Weil am Rhein (do). Als Referentin hatten die Freien Wähler zu ihrer Hauptversammlung diesmal Sabine Josef eingeladen, die Geschäftsführerin der Freien Kita in Weil und zusammen mit Katja Köppel-Nelke Geschäftsleiterin der erfolgreich auf dem Gebiet der Familienpolitik tätigen „Agentur: 01“. Sie beleuchtete die Frage: „Ist die Stadt Weil kinderfreundlich, und ist sie auf einem guten Weg"“ Angesichts des demografischen Wandels werden die Kommunen zunehmend Konkurrenten um die jungen Familien, berichtete Josef. Deswegen sei es wichtig, die Infrastruktur attraktiv zu gestalten und für die Betreuung von Kindern ausreichend Möglichkeiten anzubieten. Ein gutes Beispiel sei das Ötlinger „Schwalbennest“, eine Krippe in städtischer Trägerschaft, in der eine Gruppe von Weiler Firmen finanziert wird. Neben den strukturellen Angeboten sei aber auch eine kinderfreundliche Grundstimmung für eine Stadt wichtig. Dazu gehöre auch der „Verzicht auf eine gewisse Bewertung“, was die Berufstätigkeit von Frauen angehe. Gute Noten stellte sie der Stadt Weil bezüglich der sportlichen und kulturellen Angebote aus. Zu einer attraktiven Infrastruktur gehören nach Josef auch familienfreundliche Öffnungszeiten der Behörden. Kitas, Krippen, Ganztagesplätze und Ferienbetreuung („tolle Angebote, gute Qualität“) seien in Weil schon gut vorhanden. Was noch fehle, seien Tagesmütter, die die Kinderbetreuung auch in den Randzeiten abdecken, was gerade für Eltern in Pflegeberufen wichtig sei. Auch die Eltern seien sehr engagiert, berichtete Josef und nannte dabei das Familienzentrum „Wunderfitz“. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, war das Fazit, das Reinhard Hagist aus dem Vortrag zog. Er sieht aber ein Problem darin, dass die Gesetze in Berlin gemacht werden und von den Kommunen umgesetzt und bezahlt werden müssen. Fraktionsvorsitzender Heinz Kasper war erfreut über das „gute Zeugnis“, das Josef der Stadt ausgestellt hatte. Er habe den Eindruck, dass die Bürger die Bemühungen um ein breites Betreuungsangebot für Kinder würdigen. Es kämen auch keine Beschwerden, meinte er. Für die Betreuung von Kindern bis zum Grundschulalter nehme die Stadt 2014 insgesamt 8,4 Millionen Euro in die Hand. Man gehe derzeit von einer Betreuungsquote von 41,5 Prozent aus. „Wir sind ehrgeizig“, betonte Kasper. Weitere Kindergärten seien in der Hohe Straße und in der Danziger Straße geplant. Einen breiten Raum nahm in der Diskussion die Berufstätigkeit von Eltern ein, die trotz aller Betreuungsangebote für die Familien oftmals großen Stress bedeutet, vor allem wenn die Kinder sehr klein sind. Auch die Engpässe bei der Suche nach qualifiziertem Personal sowie Wartelisten für einzelne Einrichtungen kamen zur Sprache. Das brauche alles noch einige Zeit, „aber es kommt, und es kommt mit Qualität“, ist sich Sabine Josef sicher.