Weil am Rhein Wenn „Bella Ciao“ die Nachbarn zur Tiefgarage lockt

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Für das Foto kamen die Musiker aus dem Haus: Valerie Nordmann, Maximilian Ebert, Birgit Polossek, Rosi Degen, Birgit Graalfs, Nicola Randozzo und Eberhard Quebe-Fehling (v.l.). Foto: Alisa Eßlinger

Nachbarschaft: Fünf Erwachsene und zwei Kinder geben täglich ein kleines Konzert an der Heldelinger Straße in Haltingen

Weil am Rhein-Haltingen - Wenn die Posaune um 18 Uhr ertönt, treibt es die Nachbarn an der Heldelinger Straße im Haltinger Unterdorf auf den Tiefgaragenplatz. Seit dem 23. März spielen täglich musikalische Anwohner ein kleines Konzert für ihre Nachbarn.

Freude auf das abendliche Konzert

„Meine Kinder warten schon immer darauf, dass 18 Uhr ist und die Kirchenglocken aufhören zu läuten. Aber auch wir Erwachsenen freuen uns immer auf das abendliche Konzert“, berichtet die Anwohnerin Natascha Wachs. Die Mobiltelefone füllen sich mit Videos und Passanten halten spontan an, um dem Straßenkonzert zu lauschen. „Es ist wie ein kleines Straßenfest“, erzählt Wachs weiter.

Fünf Erwachsene und zwei Kinder spielen abwechselnd aus dem Garten, vom Balkon, aus dem Haus oder auf der Straße. Angefangen hatte es mit einem Aufruf des Musikvereins und daraufhin sprach die Anwohnerin der Heldelinger Straße, Rosi Degen, den Bezirksobmann der Posaunenchöre des Markgräflerland-Oberrhein, Eberhard Quebe-Fehling, an, ob er nicht ein Liedchen für die Nachbarschaft spielen würde. Und so erklang zum ersten Mal die „Ode an die Freude“ am 23. März.

Nachbarn steigen nach und nach mit ein

Die anderen Nachbarn sind dann nach und nach mit eingestiegen. Zu dem Quintett gehören die beiden Querflötenspielerinnen Birgit Graalfs und Valerie Nordmann sowie die Saxophonistin Birgit Polossek. Auch Petra Thoma trägt mit ihrer Meldoka zu dem Nachbarschaftskonzert bei.

„Mich hatten meine direkten Nachbarn gefragt, ob ich nicht einsteigen wollen würde. Und ich habe mir gedacht: Na dann mach ich mal mit“, erzählt Polossek.

„Mein Mann und ich waren auf einem Spaziergang und so haben wir davon erfahren, denn eigentlich wohnen wir eine Straße weiter“, erklärt Graalfs. Seitdem kommt sie mit ihrer Querflöte vorbei.

Nordmann musste erst warten, bevor sie mit einsteigen konnte, denn ihre Querflöte lag noch in Basel.

Seit gut einer Woche trauen sich auch die beiden Jungen, Nicola Randozzo mit seiner Gitarre und Maximilian Ebert mit der Blockflöte, an Beethovens „An die Freude“.

„Das ist ein schönes Ritual“

„Das ist ein schönes Ritual“, findet Degen und auch Nordmann sagt, dass es eine willkommene Abwechslung ist. „Man ist richtig motiviert zu üben. Schließlich kann man es sonst den Nachbarn nicht zumuten“, lacht Graalfs. Sie habe seit 32 Jahren ihre Querflöte nicht mehr angerührt und erst jetzt wieder angefangen.

Nordmann ging es ähnlich, sie hatte seit 20 Jahren nicht mehr gespielt und erst jetzt ihr Instrument wieder herausgeholt.

Konzert rückt die Nachbarschaft enger zusammen

Alle Musiker sind sich einig: Das kleine Konzert „rückt die Nachbarschaft enger zusammen“. Davor gab es vielleicht einmal ein „Hallo“ über den Zaun, weiß Polossek. Sie spielt normalerweise Saxophon in einer Big Band, doch durch Corona fehle ihr das Üben und sie ist froh über die Alternative.

Gemeinsam üben geht durch die Kontaktsperre nicht und über den Garten sei man einfach zu weit weg, sagt Graalfs. Daher suche sich jeder individuell ein Stück aus. „Es ist auch schon vorgekommen, dass wir uns dasselbe Stück ausgesucht haben. Aber das macht ja nichts, das Lied klingt bei jedem schließlich anders“, erklärt Nordmann.

Anfängliche Nervosität  hat sich gelegt

Zu Anfang war zwar die Nervosität da, aber das habe sich nun gelegt, erzählt sie weiter. Für Polossek hat es geholfen, in den eigenen vier Wänden zu spielen. „Außerdem nimmt es hier niemand übel, wenn mal ein falscher Ton herauskommt“, sagt Graalfs.

Jeder von den Erwachsenen spielt dabei je zwei Lieder, die Kinder je ein Lied nach der ersten Runde. Den Höhepunkt und damit das Ende des Konzerts bildet das Lied „Bella Ciao“. „Die Kinder singen schon immer mit“, erzählt Wachs. Und zum Geburtstag spielt das Quintett mal für Nachbar Patrick Wachs ein „Happy Birthday“-Ständchen.

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