierte er mit Assistenz einer jungen Frau diverse Begrüßungsrituale von sachlich distanziert über angenehm sympathieerfüllt bis peinlich aufdringlich. Wer auf einem Stuhl nicht den vollen Platz belegt und womöglich die Fußspitzen noch gegeneinander stellt, hat sich schon disqualifiziert, so Levy. Oder im Klartext: „ist Scheiße, ist doppelt Scheiße“. Überhaupt die Art, einen Stuhl zu besetzen, kann über den Besetzer Bände sprechen. Das „Sch-wort“  übrigens benutzt Levy während seines Vortrags dutzendfach, und bei ihm klingt es so harmlos, als wünschte er noch ein Stück Zucker für seinen Kaffee. Selbstverständlich nahm sich der ausgebildete Schauspieler, Tänzer und Pantomime auch das Gehabe der Politiker vor, demonstrierte, wie Putin sportiv einherzugehen pflegt und Medjew „his masters Gangart“ eher  stümperhaft kopiert, wie sich Oppositionsredner aufplustern und Angela  Merkels „Raute“ nur belanglos besagt, „ich bin lieb und nett“ – mehr nicht! Dass eine hierzulande gebräuchliche Geste der Zustimmung oder ein aufmunternder Fingerzeig in anderen Kulturen das krasse Gegenteil bedeuten kann (etwa das Victory-Zeichen in Australien als doppelter Stinkefinger verstanden wird), machte der Referent ebenfalls an etlichen Beispielen dingfest. Dass die „Hand aufs Herz“ dem Gegenüber Vertrauen signalisiert, war für die meisten im gut besetzten Saal nicht neu, nicht  indessen dasselbe Signal, wenn jemand  im Gespräch seinem Partner den hoch erhobenen Kopf mit leichter Drehung zuwendet und ihm dabei den ungeschützten Hals präsentiert, im Vertrauen darauf, dass der andere nicht die Machete zückt. Zum Schluss führte der Kommunikationsspezialist noch Maskenspiele  und Freiübungen zum Erwerb positiver Körperhaltungen vor. Eine davon – mit hochgestreckten ausgebreiteten Armen Selbstbewusstsein tanken – lässt sich auch auf  der Toilette ausführen. Aufmerksame Vortrags-Besucher mit gutem Gedächtnis dürften aus diesem abendfüllenden Crashkurs mehr Nutzen gezogen haben als aus mehrwöchigen Kommunikations-Seminaren.