Weil am Rhein „Wenn alles so bleibt, ist das super“

Jennifer Ningel
Tiana Gottstein ist als Quereinsteigerin die erste hauptamtliche Feuerwehrfrau in Weil. Foto: Jennifer Ningel

Interview:
Tiana Gottstein ist Weils erste hauptamtliche Feuerwehrfrau und Quereinsteigerin. Sie studierte in Lörrach und Kiel, arbeitete auf einem Kreuzfahrtschiff und übernimmt nun die Verwaltungsaufgaben bei der Weiler Feuerwehr.

Tiana Gottstein hat in ihrem Leben schon einiges geschafft. Wie sie zur Feuerwehr kam, erzählt sie uns.

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit?

Es gibt nichts, was mir nicht gefällt. Jeder Tag ist anders. Ich habe die klassischen Verwaltungsaufgaben, aber auch Aufgaben im Bereich der Feuerwehr und seit neuestem des Bevölkerungsschutzes.

Wie kommt man dazu, sich auf eine hauptamtliche Stelle bei der Feuerwehr zu bewerben?

Das war ein Zufall. Ich habe Public Management in Kiel studiert und musste im Rahmen des dualen Studiums vier Praktika machen. Eines davon habe ich auch bei der Stadtverwaltung Weil am Rhein absolviert. Dort war ich beim Rechts- und Ordnungsamt. Meine Betreuerin fragte mich, ob ich alle Abteilungen einmal sehen möchte. Ich wollte das und kam so für zwei Wochen auch zur Feuerwehr. Im Rahmen des Praktikums kam dann auf, dass die Stelle frei wird. Als ich mich bewarb, ging es aber erst mal nur um die Verwaltungsaufgaben. Erst danach folgte die Entscheidung, dass ich auch die Grundausbildung machen möchte.

War es eine große Umstellung, bei der Feuerwehr anzufangen?

Bis auf meine Praktika habe ich vorher keine klassische Verwaltung gekannt, von daher war es auch keine Umstellung. Klar ist es anders, wenn man den Funk der Leitstelle dauerhaft mithört oder wenn der Alarm losgeht und plötzlich alle losrennen. So manche Kolleginnen und Kollegen aus dem Rathaus wundern sich schon, wie wir bei all dem Trubel mit Funk & Co. arbeiten können. Aber für uns ist das normal.

Werden Sie ohne Vorerfahrung von den Kollegen ernst genommen?

Ich habe von Anfang an nichts Negatives mitbekommen. Alle waren direkt sehr offen. Es gab kein Problem, dass ich als Externe dazu gekommen bin. Sie haben sich eher gefreut, dass ich da war, da die Stelle auch unbesetzt war. Auch mit den Ehrenamtlichen hatte ich keine Probleme.

Wie war der Lehrgang zur Feuerwehrfrau? War es eine zusätzliche Belastung zum Arbeitsalltag?

Ich habe die Grundausbildung von Mitte Oktober bis Anfang November gemacht. Am Anfang war ich nervös, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. In den ersten eineinhalb Wochen standen Termine abends und an Samstagen auf dem Plan. Das merkt man dann schon nach acht Stunden Arbeit, auch wenn die Ausbilder die Themen sehr interessant vermittelt haben. Die letzte Lehrgangswoche wurde tagsüber absolviert. Jetzt überwiegt die Freude, auf Einsätze mit zu dürfen.

Wollen Sie noch weitere Lehrgänge machen?

Ich möchte noch die Sprechfunkerausbildung und die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin machen. Da bin ich gerade dran. Dann kann ich überall auf den Fahrzeugen mitfahren. Der ABC-Lehrgang wäre bestimmt auch sehr interessant. Ansonsten gibt es im Verwaltungsbereich verschiedene Aufgaben, für die ich gewappnet sein möchte.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Auf jeden Fall möchte ich mich im Feuerwehrbereich weiterentwickeln und eine gewisse Einsatzroutine bekommen. Ich habe aber schon viel erreicht: Der Job gefällt mir und wenn alles so bleibt, ist das super.

Waren Sie schon bei Einsätzen dabei?

In meinem Praktikum wurde ich zwei- oder dreimal mitgenommen. Seit ich meine Grundausbildung absolviert habe, war es jedoch relativ ruhig. Hauptsächlich wurde wegen Ölspuren und Brandmeldeanlagen ausgerückt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Um 7.15 Uhr beginnt der Tag mit dem sogenannten „Antreten“. Da werden kurz die Termine des Tages besprochen, alles, was sonst noch so ansteht,und das Wichtigste vom Vortag. Ebenso erfolgt die Wacheinteilung. Danach kümmere ich mich um meine Verwaltungsaufgaben: Rechnungen bezahlen, das Einpflegen der Einsätze ins System und so weiter. Ein großer Teil ist aber die Projektarbeit. So gibt es relativ wenig, was sich wiederholt.

Können Sie sich vorstellen, in Inzlingen zur Freiwilligen Feuerwehr zu gehen?

Ja. Das sollte man grundsätzlich schon machen, immer dort, wo man wohnt. Ich habe für mich entschlossen, dass ich erst meine drei Lehrgänge zu Ende mache und dann eintrete.

Denken Sie, es sollte mehr hauptamtliche Feuerwehrfrauen geben?

Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob es Männer oder Frauen sind. Die Person sollte einfach nur auf die Stelle passen. Jede und jeder sollte machen können, was sie oder er möchte, ob das nun bei der Feuerwehr, der Polizei oder sonst wo ist. Wichtig ist, keine Hemmschwelle zu haben.

Sehen Sie sich in einer Vorreiterrolle?

Aus meiner Perspektive nicht, aber wenn ich mit anderen darüber rede, etwa mit der Familie oder dem Freundeskreis, dann bekomme ich schon immer zu hören, dass es schon etwas Besonderes sei, was ich da mache. In der Freiwilligen Feuerwehr gibt es außerdem schon viele Frauen. Ich sehe das Ungewöhnliche eher darin, dass ich Quereinsteigerin bin.

Tiana Gottstein

Die 27-Jährige
 hat von 2015 bis 2018 „BWL Tourismus“ an der DHBW Lörrach und von 2019 bis 2023 „Public Management“ in Kiel studiert. Ein halbes Jahr arbeitete sie auf einem Kreuzfahrtschiff.

Die Inzlingerin
 macht gerne Sport, spielt Querflöte beim Inzlinger Musikverein, war dort im Vorstand tätig und wird in die Freiwillige Feuerwehr ihrer Heimatstadt eintreten. 

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