Weil am Rhein „Weiler hängen am eigenen Auto“

Weiler Zeitung
Über die Möglichkeiten des Car-Sharing debattierte der SPD-Ortsverein am Dienstagabend in „Ott‘s Leopoldshöhe“. Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

SPD: Themenabend zur Förderung von Car-Sharing und zur nachhaltiger Mobilität

Im Beisein von einem Dutzend Mitglieder und Besucher diskutierte der SPD- Ortsverein Weil am Rhein am Dienstagabend in „Otts“-Hotel-Restaurant über die Zukunft und Förderwürdigkeit des Modells „Car-Sharing“ im Stadtgebiet. Klaus Eberhardt, Oberbürgermeister von Rheinfelden, und Matthias-Martin Lübke, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtmobil Südbaden, berichteten aus der Praxis.

Von Daniela Buch

Weil am Rhein. Zeitliche und örtliche Verfügbarkeit, Ausbau des Ladestationsnetzes, Berücksichtigung der notwendigen Infrastruktur in Neubaugebieten, zusätzliche Stellplätze, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs als flankierende Maßnahme und kombinierte Fahrkarten zur größtmöglichen Flexibilität wurden im Laufe der Debatte als Ansatzpunkte genannt, um Car-Sharing als solches für potenzielle Nutzer attraktiver zu machen. Auch ein wenig Druck soll ausgeübt werden, wurde verdeutlicht. Wenn es am Geldbeutel zu spüren sei und der Parkraum verknappt werde, würden sich mehr Leute überlegen, das Angebot zu nutzen.

Angestoßen wurde das Thema beim Neujahrsspaziergang des Ortsvereins, an dem insbesondere die angespannte Parkraumsituation beispielsweise in der Gartenstadt deutlich geworden war. Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen sei das Anliegen des Ortsvereins, erklärte Vorsitzende Brigitte Pantze. Verkehr sei ein Thema. „Wir sind eine Gesellschaft, die mobil sein will und muss, um Arbeitsplätze zu erreichen oder eine gewisse Lebensqualität zu halten. Wie dies nachhaltig gestaltet werden könnte, darüber erhoffen wir uns an diesem Abend neue Erkenntnisse“, sagte sie.

Klaus Eberhardt und Matthias-Martin Lübke berichten aus Praxis

Stefan Reinelt moderierte die Runde. Es gehe nicht um das Pro und Kontra, da man davon ausgehe, dass Car-Sharing eine gute Sache sei. Der Fokus liege vielmehr darin, die Situation in Weil am Rhein aufzuzeigen und Ideen und Vorschläge zu sammeln, wie das Angebot weiter vorangebracht werden könne und welchen Beitrag die Kommune dazu leisten könnte.

„Der Verwaltung kommt eine besondere Rolle zu: als Nutzer, Botschafter und bei der Organisation der Infrastruktur“, fasste Stefan Reinelt zusammen. Statistisch betrachtet, bleibe ein Auto im Privatbesitz den größten Teil des Tages stehen, stellte Matthias-Martin Lübke fest. „Das ist kein sinnvoller Einsatz von Ressourcen. Das ist totes Kapital“, meinte er. In Südbaden gebe es im Stadtmobil Car-Sharing aktuell rund 7000 Kunden, vor allem aus den jüngeren Generationen und dem urbanen Raum.

In Weil am Rhein bestehe derweil eine Bevölkerungsstruktur, die „am eigenen Auto hängt“. Zwei Autos – ein E-Auto und ein benzingetriebenes Auto – sind beim Car-Sharing in der Stadt für Privatleute im Einsatz, die Anzahl der Nutzer liege bei 70.

Car-Sharing attraktiver machen: „Fahren restriktiver gestalten“

Um rentabel zu sein, müssten pro Auto monatlich 750 Euro umgesetzt werden, in Weil am Rhein liege der Betrag zwischen 500 und 600 Euro, im Gegensatz zu Freiburg mit 1000 bis 1200 Euro.

Aus der Perspektive der Stadt Rheinfelden berichtete OB Klaus Eberhardt von der Einführung des Car-Sharings als Alternative zu Dienstwagen und eigengenutzten Autos in der Stadtverwaltung im Jahr 2008. Vorteile seien eine höhere Flexibilität und ein bewussteres Dienstfahren, da man sich anmelden müsse, sowie ein vereinfachtes Abrechnungsverfahren. Der Mobilitätsleitfaden der Stadt sieht laut Eberhardt vor, dass Fahrten möglichst vermieden werden sollten. Zu Fuß zu gehen oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen habe Vorrang vor Dienstwagen oder Car-Sharing.

„Fahren muss restriktiver gestaltet werden, um eine steigende Auslastung im Car-Sharing zu erreichen. Damit machen Sie sich aber keine Freunde“, sagte Rheinfeldens OB rückblickend. Dies sei aber ein effektiver Schritt, um Probleme wie Parkraumknappheit, Lärm und Abgasbelastung zu begegnen.

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