Weil am Rhein Weg für Tram8+ ebnen

Marco Fraune
 Foto: Marco Fraune

Verkehr: Ingenieurbüro wird mit vertiefter Planung beauftragt. Zuschuss-Zahlung aus der Schweiz ist das Ziel.

Weil am Rhein - Um den Weg zur Verlängerung der Tramlinie 8 vom Schlaufenkreisel bis zum Läublinpark weiter beschreiten zu können, hat der Finanzausschuss weitere Planungskosten von 184 000 Euro bewilligt. Eine Grundsatzentscheidung, ob das Projekt „Tram 8+“ in einigen Jahren Realität wird, ist damit nicht verbunden. Es gibt auch Stimmen, die statt des 20-Millionen-Projekts einen „City Bus“ verwirklicht sehen wollen.

Als „eine Chance für alle“ sieht Bürgermeister Rudolf Koger die Verlängerung der Tramlinie 8 bis zum Läublinpark an, wobei ein Haltepunkt am Sparkassenplatz, ein weiterer am Berliner Platz sowie ein Halt samt neuer Tramschlaufe am Läublinpark vorgesehen sind. In diesem Bereich liegen die beiden Stadtteile Leopoldshöhe und Weil-Ost. Damit wären rund 15 000 Einwohner per Tramgleis direkt mit dem Weiler Bahnhof und dem Zentrum von Basel verbunden, wobei hier ein Radius von 600 Metern um die jeweiligen Haltestellen zugrunde gelegt wurde.

Den Nutzen, auch mit Blick auf mehr als 4000 Grenzgängerbewilligungen, führte Koger im Ausschuss der Politik vor Augen, die am Dienstag im Gemeinderat noch grünes Licht geben muss. Doch speziell der Schweizer Bund ist der Adressat der Kosten-Nutzen-Rechnung, da diese für die Eidgenossen stimmen muss. Schließlich wird nun in Weil bis zur Entwurfsplanung weitergearbeitet, um Geld aus Bundesbern zugebilligt zu bekommen.

Die Zuschussfrage

Einen 50-Prozent-Zuschuss wie noch bei dem Bau der grenzüberschreitenden Linie 8 bis zum aktuellen Schlaufenkreisel wird es aufgrund anderer Förderkriterien und zahlreicher Mitbewerber um den Geldtopf nicht geben, wurde im Finanzausschuss deutlich. Doch Koger und OB Wolfgang Dietz hoffen auf eine 40-Prozent-Beteiligung an den Baukosten.

Sollte über die vierte Generation des Infrastrukturförder-Topfs „Agglomerationsprogramm Basel“ das Geld über die Grenze nach Weil fließen, will sich das Land Baden-Württemberg zur Hälfte an den aktuell mit rund 20 Millionen Euro Kosten beteiligen. Der Landkreis Lörrach hat für den Fall der Umsetzung bereits einen Zuschuss von einer Million Euro für die Tram8+ bewilligt.

Pro-Argumente

Nicht nur die finanzielle Unterstützung von Land und Landkreis listete Bürgermeister Koger als Argumente für die Tramverlängerung auf. Neben dem hohen Fahrgastpotenzial samt deren Anbindung an den Bahnhof und Basel nannte er auch eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt, die bessere Einbindung in das weit in die Korridore des Landkreises hineinreichende Busnetz (neue Führung des 55er-Busses) sowie die Aufwertung der Hauptstraße mit einem möglichen Tramverkehr in der ins Auge gefassten Fußgängerzone.

Nutzen aufzeigen

Die Tram8+ ist keineswegs ein Selbstläufer, wie bereits die dritte Generation des Agglomerationsprojekts gezeigt hat. Seinerzeit als A-Projekt angemeldet, wurde man als C* mit dem fehlenden Nachweis der Wirtschaftlichkeit eingestuft. Vom guten Kosten-Nutzenverhältnis ist Koger nicht nur weiter überzeugt, sondern hat dies auch den Schweizer Behörden vor Augen geführt. Die nun vorgesehene Entwurfsplanung soll die gelieferte Argumentation inhaltlich und konturreicher unterfüttern. Einen Mehrwert für die Schweizer Seite gebe es und dieser werde weiter herausgearbeitet. Zugleich laufen die Planungen für die Stadtentwicklung samt Fußgängerzone und verkehrsberuhigten Bereichen (Bericht unten).

Klar ist, dass es genug Platz für die Verlegung von Gleisen auf der Hauptstraße gibt und auch für die Wendeschleife am Läublinpark, ohne dass der dortige Gebäudebestand und das Café Lamm im Weg stehen.

Den Auftrag für die Planung soll das Ingenieurbüro Mailänder Consult (MIC) erhalten, das bereits für die Planung der Tram 8-Verlängerung von Basel nach Weil zuständig war und somit die gesamten Verhältnisse kennt, insbesondere auch die technischen Anforderungen durch die BVB. MIC hat zudem schon die Machbarkeitsstudie für die Tram8+ erstellt.

Positive Bewertung

Als Befürworter der Tramverlängerung positionierte sich Andreas Rühle (UFW). „Es ist ein schöner Mehrwert, doch der muss bezahlbar sein, auch was die Betriebskosten betrifft“, schränkte er zugleich ein.

„Eine riesen Chance für Weil“ sieht auch Monika Sulzberger (SPD) in der Tram8+. Die Hauptstraße sei außerdem die Visitenkarte der Stadt, womit die Planungskosten eine gute Investition seien.

Die Tram8+ samt einer Fußgängerzone führe zu einer besseren Zentrumsbildung, erklärte Martin Fischer (Grüne). Die ÖPNV-Verbindung werde verbessert und Umstiege verringert. „Wir schaffen auch Freiräume für Buslinien in Bereichen, wo sie bisher nicht sind“, verwies er auf die nach der Tram8-Betriebsaufnahme umgeleitete Buslinie 12.

Eva-Maria Bozenhardt (CDU) sah dies ähnlich, doch gleichzeitig blickte sie auf die „verheerenden“ Verkehrsverhältnisse in Friedlingen. „Ich bin hin- und hergerissen.“ In Friedlingen gemachte Fehler müssten beachtet werden, warnte daher Rühle. Matthias Dirrigl (SPD) hofft hingegen auf den „großen Standortvorteil für Weil“.

City-Bus und Kosten

Als Aufwertung für die Stadt sieht auch Thomas Harms (FDP) die Tramverlängerung. Doch der Schweizer Zuschuss sei angesichts des noch nachzuweisenden Nutzens für die Eidgenossen unklar. „Wir haben auch andere Projekte, die wir finanzieren müssen“, blickte er auf die 20 Millionen für das Vorhaben. Allein mit den 180 000 Euro Planungskosten könne schon eher ein Buskonzept erstellt werden, liebäugelt Harms weiterhin mit einem City-Bus, der die Bereiche Riehen, Erlenhof, Vitra und Hohe Straße abdecken könne. Die Tram 8+ sei „realitätsfern“.

Bei der Tram 8 habe man eine Million Nutzer pro Jahr prognostiziert, nun seien es 1,6 Millionen, warb Koger für das Projekt. Auch innerstädtisch werde die Tram immer mehr genutzt.

Eugen Katzenstein (UFW) stellte hingegen die Kosten in den Mittelpunkt und enthielt sich wie Harms seiner Stimme. „Die Tram hat mehr Charme als der Bus, doch was können wir uns leisten?“ Nach der nun wohl anstehenden Planung gebe es statt einer Kostenunwägbarkeit von plus-minus 30 Prozent eine zehn- bis 15-prozentige im Plus- und Minusbereich, setzt Koger auf eine konkretere Schätzung. Dass die Tram-8-Verlängerung 28,5 Millionen gekostet habe, liege auch an der Tram-Brücke, auf die acht Millionen entfielen.

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