Weil am Rhein Weiterhin den Kopf über Wasser halten

Weiler Zeitung
Auch der Verein JWW bekommt Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Interview: Barbara Sauer berichtet über den Förderverein JWW in Corona-Zeiten

Weil am Rhein (aje). Die Corona-Krise macht auch dem Verein „Jugend, Weiterbildung, Wiedereingliederung“ (JWW) schwer zu schaffen. Geschäftsführerin Barbara Sauer berichtet im Gespräch mit Alisa Eßlinger über die aktuelle Lage.

Frage: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Förderverein?

Unsere lukrativen Aufträge sind durch die Krisenzeit deutlich zurückgegangen und wir haben bis jetzt noch keine Soforthilfe bekommen. Bei der IHK ist der Antrag durch, aber er hängt nun bei der L-Bank fest. Da wir als Verein eingetragen sind, stellt sich die Bank quer, aber wir sind schließlich ein wirtschaftlicher Verein und daher steht uns eine Soforthilfe von 15 000 Euro zu. Jetzt müssen wir darauf warten, aber es wird langsam eng.

Frage: Der Slogan des JWW lautet „Wir schaffen Perspektiven“. Kann man auch in solchen Zeiten noch Perspektiven für Langzeit- und Jugendarbeitslose schaffen?

Unser Ziel ist es nach wie vor, das Potenzial unserer Kunden auf den Arbeitsmarkt zu bringen, das heißt, sie fit zu machen, damit sie auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Doch die, die übrigbleiben, sind diejenigen, die schwer zu vermitteln sind. Aber wir alle stecken jetzt in einem Wandel und daher ist es schwer, eine Diagnose zu stellen. Aber die Atmosphäre bei den Kunden ist gut und auch arbeitsmäßig funktionieren sie alle gut. Es ist ja auch immer eine Sache des persönlichen Engagements, ob sich die Menschen dahinterklemmen oder nicht.

Frage: Sie bieten auch Hilfe bei Gartenarbeiten, Umzügen oder Renovierungsarbeiten an. Erhalten Sie derzeit noch Aufträge?

Wir haben zum Glück auch Daueraufträge, so pflegen wir mehrfach im Jahr die Grünflächen der städtischen Wohnbau. Das läuft auch sehr gut, aber es reicht nicht aus. Wir brauchen auch die Aufträge wie Umzüge oder Renovierungsarbeiten, damit wir uns über Wasser halten können.

Frage: Wie viele Menschen werden derzeit gefördert? Erkennen Sie dabei einen Zusammenhang mit der Krise?

Wir haben momentan vier Langzeitarbeitslose, die wir fördern. Jugendliche haben wir momentan keine. Das ist wirklich sehr untypisch. Dass wir momentan weniger Arbeitslose betreuen, hängt aber nicht mit der Krise zusammen. Vor der Krise war die Arbeitslosenrate niedrig, daher war die Nachfrage auch geringer. Nach der Krise kann sich das noch ändern, schließlich ist nun die Arbeitslosenrate so hoch wie lange nicht mehr.

Frage: Wie sieht es momentan auf dem Arbeitsmarkt aus? Sind Vermittlungen derzeit realistisch?

Für Jugendliche ist es momentan sehr schwierig, weil die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt kompliziert ist. Es gibt kaum noch Programme vom Jugendcenter. Und auch die Langzeitarbeitslosen müssen einen langjährigen Bezug von Harz IV laut Sozialgesetzbuch nachweisen. Nach diesem Gesetz müssen die Kunden festangestellt werden, damit sie Förderung erhalten. Jeden Tag gibt es immer wieder etwas Neues, daher ist es momentan nicht realistisch, Schlüsse daraus zu ziehen.

Frage: Wie wird es in den kommenden Monaten mit dem Förderverein weitergehen?

Ich weiß leider nicht, wie es weitergehen wird. Es kann sein, dass wir Ende Juli dicht machen müssen, aber wenn die Aufträge wieder anziehen, dann kann es weitergehen. Wir hängen einfach in der Luft, aber wir müssen die Fahne aufrechterhalten. Die drei Monate haben uns ein erhebliches Defizit beschert.

Frage: Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der Krisenzeit mit?

Noch kann ich keine Schlüsse aus dieser Krise ziehen. Wir wurden ins kalte Wasser geschmissen und nun müssen wir schauen, dass wir den Kopf über Wasser halten. Alles ändert sich schnell sowohl im privaten wie im beruflichen und unternehmerischen Bereich.

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