Auch ist Schuster davon überzeugt, dass man sich mit der neuen Situation arrangieren kann, selbst wenn die Senkung des Freibetrags wie angekündigt umgesetzt wird. Das habe man schon in anderen Situationen geschafft, sagt sie und verweist etwa auf den Umgang mit der vor einigen Jahren eingeführten Neuregelung bei der Bagatellgrenze. Schuster ist daher optimistisch: „Ich freue mich im Moment vor allem darüber, dass es mit der Herbstkollektion gut läuft.“
Martin Frey von Intersport Gemo an der Weiler Hauptstraße bekräftigt: „Ich glaube nicht, dass es ein so wichtiger Faktor ist.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass die Senkung des Freibetrags dazu führen wird, dass die Schweizer Kunden in größerer Zahl ausbleiben.
Auch Frey betont in erster Linie, dass die Preise im Vergleich zur benachbarten Schweiz weiterhin so gering seien, dass sich der Einkauf in Deutschland für die Schweizer Kunden weiterhin lohne. Trotzdem: Auch Frey wäre es lieber, wenn bezüglich des Freibetrags alles beim Alten bleiben würde.
Insgesamt findet er das Vorgehen der Schweizer Regierung bedauerlich. Schließlich sei das Verhältnis zum Nachbarland von einem Geben und Nehmen geprägt. „Wir lassen schließlich auch viel Geld in der Schweiz“, verweist Frey etwa auf den Ski-Urlaub, für den viele Deutsche regelmäßig ins Nachbarland reisen.
Sandra Müller vom Pippi-Lotta in Haltingen befürchtet hingegen sehr wohl negative Konsequenzen. „Das ist ein Brandbeschleuniger fürs Ladensterben“, findet sie deutliche Worte. Müllers Einschätzung nach könne die Senkung des Freibetrags durchaus dazu führen, dass es sich die Schweizer Kunden zweimal überlegen, ob sie zum Einkaufen nach Deutschland fahren oder nicht. Zumal dann, wenn dafür ein längerer Anfahrtsweg in Kauf genommen werden muss. Rücken die finanziellen Vorteile vermehrt in den Hintergrund, wiegen die Kunden künftig stärker ab, ob sie für den Einkauf nicht doch in der Schweiz bleiben sollen. Besonders kritisch drohe die Situation zu werden, wenn die Schweizer Händler zusätzlich noch ihre Preise senken.
Nach den großen Herausforderungen, die die Corona-Krise für den Einzelhandel bereits mit sich gebracht hat, sei die angekündigte Senkung des Freibetrags nun ein weiterer Schlag. Auch trage ein solches Vorgehen nicht zum Zusammenwachsen der verschiedenen Länder in der Grenzregion bei, sondern fördere im Gegenteil die Abschottung. „Durch solche Aktionen werden in den Köpfen Grenzen hochgezogen“, sagt Müller. Und dadurch seien langfristig weit schlimmere Konsequenzen zu befürchten.
Sie könne zwar auch die Überlegungen der Schweizer Regierung in der Sache nachvollziehen, allerdings hätte sie es befürwortet, den Freibetrag nicht so schlagartig und so umfangreich zu senken.
Auch Markus Mehlin vom Velo Shop Weil betont den Umfang der nun geplanten Senkung des Freibetrags. „Das ist schon ein großer Schritt.“ Von der Thematik betroffen ist er allerdings nicht. Denn wie er erklärt, gibt es für alle Arten von Zubehör für Transportmittel – also auch für Velo-Teile – keinen Ausfuhrschein. Die Fahrräder selbst beginnen preislich bei etwa 500 Euro, so dass der Freibetrag auch bisher schon überschritten worden sei. Im Übrigen kann aber auch Mehlin sich nicht vorstellen, dass der Einzelhandel durch die geplante Maßnahme größere Verluste wird hinnehmen müssen.
Bernd Hörenz, Sprecher der Händlervereinigung Weil-aktiv, bezeichnet die geplante Senkung des Freibetrag als „alles andere als begrüßenswert“. Allerdings müsse man sich im Fall der Fälle mit der neuen Situation arrangieren. „Es liegt nicht in unserer Hand.“
Auch Hörenz glaubt aber nicht, dass die Schweizer Kunden künftig ausbleiben. Der Weiler Einzelhandel könne nicht nur mit seinen Preisen, sondern auch mit Fachwissen und Qualität punkten. „In diesen Bereichen sollten wir auch künftig unsere Stärken herausarbeiten.“