Nutzen aufzeigen
Die Tram8+ ist keineswegs ein Selbstläufer, wie bereits die dritte Generation des Agglomerationsprojekts gezeigt hat. Seinerzeit als A-Projekt angemeldet, wurde man als C* mit dem fehlenden Nachweis der Wirtschaftlichkeit eingestuft. Vom guten Kosten-Nutzenverhältnis ist Koger nicht nur weiter überzeugt, sondern hat dies auch den Schweizer Behörden vor Augen geführt. Die nun vorgesehene Entwurfsplanung soll die gelieferte Argumentation inhaltlich und konturreicher unterfüttern. Einen Mehrwert für die Schweizer Seite gebe es und dieser werde weiter herausgearbeitet. Zugleich laufen die Planungen für die Stadtentwicklung samt Fußgängerzone und verkehrsberuhigten Bereichen (Bericht unten).
Klar ist, dass es genug Platz für die Verlegung von Gleisen auf der Hauptstraße gibt und auch für die Wendeschleife am Läublinpark, ohne dass der dortige Gebäudebestand und das Café Lamm im Weg stehen.
Den Auftrag für die Planung soll das Ingenieurbüro Mailänder Consult (MIC) erhalten, das bereits für die Planung der Tram 8-Verlängerung von Basel nach Weil zuständig war und somit die gesamten Verhältnisse kennt, insbesondere auch die technischen Anforderungen durch die BVB. MIC hat zudem schon die Machbarkeitsstudie für die Tram8+ erstellt.
Positive Bewertung
Als Befürworter der Tramverlängerung positionierte sich Andreas Rühle (UFW). „Es ist ein schöner Mehrwert, doch der muss bezahlbar sein, auch was die Betriebskosten betrifft“, schränkte er zugleich ein.
„Eine riesen Chance für Weil“ sieht auch Monika Sulzberger (SPD) in der Tram8+. Die Hauptstraße sei außerdem die Visitenkarte der Stadt, womit die Planungskosten eine gute Investition seien.
Die Tram8+ samt einer Fußgängerzone führe zu einer besseren Zentrumsbildung, erklärte Martin Fischer (Grüne). Die ÖPNV-Verbindung werde verbessert und Umstiege verringert. „Wir schaffen auch Freiräume für Buslinien in Bereichen, wo sie bisher nicht sind“, verwies er auf die nach der Tram8-Betriebsaufnahme umgeleitete Buslinie 12.
Eva-Maria Bozenhardt (CDU) sah dies ähnlich, doch gleichzeitig blickte sie auf die „verheerenden“ Verkehrsverhältnisse in Friedlingen. „Ich bin hin- und hergerissen.“ In Friedlingen gemachte Fehler müssten beachtet werden, warnte daher Rühle. Matthias Dirrigl (SPD) hofft hingegen auf den „großen Standortvorteil für Weil“.
City-Bus und Kosten
Als Aufwertung für die Stadt sieht auch Thomas Harms (FDP) die Tramverlängerung. Doch der Schweizer Zuschuss sei angesichts des noch nachzuweisenden Nutzens für die Eidgenossen unklar. „Wir haben auch andere Projekte, die wir finanzieren müssen“, blickte er auf die 20 Millionen für das Vorhaben. Allein mit den 180 000 Euro Planungskosten könne schon eher ein Buskonzept erstellt werden, liebäugelt Harms weiterhin mit einem City-Bus, der die Bereiche Riehen, Erlenhof, Vitra und Hohe Straße abdecken könne. Die Tram 8+ sei „realitätsfern“.
Bei der Tram 8 habe man eine Million Nutzer pro Jahr prognostiziert, nun seien es 1,6 Millionen, warb Koger für das Projekt. Auch innerstädtisch werde die Tram immer mehr genutzt.
Eugen Katzenstein (UFW) stellte hingegen die Kosten in den Mittelpunkt und enthielt sich wie Harms seiner Stimme. „Die Tram hat mehr Charme als der Bus, doch was können wir uns leisten?“ Nach der nun wohl anstehenden Planung gebe es statt einer Kostenunwägbarkeit von plus-minus 30 Prozent eine zehn- bis 15-prozentige im Plus- und Minusbereich, setzt Koger auf eine konkretere Schätzung. Dass die Tram-8-Verlängerung 28,5 Millionen gekostet habe, liege auch an der Tram-Brücke, auf die acht Millionen entfielen.