Grundel profitiert
Es gibt aber auch Profiteure der ökologischen Veränderungen: Invasive Arten, wie die Schwarzmeer-Grundel, haben sich inert vier Jahren zum Massenfisch entwickelt. Die Universität Basel hat ihre Population im Hafenbecken untersucht und 70 bis 80 Stück pro Quadratmeter gezählt.
Natur findet Lösung
Doch bevor der Mensch meint, wieder „regulierend“ eingreifen zu müssen, scheint die Natur eine Lösung zu finden: Heimische Raubfischarten wie Hecht, Zander sowie der vom Bodensee zugewanderte, bis zu 1,60 Metern große Wels, der sich seit dem Hitzesommer 2003 „pudelwohl bei uns fühlt“, seien auf den Grundel-Geschmack gekommen. Ihre Zahl habe deutlich zugenommen. „Das Räuber-Beute-System schlägt zugunsten der Räuber aus“, schmunzelt Geugelin.
Immer wieder bleibt er an einer der Informationstafeln des 1997 angelegten Fischereilehrpfads stehen und erläutert die teilweise von ihm selbst illustrierten detailreichen Informationen. 47 Fischarten gibt es am Oberrhein, darunter verschiedene Weißfischarten, Karpfen, Braxen, Barben und auch Nasen. Rückläufig sei die Population der Flussbarsche, der Rotauge so gut wie verschwunden. Die Äschen, die hohe Ansprüche an Wasserqualität und -temperatur stellen, gebe es kaum noch. Und dem Aal, „früher von Mai bis August ein lukrativer „Brotfisch“, der in Reusen gefangen wurde, geht es wie dem Lachs: Die Staustufen am Oberrhein und die Turbinen der Wasserkraftwerke sind tödliche Fallen. Zwar wurden immer mehr Staustufen, wie die bei Märkt, mit Fischtreppen versehen, aber es sind eben längst nicht alle entsprechend ausgerüstet.
Bis das Ziel, eine stabile Lachspopulation anzusiedeln, erreicht ist, dürfte trotz des einen oder anderen gesichteten Exemplars noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen. Die IGAR setzt sich derweil für weitere ökologische Aufwertungen des Gewässers und seiner Zuflüsse ein, für den Anschluss des Hodbachs bei Istein und für die Märkter Weiher, den Resten der früheren Altrheinarme, deren Pegel sinkt.
Besonderes Augenmerk gilt dem kühlen und schattigen Grundwasserkanal. Geugelin zufolge ein ideales Aufzuchtgewässer – auch für Salmonide.
Geschichte
Stand die Fischerei ursprünglich am Oberrhein jedermann zu, wurden die Gewässer im Mittelalter den Fischern auf Zeit verpachtet, wofür sie einen Zins zahlen mussten. Ab dem 18. Jahrhundert verpachteten die Gemeinden ihre Fischgewässer zugunsten der Gemeindekasse, meist an in Zünften organisierte Fischer.
Wegen seiner Armut hatte Märkt schon im 16. Jahrhundert das Hoheitsrecht für die Fisch- und Vogelwaid im Rhein und in der Kander. Vom Fischzins waren die Märkter weitgehend befreit, lediglich für die Lachswaid im Rhein und den Altwassern sowie für das Krebsen in der Kander mussten sie jährlich zehn Schilling an die Röttler Herrschaft entrichten. Zudem mussten sie der Gemeinde Haltingen 50 bis 60 Pfund Lachs liefern. Das galt als Pacht für das von den Hiltelinger Fischern im 17. Jahrhundert aufgegebene Revier, als ihr Dorf am Rhein in Kriegen zerstört wurde und sie nach Haltingen umsiedelten. Die Situation heute Seit 2007 vertritt die Interessengemeinschaft Altrhein (IGAR) elf Fischereivereine entlang der Pachtstrecke von Weil am Rhein bis Breisach – mit Ausnahme der Strecke in Neuenburg. Auf den rund 33 Pachtkilometern der IGAR gilt für die Mitglieder nun eine Angelkarte. Die IGAR organisiert – quasi als Nachfolgerin der mittelalterlichen Fischerzünfte – nicht nur die Pacht der staatlichen Rheinlose für alle Mitgliedsvereine, sondern will sich auch für die ökologische Aufwertung des Gewässers, etwa dessen Durchgängigkeit für Lachsfische einsetzenen.
„Wir haben im Verbund eine bessere Durchsetzungskraft gegenüber den Behörden“, betont Hans-Dieter Geugelin, der den IGAR-Vorsitz im Frühjahr an Christof Klemt abgegeben hat. Im Blick hat die IGAR dabei nicht nur Verbesserungsvorschläge für den naturnahen Anschluss der Rhein-Nebenflüsse, sondern auch die Regulierung der Kormoranbestände.