Weil am Rhein Weite Wege bis zum schwarzen Gold

Marco Fraune
Die geringen Pegelstände sorgen unterm Strich für hohe Rohölpreise. Foto: sba

Rohstofflieferung: Öllager in der Region sind leer. „In der Form habe ich es noch nie erlebt“.

Weil am Rhein - Im Norden gibt es genug Öl, im äußersten Südwesten der Republik kommt der Rohstoff nur in geringen Mengen an. „In der Form habe ich es noch nie erlebt“, muss Karl-Josef Fels, Geschäftsführer von „MhW Mineralölhandel Weil am Rhein“, sehen, von wo er das knappe Gut noch herankarren lassen kann.

Panikstimmung will der einzige Weiler Mineralölhändler nicht verbreiten. Es gebe keine Lieferengpässe. „Geliefert werden kann immer, es ist nur eine Frage der Zeit und der Kosten.“ Dabei schlagen sich vor allem die weiten Wege bis zur Raffinerie nieder.

Weg führt nach Karlsruhe

Denn: Fahren die drei MhW-Tanklastzüge ansonsten nach Breisach, Village-Neuf oder maximal bis nach Lahr, führt der Weg nun bis nach Karlsruhe, wo es zumindest noch Öl gibt. Denn mit dem „schwarzem Gold“ beladene Schiffe kommen kaum bis an die deutsche Landesgrenze im Südwesten Deutschlands. „Die Tanklager sind hier leer.“ Und wenn doch etwas ankommt, haben die Schiffe nur 500 bis 700 Tonnen im Bauch, weiß Fels. Dies sind 20 Prozent der üblichen Mengen.

Pegelstand ist das Problem

Grund dafür sind die aktuell niedrigen Gewässer-Pegelstände am Oberrhein. Seit zwei bis drei Monaten spitzt sich daher die Lage in der heimischen Region zu, da nur etwas Ware ankommt. „Wenn kein Wasser kommt, wird es eher angespannter“, blickt der Weiler Mineralölhändler mit ein paar Sorgenfalten auf der Stirn in die Zukunft. Bis nach Stuttgart seine drei Tanklaster mit je 30 000 Litern Fassungsvermögen zu schicken, sei aufgrund der fehlenden Rentabilität keine Option.

Lenkzeiten beachten

Der weite Weg bis nach Karlsruhe führt schon jetzt angesichts der zulässigen Lenkzeiten zugleich dazu, dass ein zweiter Fahrer zum Ausfahren des Öls an die Kunden erforderlich wird. Ähnliche Klagen hört der Weiler Unternehmer auch von anderen Kollegen.

Zugriff auf Erdölvorräte

Als „Plan B“ komme noch Mannheim infrage, wo so genannten EBV-Mengen lagern. Dabei handelt es sich um eines von mehreren bundesweit verteilten Lagern des Erdölbevorratungsverbands (EBV), der Vorräte an Erdöl und Erdölerzeugnissen angelegt hat. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hatte Ende Oktober Bestände freigegeben und damit auf die angespannte Versorgungslage durch das extreme Niedrigwasser im Bereich des Mittel- und Oberrheins reagiert. Zwar ist MhW EBV-Mitglied und damit auch zuteilungsberechtigt, doch zu den bevorzugten Lösungen, der aktuellen Situation zu begegnen, zählt dieses Öl nicht. „Das Verfahren ist ein bisschen kompliziert.“ Außerdem sei der Weg noch weiter als nach Karlsruhe, wo Fels hofft, auch die nächsten Wochen noch Öl zu erhalten.

Kunden wissen um Not

Die Kunden wissen angesichts der Berichterstattungen um die Situation. Weitgehend seien sie verständnisvoll, bemerkt der Weiler Ölhändler aus zahllosen Gesprächen. Ungeduldige Kunden gebe es aber auch. „Es ist aktuell nicht anders als sonst.“ Zwischen zwei bis vier Wochen betrage die Lieferzeit derzeit. Wenn ein Kunde absolut auf dem Trockenen sitze, könne auch innerhalb von zwei Tagen geliefert werden.

Preisentwicklung unklar

Dass angesichts der hohen Preise weniger Öl getankt wird, ist laut Fels nicht unbedingt der Fall. „Es gibt aber manche, die sonst größere Mengen kaufen und nun bis zum Frühjahr warten.“ Wer weniger bestellt, zahlt pro 100 Liter aber wegen der Lieferkosten auch mehr.

Eine Prognose der Liefersituation kann laut Fels auch nicht gemacht werden. „Man kann nur spekulieren.“ Der Bruttopreis pro 100 Liter werde sich erst einmal wohl gegen 90 Euro einpendeln, nachdem zuletzt schon die 100-Euro-Marke geknackt worden ist. Doch angesichts von außenpolitischen Unwägbarkeiten wie dem Verhalten des US-Präsidenten Donald Trump könne der Betrag auch anders ausfallen.

Laut einer Bewertung auf der Online-Ölpreisvergleichs-Plattform „esyoil“ hieß es gestern, dass das Heizölgeschäft im Binnenmarkt nicht mehr richtig funktioniere. So sei die Suche nach einem günstigen Preise der Notwendigkeit zum Opfer gefallen, überhaupt Heizöl zu bekommen. Die Heizölpreistrends würden Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung geben. Der Rat: Heizöl kaufen, wenn Bedarf besteht, und dem Markt fern bleiben, falls für drei bis vier Monate Öl im Tank ist.

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