Weil am Rhein Weite, Licht und Horizont

Weiler Zeitung
Bettina Bohn vor ihren Meer-Bildern im Underground Foto: Gabriele Hauger Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Malerei von Bettina Bohn in der Galerie Underground Frei Raum für Kunst

Von Gabriele Hauger

Weil am Rhein. Es ist kein schmeichelndes, südliches Mittelmeer-Blau, es sind keine sonnendurchfluteten Schwarzwaldhöhen – Bettina Bohns Natur-Bilder zeigen nebelverhüllte, reduzierte, geheimnisvolle Berglandschaften. Im Juni entstanden zudem auf Sylt neue, direkt in der Natur gemalte, kontrastreichere Arbeiten, in denen die Elemente in all ihrer Urkraft miteinander zu kommunizieren scheinen.

Drei Tage auf der Nordseeinsel inspirierten die Künstlerin aus dem idyllischen Hohenegg zu großer Schaffenskraft. Zuweilen mit wenigen Strichen, dann immer wieder überarbeitet, entstanden ganze Serien, in denen Wind, Meer, Sand und Wellen ihre unmittelbare Faszination entfalten. Zu sehen sind sie nun in der Haltinger Galerie Underground Frei Raum für Kunst.

Die Natur auf der Nordseeinsel ist eine raue. Und inspiriert Künstler mit ihrer großen Wandelbarkeit immer wieder. Mal ist die See glatt wie ein Spiegel, dann wild bewegt, Gischt sprühend, gewaltig. Wind und Sturm formen Dünen und Strände, Ebbe und Flut lassen Muster aus Schlick und Wassertümpel entstehen, die an sich schon reine Kunst sind. Der stete Wind formt Kiefern zu einem Zauberwald. Auch hier lässt sich Bohn mit ihren Malutensilien nieder, hier wird ihr Stil konkreter. Was bei anderen Landschaften intuitiv aufs Papier geworfen wird, was abstrahiert, reduziert, oft nur skizziert wird, formt sich hier zu eindeutigeren Bildkompositionen. Und dennoch sind auch diese Arbeiten aus dem Moment heraus entstanden, verraten stets viel über den Gefühlszustand der Künstlerin während des Malprozesses.

Bettina Bohn, die seit 2000 als Künstlerin ausstellt, ist von Beginn an fasziniert von Landschaft und Figur, widmet sich der Skulptur und der Malerei. „Ich male quasi mit allem“, sagt die experimentierfreudige Künstlerin. Pigmente, Kohle, wasserlösliche Pastellkreiden, die sie wechselweise trocken oder mit Wasser lasierend auftragen kann. Auch die Papierstruktur spielt in ihren Bildern eine Rolle. Schlick, Moorlauge, Sepia oder Tusche werden mit Verve aufs Papier geworfen oder in mehrschichtigen Prozessen aufgearbeitet, verwischt – und zuweilen wieder verworfen. Acryl wäre hier fehl am Platz, zu grell, zu plakativ. Bei Bohn ist alles lasierend, durchlässig, dann wieder trocken getupft, geradezu haptisch der Sand – wie aufs Papier gedruckt. Licht und Schatten verschmelzen, mal beeindruckt endlose Weite, mal melancholische Leere.

Gemeinsam mit Galerist Rolf Frei reiste Bettina Bohn nach Sylt. Hier entstand auch der gut zehnminütige aussagekräftige Film, der die Malerin beim Arbeitsprozess begleitet, sie zu Wort kommen lässt, der aber immer wieder – unter anderem mit einer Drohne gefilmt –die Natur für sich sprechen und wirken lässt. Emotional stimmt er auf die ebenso emotionalen Bilder Bettina Bohns ein.

Lichtmeere und Zauberwald

Kleinformatige Versionen von Dünen, Küstenlandschaften und Motive aus dem Zauberwald der Krüppelkiefern empfangen den Galeriebesucher im Gang. Das mittlere Zimmer ist teils in Serie gemalten „Lichtmeeren“ gewidmet. Rötlich-blauer Kontrast formt Horizonte, wühlt Wellen auf, verwandelt Dünenlandschaften – ein Spiegel der Vielfalt der Elemente, die hier unmittelbar aufeinander wirken – aber auch ein Spiegel der Seele.

Im Raum daneben hängen zwei großformatige Versionen verhüllter Nebel-Berge des Schwarzwaldes, die diesen geradezu mystisch erscheinen lassen.

Unten, im „Underground“ der Galerie, verweisen die Formen der Sylter Kiefern und eine Baumserie aufs Konkretere. An den reduziert gemalten Stämmen lassen sich die Jahreszeiten ablesen.

Beeindruckend die Gegenüberstellung der großformatigen Nebellandschaften zu drei dramatischen und in ihrer Urgewalt beeindruckenden älteren Meeresbildern. Hier scheint man Wind und Wasser, Gischt und Sand zu spüren, der Moment des Wellenbrechens ist fast fotografisch festgehalten.

Auf dem Wandregal sehen wir zwei Versionen von Dämmerung: einmal spontan, intuitiv umgesetzt, einmal vielfach geschichtet und überarbeitet – voll Innerlichkeit sind sie beide.

Bettina Bohn ist keine Sylt-Malerin. In ihren Bildern von der Nordsee beweist sie aber wie auch in ihren anderen Arbeiten eine künstlerische Kraft und eine Sensibilität, die den Betrachter inspirieren.  bis 20. Dezember; 5. Dezember, 19 Uhr: musikalisch-lyrischer Abend zu Bettina Bohns Bildern mit Uli Führe und Markus Manfred Jung, Tel. 07621/1612672

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